Nach dem Erfolg beim niederländischen BetonKanoRace in Enschede im Mai 2017 setzten zwei weitere Boote vom Institut für Betonbau der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) die Siegesserie des BetonkanuTeams fort: Bei der 16. Deutschen Betonkanu-Regatta am 9. und 10. Juni 2017 sicherte sich das Team der HTWK Leipzig mit dem Boot „Reformator“ mit deutlichem Vorsprung die beiden Goldplätze im Wettbewerb sowohl der Männer als auch der Frauen. Auf dem Fühlinger See in Köln verwies das 18köpfige Team um Kapitän Jan Teuchert damit die Dauersieger der letzten vier Regatten, die Universität Twente (Niederlande), jeweils auf die Plätze 2 und 3. Insgesamt waren 80 Boote von rund 50 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am Start.

Seit dem Erfolg 2007 in Hannover gelang es den sportlichen Betonexperten der HTWK Leipzig damit erstmals wieder, die Siegerpokale nach Leipzig zu holen und die Dominanz der niederländischen Nachbarn zu durchbrechen. Vizekapitän Ludwig Hertwig bringt es auf den Punkt: „Seit vier Regatten war die Universität Twente unangefochten auf Platz 1 der sportlichen  Wertung – die ‚Reformation‘ ist also gelungen!“

Ausschlaggebend für diesen Erfolg war – neben der sportlichen Leistung der Studierenden – vor allem auch die Anwendung aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse, die am Institut für Betonbau (Fakultät Bauwesen) der HTWK Leipzig gewonnen wurden. So wurde mit dem „Reformator“ das leichteste jemals vom BetonkanuTeam gebaute Boot ins Rennen geschickt. Die Verwendung von Carbonbeton machte es möglich, das Gewicht des Rennkanus auf 52 kg zu reduzieren. Außerdem konnte der Strömungswiderstand des im Laminierverfahren hergestellten Kanus durch eine spezielle Beschichtung der Schalhaut optimiert werden.

Prof. Klaus Holschemacher, Betonexperte und fachlicher Leiter des Teams, betont: „Ich bin sehr stolz auf den Erfolg und die Professionalität unseres BetonkanuTeams. Die Studierenden haben eindrucksvoll gezeigt, wie wissenschaftlicher Anspruch und Anwendungsbezogenheit in der Hochschulausbildung ideal miteinander verknüpft werden können.“

Wie sich studentischer Innovationsgeist und die Anwendung exzellenter konstruktiver und betontechnologischer Kenntnisse erfolgreich verbinden, bewies der vierte Platz des zweiten HTWK-Bootes „PumpKing“ in der Konstruktionswertung. Bei der Herstellung des Bootes wurde erstmals ein spezielles Pumpverfahren eingesetzt, für das exklusiv eine selbstverdichtende, pumpbare Feinbetonmatrix mit ausschließlich leichter Gesteinskörnung (Blähglas, Größtkorn 1 Millimeter) entwickelt wurde. Ein eigens dafür entwickelter Adapter wurde genutzt, um die Feinbetonmatrix unter Verwendung einer handelsüblichen Putzmaschine in die Schalung zu pumpen und einen schalungsglatten Betonabschluss zu gewährleisten. Die betontechnologische Leistung bestand darin, einen Leichtbeton herzustellen, der so fließfähig eingestellt ist, dass er selbstnivellierend ist – ohne, dass die leichte Gesteinskörnung aufschwimmt und sich der Beton entmischt. Diese anspruchsvolle Betonrezeptur auch noch pumpbar einzustellen und in einer geschlossenen Schalung nahezu fehlstellenfrei über eine Länge von etwa fünf Meter zu befördern war besonders anspruchsvoll.

Die Siegerinnen Josefin Spalteholz und Christiane Storbeck im Kanu „Reformator“. Foto: Johanna Pietsch/HTWK
Die Siegerinnen Josefin Spalteholz und Christiane Storbeck im Kanu „Reformator“. Foto: Johanna Pietsch/HTWK

Grundlage des Erfolgs waren neben dem hervorragenden Material aber auch die sportliche Unterstützung durch den Kanuverleih Klingerweg in Leipzig und das Kanuteam des Sportclubs der DHfK Leipzig. Kapitän Jan Teuchert lobt nach den Wettkämpfen seine Mannschaft, macht aber auch klar: „Dank gilt allen Sponsoren und Helfern, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Ohne deren großzügige Unterstützung ist ein solches Projekt nicht möglich. Besonders das Unternehmen Universalbeton Heringen GmbH & Co. KG hat uns mit der Herstellung einer Schalung enorm unterstützt, die die Ausbildung eines Bootes mit einer Wandstärke von durchschnittlich nur 5 Millimetern erst ermöglichte. Die Zusammenarbeit mit der Ausbildungsklasse von Universalbeton war eine besonders inspirierende Erfahrung.“

Die im Zweijahres-Turnus stattfindende Deutsche Betonkanu-Regatta wird jeweils an wechselnden Orten in Deutschland veranstaltet. Ziel dieser Regatta ist es, zu zeigen, welch ungewöhnliche Ideen mit dem Baustoff Beton verwirklicht werden können. Darüber hinaus sollen interessierte Studierende an eine Forschungs- und Entwicklungstätigkeit im Betonbau herangeführt werden und lernen, ihr Ziel im Team zu verwirklichen. Dies ist den HTWK-Kanuten in Köln auf eindrucksvolle Weise gelungen.

Die Boote des BetonkanuTeams können morgen (14.6.) zur Geburtstagsparty anlässlich des 25jährigen Bestehens der HTWK Leipzig besichtigt werden; Mitglieder des Teams stehen den Besuchern gern Rede und Antwort.
Die Feier findet ab 11 Uhr bis ca. 23 Uhr unter freiem Himmel auf dem HTWK-Campus in der Gustav-Freytag-Straße statt.

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