Gegen eine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen und Migranten hat sich der Caritasverband Oberlausitz mit Sitz in Bautzen gewandt. Auch wenn die Gewaltakte der letzten Tage zum Teil von Ausländern ausgegangen seien, verhielten sich die meisten Flüchtlinge und Migranten friedlich. „Sehr schnell werden die Menschen jetzt in eine Schublade gesteckt“, sagt Manuela Pöpel, Geschäftsführerin des Caritasverbandes Oberlausitz. „Das aber ist nicht das Gesamtbild. In unserer Arbeit mit den Flüchtlingen haben wir gute Erfahrungen gemacht“, betont die Geschäftsführerin, deren Verband in unterschiedlichen sozialen Projekten Flüchtlinge und Migranten betreut.

Gleichzeitig appelliert Manuela Pöpel an die politisch Verantwortlichen, mehr Ressourcen für die Flüchtlingsbetreuung zur Verfügung zu stellen. „Wir brauchen Maßnahmen der Integration, Sprachkurse und sinnvolle Beschäftigungen gerade für junge Flüchtlinge, auch wenn ihr Status noch nicht geklärt ist. Ausgangssperren und Alkoholverbote mögen für etwas Ruhe sorgen, die Probleme lösen sie nicht.“

Caritas-Projekt „Küche international“

Auch der Caritasdirektor des Bistums Dresden-Meißen, Matthias Mitzscherlich, plädiert für eine gezieltere Betreuung der Flüchtlinge. „Sie haben Heimat und Familie verloren, wissen nicht, wo die Verwandten sind, und wissen nicht, wie es in einem fremden Land mit ihnen weitergehen soll. Das kann auf Dauer nicht ohne Folgen bleiben.“ Auch wenn der Flüchtlingsstrom abgenommen habe, gelte es jetzt, für die Angekommenen zu sorgen und ihnen bei der Lösung der Probleme zu helfen. „Es geht auch darum, die Ängste in der Bevölkerung ernst zu nehmen“, so Mitzscherlich. Dies funktioniere nur, wenn man Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringe, das Verständnis füreinander wecke und somit Vorurteile abbaue.

Ein gelungenes Beispiel dafür ist nach den Worten Mitzscherlichs das Caritas-Projekt „Küche international“, das der Verband zusammen mit der katholischen Dompfarrei St. Petri und dem Bautzener Caritas-Schulzentrum ins Leben gerufen hat. Dabei treffen sich Flüchtlinge und Einheimische regelmäßig, um gemeinsam das Abendessen vorzubereiten und miteinander zu essen. Jedes Mal ist ein anderes Nationalgericht an der Reihe. Ziel der internationalen Küche sei es vor allem, Bautzen als weltoffene, tolerante und fremdenfreundliche Stadt zu präsentieren, erläutert Andreas Deckwart vom Caritasverband Oberlausitz. „Es geht vor allem auch darum, den Flüchtlingen und Asylbewerbern eine Abwechslung zu bieten und ihnen die Möglichkeit zu geben, mit anderen Menschen zusammenzukommen“, sagt Deckwart. „Eingeladen sind alle, die einen Migrationshintergrund haben, und natürlich die einheimische Bevölkerung.“ Das Projekt hat im Jahr 2015 den Sozialpreis der Caritas-Stiftung im Bistum Dresden-Meißen bekommen. Bautzen kann auch anders.

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