Nachdem mit fast 160 öffentlich nutzbaren Ladepunkten im Stadtgebiet das Fundament zum Laden von Elektroautos in Leipzig gelegt wurde, haben Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Institutionen und der Leipziger Gruppe, mit den Unternehmen Leipziger Stadtwerke, Verkehrsbetriebe und Wasserwerke, im Beisein von Oberbürgermeister Burkhard Jung vier LED-Straßenlaternen mit der Möglichkeit zum Laden von E-Autos in der Mozartstraße eröffnet.

Die Laternen wurden von Wissenschaftlern der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) und der Leipziger Gruppe entwickelt. Die Leipziger Gruppe überführte die technischen Komponenten in ein barrierefreies und intermodales Ladekonzept, welches sich in Laternen integrieren lässt. Finanziert wurde die Forschungskooperation im Rahmen des Programms „Schaufenster Elektromobilität“ der Bundesregierung durch Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

„Wirtschaft und Forschung arbeiten in Leipzig zusammen, nicht nur in der Theorie, sondern auch ganz praktisch in Forschung und Anwendung. Solche Kooperationen gilt es zu entwickeln und auszubauen“, so Oberbürgermeister Burkhard Jung.

Die Idee hinter dem Projekt ist relativ einfach: Während es auf dem Land oder bei Eigenheimen einfach ist sein Elektroauto zu laden, muss sich die Ladeinfrastruktur in Städten nachhaltig ins Straßenbild integrieren. Die Vorteile des Laternenparkens liegen auf der Hand: Laternen sind bereits vorhanden und können einfach nachgerüstet werden. Falls die Leistung des vorhandenen Beleuchtungsnetzes ausreicht, müssen nicht einmal neue Stromleitungen verlegt werden. E-Autos können so über Nacht geladen werden.

Prof. Gesine Grande, Rektorin der HTWK Leipzig: „Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Kooperation zwischen kommunalen Unternehmen und unserer Hochschule zu einem schnellen Transfer von Innovationen in die Praxis führt. Davon profitieren vor allem die Leipziger, aber auch die Firmen vor Ort, welche die Ergebnisse dieses Pilotprojekts weiter vermarkten werden.“ Für die HTWK Leipzig leitete Prof. Andreas Pretschner das Projekt.

Als modulares System passt die entwickelte Ladestation in alle vorhandenen Laternentypen. Allerdings müssen diese an die jeweilige Bedingung vor Ort angepasst werden. Zwar reicht vielerorts die Leitungsinfrastruktur nicht zum Schnelladen von Autos, doch die Leistung ermöglicht in der Regel Autos über Nacht in Wohngebieten vollständig zu laden.

„Dieses Pilotprojekt zeigt, wie smarte Lösungen in die urbane Infrastruktur integriert werden können. Aus einfachen Straßenlaternen wird eine multifunktionale Infrastruktur. Mit solchen Ideen können wir Schritt für Schritt die wachsende Stadt lebenswerter mitgestalten. Hier stehen wir erst am Anfang“, so Dr. Norbert Menke, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Stadtholding.

Im Leipziger Musikviertel in der Mozartstraße wurden für das Projekt alle Herausforderungen gemeistert. Vier neue LED-Laternen beleuchten die Straße und sind mit je einer Ladestation ausgestattet. Das Laden ist genau so einfach wie an anderen Lademöglichkeiten im Stadtgebiet. Einfach mit der Ladekarte die Station freischalten, Auto und Station verkabeln und schon startet der Tankvorgang. Die Bedienung erfolgt über ein Touchpad.

Prof. Immo Fritsche vom Institut für Psychologie der Universität Leipzig: „Im sozialpsychologischen Teil des Projekts haben wir uns die Frage gestellt: Was bringt Menschen in die E-Autos? Preissenkungen? Verbesserte Handhabbarkeit oder Reichweiten? Das meinten zumindest die von uns interviewten Bürger und Elektromobilitätsexperten. Wir haben in unseren Studien und Versuchen aber herausgefunden, dass noch ein ganz anderer Faktor entscheidend ist, den Experten wie Laien in der Regel übersehen: Das Verständnis der Mobilitätswende als kollektives Projekt. Nachhaltige Mobilität schafft nicht der oder die Einzelne, sondern nur die Gemeinschaft. Einzelne erleben hier eher Hilflosigkeit. Daher kommt es – neben persönlichen Kosten-Nutzen-Abwägungen – darauf an, ob Menschen wahrnehmen, dass es innerhalb ihrer Community oder ihrer Stadt einen gemeinsamen Trend zur nachhaltigen Mobilität gibt und kollektiv tatsächlich die Wende erreicht werden kann. Die schnelle Verbreitung öffentlich sichtbarer Lademöglichkeiten fördert genau diese Wahrnehmung: In Zukunft ist in Leipzig die Elektromobilität einfach eine Selbstverständlichkeit.“

Das Fraunhofer Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW, ehemals Fraunhofer MOEZ, begleitete das Projekt, ebenso wie die Universität Leipzig, aus sozio-ökonomischer Perspektive.

„Als Ökonomen von Fraunhofer fokussierten wir uns auf die Frage, wie aus einem technischen Potential eine Logik zu formulieren ist, so dass ein ökonomischer Wert – ein Geschäftsmodell – entsteht. Wir entwickelten diverse Wertschöpfungsszenarien im Bereich der Elektromobilität und analysierten die Leistungsbündel, welche Energiewirtschaft, Dienstleister und Großkonzerne aus der Automobilindustrie in Zukunft anbieten können. Die neuen Ladesäulen legen einen weiteren Grundstein für die Akzeptanz der Elektromobilität bei jetzigen und zukünftigen Nutzern. Wir beobachten weiterhin gespannt, welche der anvisierten Geschäftsmodelle sich zukünftig durchsetzen“, so Dr. Nizar Abdelkafi vom Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW.

Ziel des Projektes war die Entwicklung eines marktreifen Produktes. So soll die Leipziger Laterne in Zukunft weltweit vermarktet werden. Geplant ist, dass das mittelständische Traditionsunternehmen Leipziger Leuchten die Ladestation als Modell „Karsten“ und die passende Laterne „Dieter“ mit in ihr Angebot aufnimmt.

In eigener Sache – Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar