Lehrer zahlreicher Leipziger Schulen kommen am Dienstag, 10. Januar, ins Universitätsklinikum Leipzig (UKL). Sie gehören zu den ersten Teilnehmern des Fortbildungsprojekts „Schüler retten Leben“ zum Thema Wiederbelebung. UKL-Anästhesisten qualifizieren die Lehrkräfte, einfache lebensrettende Maßnahmen künftig im Unterricht an ihre Schüler weiterzugeben.

Wer in Deutschland einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, hat geringere Überlebenschancen als in anderen europäischen Ländern. Zu wenige Menschen greifen helfend ein. Die Angst, Fehler zu begehen, ist irrational groß. Auf Beschluss der Kultusministerkonferenz der Länder soll das Thema Wiederbelebung als festes Modul in die Lehrpläne ab Klasse 7 einfließen und Lehrkräfte entsprechend geschult werden. Das Sächsische Kultusministerium hat nun zusammen mit der Sächsischen Landesärztekammer und dem Universitätsklinikum Dresden ein Konzept entwickelt. Erste Schulungen neben der am UKL gibt es auch in Dresden und Chemnitz.

UKL-Oberarzt Dr. Alexander Dünnebier von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie bei einer früheren Demonstration von Lebensrettungsmaßnahmen. Foto: Stefan Straube / UKL
UKL-Oberarzt Dr. Alexander Dünnebier von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie bei einer früheren Demonstration von Lebensrettungsmaßnahmen. Foto: Stefan Straube / UKL

Oberarzt Dr. Alexander Dünnebier von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie beschäftigt sich schon seit Jahren mit dem Thema Laienreanimation und leitet die zweistündige Fortbildung: „Wir wollen den Lehrern vermitteln, dass die Basismaßnahmen einfacher sind als gedacht. Wir möchten die Angst nehmen, denn man kann nichts verkehrt oder schlimmer machen – außer, man tut nichts“, erläutert er das Ziel. Alle Teilnehmer erhalten eine theoretische Einweisung. Dann wird an Trainings-Phantomen nach dem „Prüfen-Rufen-Drücken-Prinzip“ – also ohne Beatmung – geübt.

Oberarzt Dünnebier, wie alle Weiterbilder ehrenamtlich am Projekt beteiligt, sieht die Klassenstufe 7 als ideales Alter: „Je früher wir anfangen, desto eher werden Ängste und Hemmungen bei den Jugendlichen abgebaut“, sagt er. Andere Länder machten es vor, regelmäßiges Training mit Schülern zeige zum Beispiel in Skandinavien gute Ergebnisse. Dort sei, so der UKL-Experte, Wiederbelebung seit Jahrzehnten in die schulische Ausbildung integriert. „Die ersten Minuten sind entscheidend für das Überleben des Betroffenen“, betont Dünnebier, „wir könnten tausende Menschenleben retten, wenn die Wiederbelebungsrate durch Laien höher wäre!“

Für die Auftakt-Veranstaltung am 10. Januar, 16 bis 18 Uhr, liegen bereits zahlreiche Anmeldungen vor. „Jede Schule“, wünscht sich der Anästhesist, „sollte so viele qualifizierte Lehrkräfte haben, dass eine kontinuierliche Weitergabe an die Schüler möglich ist.“

Fachgerecht geübt werden kann in den ersten Klassen demnächst schon mal, denn alle Teilnehmer erhalten neben Unterrichtsmaterialien auch einen Klassensatz Trainings-Phantome.

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