Buchmessen stecken an. Sie bringen auch Visionen auf den Weg. So auch in Gohlis, wo der dortige Bürgerverein nun meldet, dass man sich jetzt auch ein eigenes Ortslexikon wünscht. Der Anlass ist der 700. Jahrestag der Ersterwähnung, der 2017 gefeiert wird. Und ein Vorbild gibt es ja auch schon: das von Pro Leipzig vorgelegte Stadtteillexikon für Stötteritz, das 2014 erschien.

Der Neukonstituierung des Bürgervereins Gohlis im vergangenen Jahr ist es zu verdanken, dass die Arbeit einer der bisherigen Arbeitsgruppen fortgesetzt werden kann. Auf die Initiative des neuen Vorsitzenden, Peter Niemann, hat sich die Arbeitsgemeinschaft Stadtteilgeschichte und Stadtteilentwicklung inzwischen schon zweimal getroffen und beschlossen: “Wir machen weiter!”

Auch in Zukunft wollen wir die Gohliser Geschichte dokumentieren und aufarbeiten sowie die Entwicklung ihres Stadtteils mit Publikationen begleiten. Einen weiteren Schwerpunkt soll die Fortsetzung der langjährigen Arbeit zur Bleichert/VTA-Geschichte in Form von Vorträgen sowie Ausstellungen, Führungen und Kalendern sein. Mit den ehemaligen Bleichert-Werken ist der Verein auch deshalb lange beschäftigt gewesen, weil sich das Vereinsbüro bis 2014 in der einstigen Fabrikantenvilla der Bleichert-Werke, dem Heinrich-Budde-Haus in der Lützowstraße befand.

Im Rahmen der letzten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft wurde nun von den Anwesenden ein bedeutsamer Beschluss gefasst:  Im Jahre 2017 kann der 700. Jahrestag der Ersterwähnung des Dorfes Gohlis begangen werden. Grundlage ist eine Urkunde aus dem Jahre 1317. Damals wurde das Dorf erstmals unter dem Namen Goluz erwähnt und dem Benediktinerinnenkloster St. Georg geschenkt. Dieses Kloster lag südlich der einstigen Stadtmauern ungefähr dort, wo heute das Neue Rathaus steht.

Bis zum Jahr 2017 will die Arbeitsgemeinschaft nun ein “Ortslexikon Gohlis” (Arbeitstitel) erarbeiten. Es soll in lexikalischer Form die Geschichte des Dorfes und des Leipziger Stadtteils Gohlis behandeln. Träger des Projektes und Herausgeber des Ortslexikons wird der Bürgerverein Gohlis e.V. sein. Nicht nur die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sowie die Freunde des Bürgervereins werden als Autoren tätig sein. Auch alle geschichtsinteressierten Gohliserinnen und Gohliser sind zur Mitarbeit aufgerufen.

Vielleicht stolpert ja der ein oder andere auch noch über eine ältere Quelle für die Erwähnung des slawischen Dorfes, über dessen Namen sich die Fachleute auch nicht so recht einig sind – manche meinen, es komme von goly und bedeute kahl bzw. öde. Die Leipziger Ortsnamenforscher Ernst Eichler und Hans Walther aber gehen davon aus, dass die Wurzel des Namens das slawische Wort gol’a ist, was Heide bedeutet.

Zur Einstimmung auf die große Aufgabe sahen die Mitglieder und Gäste der AG jetzt noch einmal den Film über das Stadtteilfest vom September 1992 im und um das Gohliser Schlößchen und auf der Menckestraße, welches dem 675. Jahrestag der Ersterwähnung gewidmet war. Der Film wurde vom damaligen Kulturbüro der Stadt Leipzig im Romanushaus unter der Leitung von Stefan Gööck produziert.

Zu den letzten beiden Sitzungen haben sich neben vielen Vereinsmitgliedern auch einige interessierte Bürger und Bürgerinnen eingefunden, freut sich Niemann. Der Verein, dem 2014 schon das Aus gedroht hatte, hat sichtlich wieder Tritt gefasst, auch wenn sich die Arbeit durch den Wegfall der staatlichen Förderinstrumente deutlich verändert hat.

Aber man löst einen Verein nicht einfach auf, wenn so ein Jubiläum vor der Tür steht.

Im Rahmen der nächsten Sitzung der AG Stadtteilgeschichte am Montag, 30. März, um 19 Uhr wollen die Vereinsmitglieder über Strukturierung und inhaltliche Ausgestaltung des Lexikons beraten. Und wer mitmachen will in dem engagierten Projekt, der ist natürlich gern gesehen, lädt der Vereinsvorsitzende Peter Niemann ein.

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