Startschuss für die Arbeit einer neuen Kolleg-Forschergruppe an der Universität Leipzig: In einem internationalen Team erforschen rund 50 Wissenschaftler die „Vielfalt der Säkularitäten“. Der „Kick-off-Workshop“ findet vom 27. bis 29. Juni in der Leipziger Universitätsbibliothek statt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Gruppe mit rund vier Millionen Euro - eine weitere Stärkung der Leipziger Religionsforschung in Religionswissenschaft und Kultursoziologie und ihrer Kooperationspartner aus Fächern wie Arabistik, Ethnologie, Geschichte, Sinologie und Theologie.

Die Kolleg-Forschergruppe „Multiple Secularities – Beyond the West, Beyond Modernities“ gliedert sich ein in eines der strategischen Forschungsfelder der Universität Leipzig, „Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt“. Am Auftaktworkshop nehmen 50 Wissenschaftler teil, unter anderem aus den USA, Israel, Indien und Indonesien. Höhepunkt des Workshops ist die Eröffnungsfeier der Kolleg-Forschergruppe am Montagabend mit einem Festvortrag von Professor Andrew March (Yale University) zum Zivilstaat im Islam. Es werden rund 100 Gäste erwartet.

„Unser Ziel ist es, dass sich bei dem Workshop alle Projektbeteiligten kennenlernen, einen Eindruck vom Projekt und unserem Forschungsvorhaben für die kommenden Jahre bekommen und dadurch der Grundstein für die kooperative Arbeit über Disziplin- und Kontinentgrenzen hinweg gelegt wird“, sagt Prof. Dr. Christoph Kleine vom Religionswissenschaftlichen Institut, einer der Initiatoren.

Der Sprecher des Leipziger „Centre for the Study of Religion“ und die Religions- und Kultursoziologin Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr erforschen seit Jahren die Grenzgebiete zwischen religiösen und säkularen Gesellschaftsbereichen. Ihnen geht es um die Aushandlungsprozesse und oft konfliktträchtigen Szenarien, die sich in aller Welt um die Verhältnisbestimmung zwischen Religiösem und Nichtreligiösem sowie um die Grenzen der Religion vollziehen.

„An vielen Orten wird um die Arrangements der Verhältnisbestimmung gestritten. Die Art der Auseinandersetzung und die Lösungen, die gefunden werden, sind aber sehr unterschiedlich“, erläutert Monika Wohlrab-Sahr. Deshalb spreche man in dem Projekt bewusst nicht von „Säkularisierung“, sondern von „Säkularitäten“. Zudem seien die Aushandlungsprozesse kein Merkmal der westlichen Moderne, sondern schon in früheren Zeiten und in anderen Weltregionen zu beobachten gewesen, wie der Religionshistoriker Christoph Kleine aus seiner Forschungspraxis heraus bestätigen kann. Historische Erfahrungen und kulturelle Prägungen, so eine Vorannahme des Projekts, beeinflussen in hohem Maße die unterschiedlichen Verhältnisbestimmungen zwischen religiösen und säkularen Gesellschaftsbereichen in der Gegenwart.

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