Noch ist nicht alles fertig rund um den Leipziger City-Tunnel - das musste auch Verkehrsminister Sven Morlok (FDP) im Mai zugestehen in einer Antwort an die Grünen-Landtagsabgeordnete Eva Jähnigen. Aber wann sollen dann so simple Dinge entstehen wie ein barrierefreier Zugang zur neuen S-Bahn-Haltestelle Anger-Crottendorf? Das war Thema einer Petition an den Stadtrat. Aber das ist nicht dessen Spielwiese.

Und so erklärt jetzt auch das Dezernat für Planung und Bau recht ausführlich, warum die Stadt Leipzig hier der falsche Ansprechpartner ist: “Der neue S-Bahn-Haltepunkt Anger-Crottendorf wurde am 15.12.2013 in Betrieb genommen. Auf den Bau der planfestgestellten behindertengerechten Rampen für die beiden Bahnsteige hat die Deutsche Bahn aus Kostengründen verzichtet. Hintergrund ist, dass nach den Planungen der Deutschen Bahn von 2018 – 2020 die Eisenbahnüberführung Zweinaundorfer Straße neu gebaut werden soll und in diesem Zusammenhang auch die Gleise im Bereich des S-Bahn-Haltepunktes neu geführt werden sollen. Da die Planung für den Haltepunkt Anger-Crottendorf in Zukunft einen Mittelbahnsteig mit Aufzug vorsieht, müssten die Rampen nach relativ kurzer Zeit wieder zurückgebaut werden. Es ist sehr bedauerlich, dass es der Deutschen Bahn nicht gelungen ist, diesen Endausbau gleich im Rahmen der netzergänzenden Maßnahmen zu realisieren. Somit gibt es in Anger-Crottendorf zunächst keine behindertengerechten Zugänge.”

Sechs Jahre also warten, bis hier ein barrierefreier Zugang möglich wird?

Erstaunlich ist auch, dass es jetzt zwei Begründungen für den Nicht-Bau der barrierefreien Zugänge gibt. Verkehrsminister Sven Morlok hatte noch das Fahrgastaufkommen auf der Linie S 1 Grünau – Wurzen (Riesa), insbesondere die zusteigenden Passagiere in Anger-Crottendorf, für die Herstellung der Barrierefreiheit als Bedingung genannt. Nun aber sollen die Reisenden in Anger-Crottendorf augenscheinlich bis 2020 warten, bis man hier ohne Hindernisse auf die Bahnsteige kommt.

Und Leipzig könne gar nichts tun, teilt das Dezernat für Planung und Bau mit: “Von Seiten der Stadt Leipzig ist keine Abhilfe möglich. Die Stadt wird jedoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf drängen, dass der Zeitplan zur Realisierung des neuen Haltepunktes eingehalten wird und wie geplant, ein behindertengerechter Ausbau erfolgt. – Mittelfristig ist der behindertengerechte Zugang zum S-Bahn-Haltepunkt von Seiten der Deutschen Bahn geplant. Dass man für den relativ kurzen Zeitraum von ca. 5 Jahren auf die Rampen verzichtet hat, ist bei den vergleichsweise geringen Einsteigerzahlen in Anger-Crottendorf nachvollziehbar.”

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