Am 2. Juni 2016 hatte die AULA-Initiative zur 3. City-Tagung eingeladen. Dabei sollte es um die vielfältigen Aufgaben der Leipziger Aue gehen, die sich im Spannungsfeld zahlreicher unterschiedlicher Interessen befindet. Beispielsweise stehen sich Naturschutz und Freizeitnutzung gegenüber, bis hin zu Plänen einer intensiven Tourismusentwicklung in der Region. Ein anderer Konflikt entsteht immer wieder zwischen Natur- und Hochwasserschutz. AULA ist eine Initiative von NuKLA und NABU-Regionalverband Leipzig, die auch von anderen Vereinen, Institutionen und Fachleuten unterstützt wird. Ihr Ziel ist es, die Auenlandschaft entlang der Weißen Elster naturverträglich und nachhaltig zu entwickeln und auentypische Verhältnisse wiederherzustellen.

Akteure aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft sollen dafür länder- und fachübergreifend zusammenarbeiten. Ein besonderes Anliegen ist dabei der Schutz des Leipziger Auenökosystems als Natur- und Kulturerbe der Region. Um diese Zusammenarbeit zu intensivieren, wurde die City-Tagung ins Leben gerufen. Fachleute, Vertreter von Behörden und Vereinen kommen dabei zum Informations- und Meinungsaustausch zusammen.

Am Mittwoch begann das dritte derartige Treffen mit einer Exkursion durch die Burgaue. Geführt von Karl Heyde, Mitarbeiter des Naturkundemuseums Leipzig, konnten einige der drängenden Fragen an Beispielen direkt vor Ort betrachtet und besprochen werden. Im Anschluss folgte ein Abendprogramm mit Fachvorträgen zu ökologischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Fragen rund um Auen und Gewässernutzung.

Wolfgang Stoiber vom NuKLA e.V. begrüßte die Teilnehmer und schilderte das Anliegen der AULA-Initiative, im Anschluss berichtete René Sievert vom NABU Leipzig über die Aktivitäten von AULA und kooperierenden Verbänden in den vergangenen Monaten. Vertreter der Landesdirektion Sachsen informierten über das geltende Wasserrecht, Dr. Hans-Joachim Gericke von der Landesstiftung Natur und Umwelt sprach über Umweltbildung in der Aue und den Wandel des gesellschaftlichen Bildes von Auen, Sümpfen und Wildnis. Dr. Christian Franke vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie erörterte das Potential des Leipziger Auensystems, das als FFH-Gebiet zum europäischen Naturerbe gehört und geschützt werden muss. Den großen Handlungsbedarf beim Schutz der Auen an deutschen Flüssen erläuterte auch Florian Meyer vom Bundesamt für Naturschutz in seinem Vortrag: Zwei Drittel der ehemaligen Auenflächen sind verloren gegangen, der verbliebene Rest wird zu 90 Prozent intensiv genutzt, nur noch 10 Prozent stehen für natürliche Prozesse zur Verfügung, Hartholzauwald wächst nur noch auf 1 Prozent der verbliebenen Auenfläche. Das zeigt, wie wichtig alle Bemühungen sind, diesen Lebensraum in der Leipziger Auenlandschaft dauerhaft zu erhalten.

Dass Hochwasser- und Auenschutz sich nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen, wurde im Vortrag von Marcel Möller deutlich, der als Vertreter der Thüringer Landgesellschaft über Renaturierung und Deichrückbau an der Weißen Elster berichtete. Während in Sachsen Deiche verstärkt und neu gebaut werden, verfolgt der Freistaat Thüringen an geeigneten Flussabschnitten eine andere Strategie, die den Flüssen wieder mehr Raum und der Aue mehr Platz zurückgibt.

Zum Abschluss des Vortragsprogramms berichtete Anja Werner vom Leipziger Umweltbund Ökolöwe über Aktuelles zum Floßgraben. Dabei wurde erneut deutlich, dass die Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Naturschutzverbänden zu den existierenden Fragen und Problemen nicht optimal verläuft. Das zeigte auch die kleine Debatte, die sich dem Vortrag anschloss und die sich einmal mehr am Eisvogelschutz entzündet hatte, den die Naturschützer für nicht ausreichend halten. Den versöhnlichen Abschluss bildete ein kurzer Film mit Luftbildern der Leipziger Nordwestaue.

In angenehmer Atmosphäre fand ein nützlicher, fachlicher Meinungsaustausch statt. NuKLA e.V., Organisator der City-Tagung, ist deshalb mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. Die Leipziger Naturschutzverbände hoffen, dass die bei der City-Tagung angesprochenen Probleme und Beispiele in Leipzig weiter konstruktiv diskutiert werden. Dazu gibt es bereits mehrere Gesprächsplattformen, wie beispielsweise die Leipziger Auengespräche.

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