Bevor Leipzig-Grünau ab morgen offiziell seine 40-Jahres-Party steigen lässt, haben es die Kinder und Jugendlichen des Stadtteils bereits letzten Freitag krachen lassen. Rund 70 Teilnehmer kämpften bei einer Spaßolympiade auf dem Grünauer Marktplatz gegen die Elemente an. Ein gutes Dutzend Verbände und Initiativen hatten dieses Jugendevent gemeinsam auf die Beine gestellt.

Die Schaumkanone stand nicht still. Immer wieder füllte sie den etwa zehn  Quadratmeter großen Holzverschlag mit der weißen Pracht. Und immer wieder verschwanden Drei-Käse-Hochs fröhlich qietschend im Schaum. Komplett. Sekunden später tauchten sie im Ganzkörperschaumkostüm wieder auf und reckten zufrieden eine der zuvor versteckten Kugeln in die Höhe. Aufgabe erfüllt, die Punkte für den Laufzettel waren gesichert.

An insgesamt neun Stationen bewiesen die jungen Leute ihr Geschick. Vom Feuer löschen über Pantomime im Luftzelt bis hin zum Fangen von aus einer Luftdruckkanone abgefeuerten Styroporkugeln war so einiges dabei. Klar gab es auch Preise zu gewinnen, doch selbst wer diesbezüglich leer ausging, behält diesen erlebnisreichen Nachmittag bestimmt noch eine Weile in Erinnerung. Getreu dem olympischen Motto: Dabei sein ist alles.

Wie es sich für richtige Olympische Spiele gehört, gingen die Kinder und Jugendlichen nicht als Einzelkämpfer an der Start, sondern als Länderteams. “Jede Gruppe bekam ein Land zugeordnet, das relativ unbekannt ist. Damit wollten wir Nationalitätenkonflikte verhindern”, erklärte Sascha Golais, der in Grünau als Streetworker arbeitet und zum Organisationsteam des Jugendevents gehörte.

Mit Wasserkraft jagt Team "Liechtenstein" die Kugeln ins Ziel. Foto: Jan Kaefer
Mit Wasserkraft jagt Team “Liechtenstein” die Kugeln ins Ziel. Foto: Jan Kaefer

Mitorganisatorin Maria Urban ergänzte: “So wurden die Teilnehmer auch angeregt, sich mit den verschiedenen Kulturen auseinanderzusetzen. Über das Internet wurden Informationen  eingeholt: Wie sieht die Flagge aus? Wo liegt das Land? Welche Besonderheiten gibt es dort?”. Es sei, so die Leiterin des Jugendclubs “Arena”, ein Blick über den Tellerrand gewesen.

Die Grünauer Jugendeinrichtungen, Schulsozialarbeiter, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie Flüchtlingsunterkünfte richten seit 2011 einmal jährlich eine solche gemeinsame Party aus. Ein klarer Fingerzeig dafür, dass die Zusammenarbeit in Leipzigs jüngstem Stadtteil hervorragend zu funktionieren scheint.

Doch erstmals rückten die Organisatoren das Jugendevent mitten ins Zentrum Grünaus. “Weil hier das Herz von Grünau schlägt und es hier am besten klappt, Kinder, Jugendliche und Eltern zu erreichen”, begründet Golais den Standortwechsel im Jubiläumsjahr. Urban sah noch einen weiteren Vorteil dieser Maßnahme: “Wir wollten den Zuschauern und Anwohnern unsere Arbeit präsentieren und damit sichtbar  machen, was wir als Jugendhilfeeinrichtungen hier in Grünau so alles leisten”.

Einen ganzen Freitag-Nachmittag belebte die Grünauer Jugend den Marktplatz im Herzen des Stadtteils. Foto: Jan Kaefer
Einen ganzen Freitag-Nachmittag belebte die Grünauer Jugend den Marktplatz im Herzen des Stadtteils. Foto: Jan Kaefer

Dieser Plan dürfte aufgegangen sein. Immer wieder hielten die Passanten auf ihrem Weg zwischen Allee-Center und Straßenbahn-Haltestelle inne und hatten oft selbst ein Lächeln im Gesicht, wenn sie sahen, mit wie viel Spaß der Nachwuchs hier am Werke war.

“Am Anfang war ich noch ein bisschen skeptisch”, verriet Golais im L-IZ-Interview, “doch als das Spiel lief und ich mir das Geschehen einfach mal in Ruhe von draußen angeschaut habe, konnte ich sehen, dass die Kids super viel Spaß hatten und dass trotz des Regens auch das Drumherum stimmte. Am Ende war ich sehr zufrieden damit, wie das alles ablief”.

Das Highlight des Tages war für den 28-Jährigen ganz klar das allgegenwärtige  Schaumbad. Auch er konnte dem weißen Reiz nicht widerstehen und lieferte sich immer wieder Schaumschlachten mit kichernden Kindern. “Diese riesige Schaumparty hier auf dem Marktplatz war ein vollkommen neues Erlebnis für Grünau”, freute sich auch Maria Urban darüber, dass die monatelangen Vorbereitungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Nach der Schaumschlacht: Mitorganisator Sascha Golais (li.) stimmt sich mit Künstler Robert Schiller ab, der das Spielkonzept entwickelt hatte. Foto: Jan Kaefer
Nach der Schaumschlacht: Mitorganisator Sascha Golais (li.) stimmt sich mit Künstler Robert Schiller ab, der das Spielkonzept entwickelt hatte. Foto: Jan Kaefer

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