Sie krabbeln, summen, flattern, hüpfen, sie sind wunderschön oder auch erschreckend, sehr nützlich oder auch gefährlich, sehr widerstandsfähig, aber auch zerbrechlich, sie sind Verwandlungskünstler und Rekordhalter und es sind vor allem sehr, sehr viele verschiedene Arten: Rund zwei Drittel der weltweit bekannten Tierarten sind Insekten.

Ihre unterschiedliche Lebensweise, Formenvielfalt und auch Schönheit ist beeindruckend. Der Naturschutzbund NABU Leipzig möchte einen kleinen Einblick in diese oft verborgene Welt der Krabbeltiere geben. Alle Naturfreunde sind am Sonntag, 23. Juli 2017, 15 bis 17 Uhr eingeladen zur Exkursion „Leipziger Insektenvielfalt“. Treffpunkt ist die Haltestelle Plagwitz (Linie 14 oder S-Bahn). Der Leipziger Insektenkundler Marcus Held wird die kleinen oder großen Sechsbeiner vorstellen, die am Plagwitzer Bahnhof zuhause sind. Die Teilnahme ist kostenlos.

Dramatischer Insektenschwund

Insekten sind ein wichtiger Teil des Ökosystems, zum Beispiel als Blütenbestäuber oder bei der Bodenbildung, sie sind auch unverzichtbar als Nahrung für viele andere Tierarten. Wissenschaftler haben festgestellt, dass in Deutschland die Zahl der Insekten dramatisch abgenommen hat, viele Arten sind davon betroffen, insbesondere Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen sowie Ameisen. Das ist ein Alarmsignal für den Zustand der Natur. Intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung und der Einsatz von Insektengiften haben vielen Tieren die natürliche Lebensgrundlage entzogen. Das bleibt auch für die Menschen nicht ohne Folgen. Vor allem aber macht es sich bereits bei Vögeln und Fledermäusen bemerkbar. Sie verlieren selbst immer mehr Unterschlupfmöglichkeiten und leiden durch das Insektensterben zudem auch noch unter Nahrungsmangel.

Der Schutz der Insekten ist deshalb ein wichtiges Anliegen des NABU. Entscheidend dabei ist der Erhalt geeigneter Lebensräume – und dabei kann jeder helfen. Blühende Wiesen statt kurzgemähter Rasen, wilde Ecken statt aufgeräumte Gärten, Verzicht auf Insektengifte – es gibt viele Möglichkeiten, wie jeder einen kleinen Beitrag zum Lebensraum- und Insektenschutz leisten kann. Auch bei der Pflege von Parkflächen und Grünanlagen in Leipzig könnte noch sehr viel mehr dafür getan werden, sie als Lebensräume in der Stadt zu erhalten: Das Laub liegen lassen, hohe Stauden und Blütenpflanzen stehen lassen, anstatt sie ständig kurz zu mähen, heimische Sträucher mit Blüten und Früchten anpflanzen, anstatt Gebüsch einem verfehlten Ordnungssinn oder dem Bauboom zu opfern und vieles mehr. Das wichtigste ist jedoch ein Umdenken in der Landwirtschaft, wofür sich der NABU gerade im Jahr der Bundestagswahl und auch auf EU-Ebene einsetzt. Die intensive Landwirtschaft mit monotoner Flächenbewirtschaftung, Bodenzerstörung und Gifteinsatz gefährdet die Artenvielfalt und die gesunde Umwelt.

Die Goldene Acht ist Schmetterling des Jahres 2017. Foto: NABU/Erich Hans-Dieter Knopf
Die Goldene Acht ist Schmetterling des Jahres 2017. Foto: NABU/Erich Hans-Dieter Knopf

Mit verschiedenen Aktionen versucht der NABU Leipzig auch praktisch etwas für den Insektenschutz und gegen den Lebensraumverlust zu tun. So hat der NABU Leipzig soeben ein Faltblatt mit Tipps für naturnahes Gärtnern veröffentlicht, außerdem setzt sich der NABU gegen den Verlust von Brach- und Grünflächen in der Stadt ein: www.NABU-Leipzig.de/Leipzig-schrumpft. Sachsenweit wirbt der NABU auch für eine Insektenfreundliche Wiesenpflege mit dem Projekt „Puppenstuben gesucht“, woran sich der NABU Leipzig unter anderem mit der Streuobstwiese in Knauthain beteiligt: www.NABU-Leipzig.de/Schmetterlingswiesen

Zusätzlich zu der Insekten-Exkursion am 23. Juli 2017 bietet Marcus Held auch einen Vortrag zum Thema „Leipziger Insektenvielfalt“ an. Dazu lädt der NABU Leipzig am 6. September 2017, 19 bis 21 Uhr, ins Naturkundemuseum Leipzig ein.

In Deutschland gibt es mehr als 500 Wildbienenarten. Sie sind vom Insektenschwund besonders stark betroffen. Ihr Aussterben wäre ein Drama, weil sie als Bestäuber für viele Pflanzenarten eine wichtige Rolle spielen, letztlich auch bei der Bestäubung vieler Nutzpflanzen des Menschen.

Schmetterlingsarten sind ebenfalls besonders bedroht. Auch sie sind auf Blütenpflanzen angewiesen, die in der Agrarlandschaft immer seltener werden. Selbst in vielen Gärten wachsen nur exotische Zuchtformen, die ihnen keinen Nektar als Nahrung bieten. Daneben benötigen die Schmetterlinge Futterpflanzen für die Larven. Allerdings wachsen auch diese Futterpflanzen immer seltener, fallen der Lebensraumvernichtung, einer veränderten Bewirtschaftung oder auch der „Unkrautbekämpfung“ zum Opfer.

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