Mit der Entscheidung der Errichtung einer Interimslösung für eine Erstunterbringung von Flüchtlingen in der Friederickenstraße 37 in Leipzig-Dölitz standen am gestrigen Tage einige weitere Fragen im Raum. Wie lautet die Zukunft für das ehemalige Bundeswehrkrankenhaus in Wiederitzsch und wann wird es die ersten Bürgerveranstaltungen im Leipziger Süden geben?

Als der Lenkungsausschuss unter Beteiligung des Innenministeriums auseinanderging, war die Entscheidung für die Friederickenstraße 3 gefallen und das Bundeswehrkrankenhaus (BWK) in Wiederitzsch aus dem Rennen. Dies bestätigte heute die Landesdirektion Sachsen gegenüber L-IZ.de. „Nein, das ehemalige BWK ist als Interimslösung nicht mehr im Gespräch“, so Pressesprecherin Jana Klein. Schaut man heute auf den Blog „Wiederitzsch im Blick“ herrscht im Norden Leipzigs Erleichterung über die ersten Informationen, welche dazu seit gestern Abend durchsickerten.

Eine Bürgerinitiative hatte sich Ende vergangenen Jahres gebildet und auf einer Bürgerversammlung am 17. November im Haus Auensee waren schwere Bedenken gegen den Standort in Wiederitzsch geäußert worden. Von absinkenden Grundstückspreisen bis hin zu Ängsten der Anwohner vor einer Überforderung mit den eventuell 350 neuen Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung waren laut geworden.

Auch andere Nutzungsarten des BWK spielten eine Rolle, doch bereits am 17. November war das eigentliche Problem deutlich geworden. Der Immobilienbesitzer „Golden Gate“ war eher darauf ausgewesen, das Gelände zu veräußern, während der Freistaat einen Kauf ausschloss. Die fünfjährige Anmietung ist nun vom Tisch, die Entscheidung lautet nun Friederickenstraße in Dölitz.

Das ehemalige Studentenwohnheim „wird eine Kapazität von 300 bis 350 Plätzen haben“, so Jana Klein von der LDS. Es wird voraussichtlich bis Mitte 2017 genutzt werden müssen, da dann erst die Erstunterbringung in Leipzig-Gohlis fertiggestellt sein wird. Eine erste Bürgerveranstaltung zur neuen Interimslösung soll es demnach Ende Februar geben, bereits im Sommer wird die Erstaufnahme stehen müssen.

„Die Landesdirektion Sachsen wird zu dieser Veranstaltung einladen und diese leiten“, so Klein. Ob es dabei im Süden zu ähnlichen Debatten kommt und ob die Bürgerinitiative Wiederitzsch am Thema dran bleibt – welche sich mehrfach auch kritisch über die Größe und das Asylverfahren als solches geäußert hatte – bleibt abzuwarten. Vorerst wird man eher damit beschäftigt sein, die Entwicklungen in der Max Liebermannstraße in Leipzig Gohlis im Auge zu behalten, auch dieses Objekt ist nicht weit entfernt von der Eigenheimsiedlung.

Die Umgebungsbedingungen im südlichen Dölitz sind auf den ersten Blick nicht wirklich schlecht für die ab Sommer 2015 erwarteten Asylbewerber. Einkaufsgelegenheiten und einen Zugang zu den öffentlichen Nahverkehrsmitteln der Linie 11 sind in direkter Umgebung, Mehrfamilienhaussiedlungen und ein kleines Gewerbegebiet ergänzen das Gebiet. Oberhalb der Erstaufnahme findet sich der Park rings um den Silbersee.

Vorfreude und erste Kommunikationsangebote im Leipziger Süden

Zu den neuen Planungen meldete sich heute auch Juliane Nagel, direkt gewählte Landtagsabgeordneten in Leipzig-Süd und Sprecherin für Flüchtlings- und Migrationspolitik der Fraktion Die Linke im Landtag zu Wort. „Ich begrüße, dass eine Lösung für eine Interims-Erstaufnahmeeinrichtung gefunden wurde. Die bestehenden Einrichtungen in Chemnitz und Schneeberg sind ausgelastet oder sogar überbelegt (Zum 30.9.2015 waren die Kapazitäten in Chemnitz zu 94 % und in Schneeberg zu 105 % ausgelastet.“

Dass Lösungen dringend nötig waren, zeigte auch die Aussage von Dr. Michael Wilhelm, Staatssekretär des Innenministeriums auf der Bürgerversammlung im Haus Auensee. Dabei sprach er im Notfall sogar wieder von Containern.

Zwei Dinge sieht Juliane Nagel nun geboten. Das ehemaliges Lehrlings- und Studentenwohnheim menschenwürdig herzurichten und umgehende Informationen für die Anwohner. „Zudem müssen Anwohner/innen und der hiesige Bürgerverein schnell direkt informiert und einbezogen werden. Auch während des Betriebs der Einrichtung sind Kommunikationsstrukturen nötig. Als im Leipziger Süden direkt gewählte Abgeordnete stehe ich hier selbstverständlich gern unterstützend zur Verfügung“, so Nagel.

Zur Auslastung der Erstaufnahmeeinrichtungen in Chemnitz und der Außenstelle Schneeberg die Antwort des Sächsischen Innenministers Markus Ulbig, Stand 30. Oktober 2014.

Die Auskunft “6_Drs_55_202_1_1_” zum Download

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