Es gibt Dinge, mit denen können selbst Leipzigs Planer nicht rechnen. Auch dann nicht, wenn sie sich eigentlich schon seit Jahren auskennen mit dem Leipziger Untergrund und den Bausünden der vergangenen Jahrzehnte. Die Überraschungen, die dort lauern, werden dann meistens teuer. Ein solches Überraschungspaket in Höhe von 700.000 Euro landet jetzt auf dem Tisch des Stadtrates.

Es geht um das eh schon engagierte Bauvorhaben “Peterssteinweg/Karl-Liebknecht-Straße”, das jetzt einen Kostennachschlag von 300.000 Euro braucht. Die kommen jetzt noch obendrauf auf die beschlossenen 7 Millionen Euro, die die Ratsversammlung am 15. Mai 2013 für das Vorhaben Peterssteinweg/Karl-Liebknecht-Straße beschlossen hat. Die 7 Millionen Euro beschreiben nur den städtischen Anteil der Kosten – weitere 5 Millionen investieren die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) in Gleise, Haltestellen und Technik.

Dass es jetzt noch einmal einen Nachschlag für die Stadt gibt, hängt mit dem zusammen, was die Bauleute 2014 bei den Arbeiten im Untergrund gefunden haben. Die Vorlage, die jetzt in den Stadtrat geht, beschreibt es so: “Im Zuge der bisherigen Bauausführung im Jahr 2014 wurde ersichtlich, dass Mehrleistungen aufgrund von unvorhersehbaren Zuständen notwendig sind. Diese beziehen sich hauptsächlich auf den vorgefundenen Untergrund. – Ein Hauptteil der Mehraufwendungen ergaben sich durch zusätzlich vorgefundene Kontaminationen im Erdreich. Es wurden Ausbaustoffe angetroffen, die vermehrt mit PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) und Phenol gegenüber den zur Planung vorgelegenen Untersuchungen belastet waren. Damit verbunden waren Zusatzleistungen für Transport und Verwerten / Entsorgen der angetroffenen Stoffe. Dies führte zu erheblichen Mehrkosten.”

Genauer gesagt: 158.000 Euro, die zusätzlich fällig wurden, weil augenscheinlich die in DDR-Zeiten eingebrachten Asphaltschichten deutlich mehr Teer- und Schwefelbestandteile enthielten, als es die Leipziger Verkehrsplaner vermutet hatten. Das verteuert die Entsorgung. Und diese stark teerhaltigen Lagen vermuten die Planer nun auch noch in den noch nicht bearbeiteten Fahrbahnen, die 2015 aufgenommen werden sollen.

“Ein weiterer größerer Mehraufwand entstand bei einem Hauptwasserkanal in der Karl-Liebknecht-Straße in Höhe Emilienstraße. Der Kanal sollte überbaut werden. Im Zuge der Ausführung zeigte sich jedoch, dass der Bestandskanal den im Endzustand auftretenden Scheiteldrücken nicht standhielt. Aus diesem Grund mussten kurzfristig ca. 50 m Abwasserhauptkanal, 2 Schächte und ein Vereinigungsbauwerk zusätzlich ausgetauscht werden. Diese zusätzliche Leistung führte neben den Mehrkosten auch zu Änderungen im Bauablauf und zu Bauzeitverschiebungen in diesem Bereich”, heißt es weiter in der Vorlage. “Aufgrund des hohen und dichten Bestandes an alten und neuen Medien im Untergrund, die z. T. nicht oder ungenau in den Bestandsplänen verzeichnet waren, wurden Änderungen aus technischer Sicht sowie im Bauablauf notwendig.”

Was dann für die baulichen Aufwendungen noch einmal 112.000 Euro ergab und für die Bauzeitverschiebung, die 2010 auftrat, noch einmal 10.000 Euro.

Und dann gab es auch noch eine Havarie an einer Trinkwasserleitung in der Richard-Lehmann-Straße im August 2014, die eigentlich gar nichts mit der “KarLi”-Baustelle zu tun hatte. Aber weil zu der Zeit der Umleitungsverkehr über die Richard-Lehmann-Straße lief, musste mitten im Bauablauf wieder umdisponiert werden und die Umleitung der Straßenbahn aus diesem Bereich über den Baustellenbereich der Karl-Liebknecht-Straße geführt werden. Folge: “Daraus wurden Änderungen und Anpassungen im Bauablauf erforderlich, die in der Folge ebenfalls zu Mehrkosten führen.” Das waren dann auch noch einmal 20.000 Euro.

Insgesamt also 300.000 Euro. Entnommen werden sollen sie dem Topf, den man für die Sanierung der Bennigsenbrücke aufgemacht hatte. Das ist die Fußgänger-/Radfahrerbrücke, die die Gleise der Bahn zwischen Schönefeld und Volkmarsdorf überspannt.

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