2014 hat der Linke-Stadtrat Reiner Engelmann schon versucht, die Stadt auf ein Handlungskonzept für das Naturbad Großzschocher zu verpflichten. Das ist der alte Kiessee zwischen Großzschocher und Knautkleeberg, der in DDR-Zeiten eine der beliebtesten Leipziger Badewannen war. Im Jahr 2000 war damit Schluss. Da lief der Cospudener See dem kleinen "Teich" den Rang ab.

Die Rettungsschwimmer zogen ab und der See (amtlich geführt als Naturbad Südwest) geriet fast in Vergessenheit. Genau wie Engelmanns Antrag. Doch nun wurde er noch einmal hervorgeholt und neu benummert. Am 20. Mai soll er in 2. Lesung im Leipziger Stadtrat auftauchen. Gekoppelt mit einer Ablehnung des Umweltdezernates. Was Engelmann verblüffen dürfte, denn die Ablehnung ist eigentlich eine Zustimmung. Es fehlt nur an Geld. Oder hat gefehlt. Denn geschrieben wurden beide Schriftstücke 2014. Was die Stadt ja eigentlich nicht hindert, den See weiter umzugestalten. Das ist eh geplant, also irgendwie Verwaltungshandeln, auch wenn die Handlungen derzeit aus Geldmangel ruhen.

Engelmanns Wunsch: “Der Oberbürgermeister wird beauftragt, ein Entwicklungskonzept für das Naturbad Großzschocher zu erarbeiten.”

Das hat er 2014 so begründet: “Mit dem Bevölkerungszuzug in die südwestlichen Stadtteile von Leipzig gewinnen Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten im nahen Wohnumfeld an Bedeutung. Das Naturbad Großzschocher ist eine solche Möglichkeit. Allerdings ist es in seinem gegenwärtigen Zustand den modernen Ansprüchen an ein Naherholungsgebiet nicht mehr gewachsen. So sollten z. B. bauliche Mängel und schlechte Wegebeziehungen behoben werden, damit es tatsächlich die Lebens- und Wohnbedingungen im Umfeld aufwerten kann.”

Und daran hat sich 2015 nichts geändert. Es ist also recht unverständlich, warum das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport jetzt einfach für Ablehnung plädiert.

Denn in der Begründung der Ablehnung wird eigentlich alles bestätigt, was Engelmann vorgebracht hat: “Das Gelände um das Naturbad Südwest in Großzschocher ist ein wichtiges Element der Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten im Südwesten. Der Übergang zu einem Landschaftssee mit umgebenden Waldflächen, Wiesen, Wegen und Spielmöglichkeiten begann 2004. Mit der Aufforstung des Klimawaldes am Westufer 2010 wurde ein wichtiger Schritt getan.”

Und dabei soll es auch aus Sicht der Stadtverwaltung nicht bleiben. Man hat Pläne, auch wenn die erst einmal in der Umsetzung feststecken: “Vorgesehen sind weitere Entsiegelungs-, Renaturierungs- und Wegebaumaßnahmen, die nach Klärung der vertraglichen Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren als Ausgleichsmaßnahme erfolgen können. Zur Komplettierung als naturnahes, attraktives und gern besuchtes Kleinod sind weitere ergänzende Schritte notwendig, für die eine Konzeption sinnvoll wäre.”

Da schüttelt der Leser nur mit dem Kopf: Das Dezernat bestätigt, dass eine Konzeption, wie sie Engelmann beantragt, notwendig ist. Und lehnt ab.

Übrigens auch in der Behandlung am 20. Mai mit der Aussage von 2015: “Angesichts der knappen finanziellen Ressourcen kann die Beauftragung aus dem Haushalt 2014 nicht erfolgen.”

Was nicht nur Reiner Engelmann ziemlich schnuppe sein sollte. Der würde sich schon freuen, wenn es 2016 eine fertige Konzeption gibt und 2017 irgendwas getan würde, zum Beispiel der Weg zum See in Ordnung gebracht, denn der ist bestenfalls ein halsbrecherisches Provisorium.

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