Am kommenden Wochenende (12.-14. Mai) lädt der NABU Sachsen alle Naturfreundinnen und -freunde ein, bei der dreizehnten bundesweiten Gartenvogelzählung mitzumachen. „Das geht ganz einfach: Man beobachtet und zählt eine Stunde lang die Vögel im Garten, vom Balkon aus oder im Park und meldet die Beobachtungen bis zum 22. Mai dem NABU“, erklärt Karsten Peterlein, Vogelexperte beim NABU Leipzig. Die Ergebnisse der „Stunde der Gartenvögel“, welche gemeinsam mit der „Stunde der Wintervögel“ zu den größten wissenschaftlichen Mitmachaktionen Deutschlands gehört, sind umso aussagekräftiger, je mehr Menschen mitmachen.

Bei der Vorjahreszählung belegten in Sachsen Haussperling, Amsel und Kohlmeise die ersten Plätze. Mehr als 2.700 sächsische Naturfreunde beteiligten sich an der „Stunde der Gartenvögel“. Sie zählten fast 70.000 Vögel in 1.700 Gärten und lieferten dem NABU dadurch wichtige Informationen darüber, wie es um die Situation der Gartenvögel im Land bestellt ist.

Zahlreiche sächsische NABU-Gruppen bieten am 13. und 14. Mai wieder geführte Wanderungen anlässlich der Stunde der Gartenvögel an. Alle Angebote sind auf der Internetseite des NABU Sachsen www.NABU-Sachsen.de veröffentlicht.

Die letzte große Vogelzählung bei der „Stunde der Wintervögel“ (6. bis 8. Januar) hatte bei vielen häufigen Arten einen mysteriösen Vogelschwund ergeben. Insbesondere bei allen heimischen Meisenarten, aber auch bei Kleiber oder Buntspecht, wurde ein Drittel oder sogar um die Hälfte weniger Vögel festgestellt als in den Vorjahren. Die Vogelexperten des NABU vermuten eine aufgrund des milden Winters besonders geringe Zugneigung vieler Arten und damit fehlenden Zuzug von Artgenossen aus dem Norden und Osten als Hauptursache der extrem niedrigen Zahlen. Eine andere Erklärung ist ein besonders schlechter Bruterfolg vieler Arten im vergangenen Jahr. In diesem Fall müssten nun auch bei der kommenden „Stunde der Gartenvögel“ niedrige Zahlen festgestellt werden. Das wäre sehr besorgniserregend, insbesondere wenn sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen würde.

Nach über zwölf Jahren können die Forscher des NABU erste deutliche Bestandstrends für den Siedlungsraum aus den gesammelten Daten ablesen. Die bundesweite Gesamtzahl der Gartenvögel in einem durchschnittlichen Garten blieb mit etwa 35 Individuen von zwölf verschiedenen Vogelarten über die Jahre konstant. Damit geht es den Vögeln unserer Gärten und Parks wesentlich besser als den Vögeln unserer Agrarlandschaft, wo die meisten Arten abnehmen, manche Bestände sogar regelrecht zusammenbrechen.

Unter 57 bewerteten Vogelarten gab es 20 mit Bestandszunahmen, 13 mit Abnahmen und 24 mit stabilen Beständen. Unter den Gewinnern sind vor allem eigentliche Waldvogelarten wie Ringeltaube, Eichelhäher, Kleiber, Buntspecht, Gimpel und Kernbeißer. Sie profitieren vom wachsenden Alter der Baumbestände in unseren Dörfern und Städten. Auf der Verliererseite stehen dagegen vor allem typische Siedlungsarten wie Mehlschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz oder Girlitz. Ihnen fehlen zunehmend Nistmöglichkeiten an Gebäuden aufgrund unbedachter Hausmodernisierungen sowie die wildkraut- und insektenreichen Strukturen bäuerlicher Dörfer.

Die beiden Flugkünstler Mauersegler und Mehlschwalbe leiden auch unter dem allgemeinen starken Rückgang an Fluginsekten. Seit Beginn der Aktion haben sie kontinuierlich abgenommen. Die durchschnittlich pro Garten gemeldeten Zahlen waren im vergangenen Jahr um über 40 Prozent niedriger als noch 2006. Die intensive und flächendeckende Verwendung von Insektengiften in der Landwirtschaft macht sich hier sogar bei typischen Siedlungsvögeln bemerkbar. Teilweise kommt Gift auch immer noch in Gärten und öffentlichem Grün zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund fordert der NABU eine echte ökologische Agrarreform und weniger Gift in der Landschaft sowie einen Verzicht auf Gift im Garten.

Alle Informationen zur Aktion unter www.stundedergartenvoegel.de

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