Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange hat in ihrer Rede zum 100. Gründungstag der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig die Notwendigkeit unabhängiger und kritischer Medien bekräftigt. „Die Demokratie erfordert eine freie Meinungsbildung der Bürger. Diese wird nur gewährleistet, wenn die Bürger gut recherchierte und unabhängige Informationen erhalten. Dies ist Aufgabe von Zeitungen, Radio- sowie Fernsehsendern und Internet-Publikationen. Die Medien sind die sogenannte vierte Gewalt im Staate. Sie haben das Recht und die Pflicht, diese Aufgabe wahrzunehmen“, erklärte Staatsministerin Dr. Stange auf der 61. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vor Fachleuten, Vertretern der Universität und der Medien.

Eine unabhängige Presse, die seriös recherchiere und berichte und nicht der Versuchung verfalle, mit Blick auf Verkaufszahlen und Einschaltquoten zu skandalisieren, sei aber nicht selbstverständlich. Voraussetzung seien Journalisten, die den hohen Ansprüchen gerecht würden. Diese gebe es nur, wenn es Institutionen gebe, die gute, kritische Journalisten ausbilden“, erklärte Ministerin Stange. Sie lobte die Universität Leipzig für ihre Medienausbildung. Viele namhafte Journalisten, die heute entscheidende Positionen in der deutschen Medienlandschaft innehaben, hätten ihr Handwerk in Leipzig gelernt.

Bezugnehmend auf die aktuellen Verunglimpfungen, Beschimpfungen und sogar tätlichen Angriffe auf Medien und Journalisten, stellte Ministerin Stange fest: „Wir müssen die Presse vor haltlosen und tätlichen Angriffen schützen und gegen pauschale und unsachliche Verunglimpfungen verteidigen. Wir spüren ein schwindendes Vertrauen in Teilen der Bevölkerung in die Berichterstattung. Es herrscht teilweise ein Misstrauen, das nicht mehr rational zu erfassen ist. Ich halte Skepsis grundsätzlich für etwas Positives. Nur eine gewisse Distanz ermöglicht eine sachliche und notwendige Kritik. Nur wenn man Dinge hinterfragt und Kritik übt, können sie verbessert werden. Aber die Distanz mancher aktueller Radikalkritiker geht viel zu weit und ist durch nichts gerechtfertigt. Wir müssen Zeitungen und Rundfunkanstalten gegen unberechtigte Anschuldigungen und Angriffe in Schutz nehmen und verteidigen. Freie Medien sind ein Grundpfeiler unserer Demokratie.“

Der heute an der Universität Leipzig veranstaltete „Festakt 100 Kommunikationswissenschaft in Deutschland“ feiert eine Initiative des Nationalökonomen und Zeitungskundlers Karl Bücher, der am 5. Januar 1915 beim Königlichen Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts in Dresden die Einrichtung eines Studienganges für „die Erziehung eines Journalistenstandes, der in wissenschaftlicher, technischer und sittlicher Hinsicht seinen großen Aufgaben gewachsen ist“ beantragte. 1916 errichtete er an der Universität Leipzig dann das erste Institut für Zeitungskunde in Deutschland. Bücher gilt damit als einer der Gründerväter der Zeitungswissenschaft, da er die Expansion der Presse zur damaligen Zeit, die Professionalisierung des Journalistenstandes und die Schaffung eines praxisorientierten Studienganges forcierte.

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