Der erste Versuch ging in die Binsen. Am 29. November 2012 sollte die neu gestaltete Brunnenanlage am Rossplatz eigentlich freigegeben und auch erstmals in Betrieb genommen werden. Doch das Wasser schüttete eiskalt von oben. Der noch flüssige Vorbote eines Winters, der es in sich hatte. Und der reihenweise die Eröffnungen, Baubeginne und Pflanzungen um Monate verzögerte. Doch jetzt ist Frühling. Und am Rossplatz wird seit Mittwoch, 17. April, "Fontänenfest" gefeiert.

Die jahrelang ruhende Fontänenanlage wurde mit “Wasser marsch!” in Betrieb gesetzt. Die Bewohner der einst im stalinschen Zuckerbäckerstil errichteten Ringbauten standen an der Balustrade des Ringcafés und genossen die Wiederherstellung eines mittlerweile historischen Zustandes. Die Freifläche am Rossplatz entstand im Zusammenhang mit der Ringbebauung in den Jahren 1953/1955. Ihre Blütezeit erlebte die Anlage mit der Fertigstellung der Brunnen Ende der 1960er Jahre.

Mit der Wiederherstellung der denkmalgeschützten Anlage wurde die Sicht auf die Ringbebauung wieder frei und eine großzügige Anlage entsprechend dem ehemals repräsentativen Charakter geschaffen. Kreisförmige Pflanzungen aus ausdauernden Blütenstauden ersetzten die historischen kreisrunden Sommerblumenbeete. Die neue Brunnenanlage basiert auf den historischen Ausmaßen. Neu hinzu kam die Errichtung von Wegen und Sitzgelegenheiten entlang der Staudenrabatte, welche in gekrümmter Form dem Bogen der Ringbebauung als langgestrecktes Band folgt. Da sah am Mittwoch noch alles frisch geharkt aus. Aber es kann jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es grünt und blüht und sich auch die neu gepflanzten Sträucher belauben.

Die Projektkosten der Anlage vor der Ringbebauung mit ihrem historischen Erscheinungsbild betragen 750.000 Euro. “Doch ganz schön teuer”, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung zur Inbetriebnahme. Aber es geht ja nicht nur um die Wiederherstellung eines Stücks mittlerweile historischer sozialistischer Baukultur, sondern auch um die Herstellung eines grünen Ringes um das ganze Stadtzentrum. “Am Wilhelm-Leuschner-Platz machen wir weiter, Platz der Friedlichen Revolution, die Markthalle wird gebaut werden. Irgendwann wird der Grüngürtel um das Stadtzentrum geschlossen.”

Die Streiter für die Markthalle wird’s freuen. Das war ein deutliches Wort.590.000 Euro waren reine Baukosten und stammen zu 80 Prozent aus Fördermitteln des Programms “Städtebaulicher Denkmalschutz Leipzig-Innenstadt”. Die restlichen Gelder sind Eigenmittel der Stadt und eine Spende der LWB in Höhe von 11.300 Euro für die Ausstattung. Im Rahmen der Neuplanung hatte am 7. Februar 2012 eine Bürgerinformation im Ringcafé stattgefunden, bei der das Amt für Stadtgrün und Gewässer gemeinsam mit der beauftragten Landschaftsarchitektin Almuth Krause die Pläne vorstellte. An der Umsetzung waren unter anderem die BAFU Heyne GmbH, die Otto Heil GmbH & Co KG, die Firma Waker, die Wegener GbR, das Ingenieurbüro Ralph Ziehn, die Ingenieurgesellschaft Findeisen und Partner sowie die IBEA GmbH beteiligt.

Jetzt stehen auch wieder Bänke im Grün. “Für die jungen Liebespaare”, scherzte der Oberbürgermeister, “und für die älteren Senioren-Liebespaare.”

Das Blechbläserquartett der Musikschule “Johann Sebastian Bach” gab am Mittwoch um 11 Uhr den musikalischen Auftakt für die Brunnenaktion mit Musik von Telemann. Das Einschalten der Fontänen war auch gleichzeitig Startschuss für die schrittweise Inbetriebnahme Leipzigs öffentlicher Brunnen. Nicht alle werden dieses Jahr sprudeln. Zehn bleiben aus. Darunter auch der Mendebrunnen auf dem Augustusplatz, dessen Leitungssystem undicht ist.

Augenscheinlich reichen die städtischen Gelder in diesem Jahr nicht, die Sanierung zu bezahlen. Deswegen rief Burkhard Jung auch gleich noch auf, die Spendenaktion für den Mendebrunnen zu unterstützen. Vor dem Gewandhaus wird in den nächsten Tagen öffentlich für den Mendebrunnen gesammelt.Burkhard Jung appellierte dabei auch an das glückliche Herz der 195 Mietparteien aus der Ringbebauung, die ja nun ihren Sprudelbrunnen haben. Vielleicht ist ja doch der eine oder die andere spendabel.

Die bekannten Edelstahl-“Pusteblumen” des Leipziger Künstlers Harry Müller werden wieder in Betrieb genommen, wenn die Sanierung des Richard-Wagner-Platzes im Sommer 2013 abgeschlossen ist. Bis zum Komponisten-Geburtstag am 22. Mai wird man das nicht schaffen. Dazu war auch hier der Winter zu lang. “Für fünf Leipziger Brunnen gibt es auch in diesem Jahr wieder Paten, die die Bewirtschaftung der Brunnenanlagen finanziell unterstützen”, sprach Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal das Engagement der Leipziger für ihre Brunnen an, “und wir freuen uns über jeden Brunnen, den wir durch die Mithilfe aus der Bevölkerung aktivieren können”.

Weil es jetzt am Rossplatz wieder sprudelt, hat der Kulturring Leipzig e. V. gleich ein ganzes Fontänenfest mit einwöchigem Kulturprogramm am Ringcafé organisiert.

Programmpunkte des Kulturprogramms am Ringcafé

Am Donnerstag, 18. April, werden etwa 150 Gäste zu einem hochkarätigen Kulturempfang erwartet. Gefeiert wird nicht allein die Komplettierung der Anlage, sondern die Gründung des “Kultur Ring Leipzig e.V.”. Der Verein hat sich vorgenommen, das Ring-Café intensiv zu beleben und, so Initiator Alfred Wagner, “zu einem kleinen Gewandhaus” zu machen.

Am Samstag, 20. April, lädt das “Ring-Café” von 12 bis 18 Uhr zu einem “Tag der offenen Tür”. Alle Leipziger können, je nach Wetterlage, vor dem oder im Ring-Café ein buntes Programm genießen und die Räume des Ringcafés besichtigen. Die Besucher werden gastronomisch und musikalisch versorgt.

Am darauffolgenden Sonntag gibt es von 12.30 bis 14 Uhr einen “Fontänen-Brunch”. Das Salonorchester Leipzig lädt ab 11 Uhr zu einem Matinee-Konzert, ein Schokobrunnen sprudelt ab 12.30 Uhr und eine Kaffeetafel ist 15 Uhr gedeckt. Tanztee mit Musik aus den 50er Jahren lässt von 17 bis 20 Uhr die Festtage ausklingen.

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