Nicht nur die Grünen haben sich kürzlich mal wieder für den Clara-Zetkin-Park und den Fortgang beim Park-Entwicklungskonzept interessiert. Auch Mike Demmig hatte so das Gefühl, dass es nach der Diskussion von 2014 zu still geworden war um den Park. Sollte der denn nicht demnächst Jubiläum feiern? 2017 jährt sich doch die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung zum 120. Mal.

Er schrieb extra eine Petition, mit der sich der Petitionsausschuss dann auch gründlich beschäftigt hat. Wegen der Zahlen und Fakten fragte man extra beim Amt für Stadtgrün und Gewässer nach. Und da kam man dann zu dem Ergebnis, dass es leider 2017 noch nicht so weit ist: „Die Annahme, dass der Clara-Zetkin-Park im Jahr 2017 seit 120 Jahren besteht, ist nicht korrekt.“

Was den Petitionsausschuss dann zu der Feststellung veranlasste: „Der Petition wird nicht abgeholfen.“

Aber eigentlich kommt man doch auf 120 Jahre, wenn man die große Gewerbeschau als Ausgangspunkt nimmt? Mike Demmig in seiner Petition: „1897 erlebte Leipzig auf dem Areal des heutigen Clara-Zetkin-Parks, ehemals König-Albert-Park, die größte Ausstellung seiner Geschichte. Die Anton-Bruckner-Allee und die beiden Teiche waren die Hauptachse der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung. Über 4 Millionen Besucher sahen nicht nur eine umfassende Leistungsschau, sondern auch einen hohen Anteil an volkstümlicher Unterhaltung.“

Was macht man daraus?

Die Leipziger Stadtgrün-Experten haben extra noch einmal in die Archive geschaut und eine Liste der relevanten Daten zusammengestellt:

Von 1873 bis 1894 gab es diverse Planungen von Ratsgärtner C. O. Wittenberg für das Scheibenholz und den späteren König-Albert-Park, die dann in den Folgejahren auch umgesetzt wurden.

Erstes relevantes Ausgangsjahr für ein Park-Jubiläum ist das Jahr 1877: 1877 wurde der Volkspark Scheibenholz der Leipziger Bevölkerung zur Nutzung übergeben. Heute ist er ein Teilbereich des Clara-Zetkin-Parks, nämlich der südliche an der Rennbahn. Da wäre 2017 nicht nur das 120-jährige dran, sondern das 140-jährige.

1895 begannen die Erdarbeiten auf dem zukünftigen Ausstellungsgelände für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung (24.04. – 19.10.1897), mit der die bis dahin ungestalteten Auen nördlich des Scheibenholzes erstmals eine Gestaltung bekamen. Das prägt das Gelände bis heute. Und für Mike Demmig wäre das der geeignete Anknüpfungspunkt für einen 120-Jahre-Geburtstag.

Doch anschließend stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer fest: Bis Februar 1898 wurden die zahlreichen Gebäude fast völlig abgetragen. Aber dafür blieben die Teiche, Wege und Hügel, als das, was die Besucher heute als Park erleben. Zumindest in Teilen. Denn: Im Januar 1898 stellte Gartendirektor C. O. Wittenberg einen Gesamtplan für den Park vor. Am 29. Oktober 1898, anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums des sächsischen Königs, wurde dem zukünftigen Park dann der Name König-Albert-Park verliehen. Der Name ward also vergeben. Die Gestaltung aber war noch nicht fertig.

Im Mai 1899 lieferte Gartendirektor C. O. Wittenberg dann einen überarbeiteten Plan, auf dessen Grundlage dann 1899 mit ersten umfangreichen Erdarbeiten begonnen wurde. 1901 löste dann C. Hampel seinen Vorgänger Wittenberg als Gartenbaudirektor ab. Unter seiner Regie wurde die Parkanlage dann 1904 vollendet.

Und das ist dann der Zeitpunkt, der aus Sicht des Amtes für Stadtgrün und Gewässer Grundlage für ein Jubiläum sein muss. Was im Klartext heißt: 2014 haben alle das 110-jährige verpasst.

„Somit besteht ein Anlass, das Parkjubiläum ‚120 Jahre Clara-Zetkin-Park‘ zu begehen, frühestens im Jahr 2024.“ Man habe also noch neun Jahre Zeit, den Park (zu dem konzeptionell auch noch der Johannapark gehört) in Schuss zu bringen.

Aktuell hat gerade die Sanierung der Inselteichterrasse für 159.000 Euro begonnen – dem folgt dann noch die Entschlammung des Inselteichs für 275.000 Euro.

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