Chance versiebt, stellt der ADFC Leipzig fest. Am Montag, 16. November, wurde die neu gestaltete "KarLi" wieder für den Kraftverkehr freigegeben. Zwei Jahre Bauzeit waren damit offiziell beendet, auch wenn in Randbereichen noch gewerkelt wird. Aber die zwei Jahre wurden nicht genutzt, um die Frage zu klären: Wie weiter mit der Bernhard-Göring-Straße? - Der ADFC Leipzig ist sauer.

Während des Umbaus der Karl-Liebknechtstraße war die Bernhard-Göring-Straße für zwei Jahre als Umleitungsstrecke für den Radverkehr in beide Richtungen geöffnet. Am Dienstag, 17. November, dem Tag nach der Verkehrsfreigabe in der KarLi, wurde begonnen, diese Regelung zurückzubauen.

„Es hat sich gezeigt, dass es für die Öffnung der Bernhard-Göring-Straße in beide Richtungen für den Radverkehr den Bedarf und auch die Notwendigkeit gibt. Wir bedauern es sehr, dass es der Stadtverwaltung nicht gelungen ist, die Öffnung mittels temporärem Radfahrstreifen aufrechtzuerhalten oder bis zum Abschluss der Baumaßnahme KarLi eine Lösung für eine dauerhafte Öffnung der Einbahnstraße herbeizuführen“, zeigt sich Dr. Christoph Waack, Vorsitzender des ADFC Leipzig, enttäuscht von der neuen Situation.

Erst im Juli 2015 sei von Seiten des Verkehrs- und Tiefbauamts anlässlich der Bürgersprechstunde des Oberbürgermeisters zum Radverkehr zugesagt worden, dass auch nach Abschluss der Bauarbeiten in der KarLi eine Übergangslösung gefunden wird. Aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Leipzig hätte das bedeutet: Die bestehende Situation bleibt erhalten, bis eine bauliche Gestaltung der Straße realisiert werden kann.

Außerdem habe der Amtsleiter des Verkehrs- und Tiefbauamtes, Michael Jana, am 20. Oktober 2015 nochmals dem ADFC schriftlich bestätigt, dass das Provisorium zur Führung des Radverkehrs auch nach Abschluss der Bauarbeiten in der KarLi fortgeführt werde.

Wird es aber sichtlich nicht. Und auch eine andere Variantenplanung durch das Leipziger Verkehrs- und Tiefbauamt für diese Straße liegt nicht vor, soll erst gefunden werden, wenn nach dem Umbau der Windmühlenstraße im Jahr 2018 auch eine neue Verkehrsführung für die Arthur-Hoffmann-Straße und die Bernhard-Göring-Straße entworfen werden soll.

Im Variantenentscheid zu “Umgestaltung Bayrischer Platz/Windmühlenstraße/Grünewaldstraße”, den das Leipziger Planungsdezernat im November vorgelegt hat, heißt es zu den Untersuchungen zur Verkehrsführung für die beiden Straßen: “Für die Arthur-Hoffmann-Straße wird für den motorisierten Individualverkehr (MIV) die Öffnung des Straßenzuges für beide Richtungen untersucht, um den Durchgangsverkehr aus der Bernhard-Göring-Straße herausnehmen zu können. Dies wurde in der vorliegenden Planung berücksichtigt.”

Aber irgendwie scheint das noch ferne Zukunftsmusik zu sein. In der Vorlage zur Windmühlenstraße heißt es weiter: “Sich anschließend an die Maßnahme Bayrischer Platz ist laut gegenwärtigem Stand für das Verkehrsbauvorhaben Arthur-Hoffmann-Straße, ebenfalls Bestandteil des ‘Mittelfristigen Investitionsprogramms im Straßen- und Brückenbau 2013 – 2020’, ein Bau ab 2020 vorgesehen. Danach soll die Umgestaltung der Bernhard-Göring-Straße erfolgen. Allerdings sind auch für diese beiden Maßnahmen die Finanzmittel in der Haushaltsplanung noch nicht gesichert. Für beide Straßen werden gegenwärtig mehrere Varianten untersucht. In diesem Zusammenhang wird für die Arthur-Hoffmann-Straße eine Öffnung der Straße für den motorisierten Individualverkehr (MIV) auch in Richtung Süden geprüft, wodurch eine Verkehrsreduzierung für die Bernhard-Göring-Straße erreicht werden kann.”

Dass das “Mittelfristige Investitionsprogramm” der Wirklichkeit mittlerweile um Jahre hinterher hinkt, darüber haben wir ja schon berichtet. Sowohl Windmühlenstraße und Bayrischer Platz waren eigentlich sofort im Anschluss an das Projekt “KarLi” für die Jahre 2016, 2017 und 2018 geplant.

Während der Umbau der Windmühlenstraße mit 10 Millionen Euro ein relativ teures Projekt wird, wurde sowohl die Arthur-Hoffmann-Straße als auch die Bernhard-Göring-Straße nur mit 2,4 bzw. 3 Millionen Euro kalkuliert. Und zwar in voller Länge bis zur Richard-Lehmann-Straße. Einschränkung bei der Bernhard-Göring-Straße: Da will man den Umbau an der Paul-Gruner-Straße enden lassen und das völlig unzumutbare Stück von der Paul-Gruner-Straße bis zur Riemannstraße gar nicht erst anrühren. Selbst das gefährliche Pflaster zwischen Schletter- und Riemannstraße bleibt dann noch Jahrzehnte erhalten.

Im “Mittelfristigen Investitionsprogramm” steht zur Bernhard-Göring-Straße auch eindeutig zu lesen: “Umleitungsstrecke für Bau Karl-Liebknecht-Straße (2014-2015), anschließender Ausbau der Bernhard-Göring-Straße ab 2017, Ausführungsplanung 2016, Variantenuntersuchung läuft, Kostenbasis: Schätzung 2/2012.”

Wenn eine Verwaltung solche Versprechen macht, wirkt es natürlich geradezu frustrierend, wenn nach Beendigung der Baumaßnahme “KarLi” in der Bernhard-Göring-Straße die alten Zustände einfach wieder hergestellt werden, ein möglicher Umbautermin hinters Jahr 2020 verschoben wird und nicht mal ansatzweise eine Übergangsvariante vorgeschlagen wird.

Dr. Christoph Waack zu diesem neuen Verwaltungsstreich: “Die Freude über die Freigabe der KarLi wird durch die Wiederherstellung der Einbahnstraßenregelung auch für den Radverkehr in der Bernhard-Göring-Straße sehr getrübt. Im Sinne der Förderung des Radverkehrs und der vom Stadtrat beschlossenen Ziele ist es wichtig, dass die Bernhard-Göring-Straße schnell wieder in beide Richtungen nutzbar wird.“

Mittelfristiges Investitionsprogramm Straßen und Brücken von 2013.

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Bitte sehr. Ich habe schon in einem anderen Kommentar geschrieben (zum Linken-Antrag), dass die Verkehrsbehörde nichts machen wird.

Narrenbehörde.

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