Vor ein paar Wochen rätselten schon ein paar Zeitungen darüber, was für eine verrückte Idee das wäre, nun Flüchtlinge auch noch im 100 Jahre alten ehemaligen Leipziger Postbahnhof unterzubringen. Leipzig braucht zwar jede Menge Platz für die vielen Flüchtlinge, die in diesem Jahr ankommen. Aber auf einem Bahnhof? Hat die Leipziger CG-Gruppe da nicht was anderes vor?

Hat sie schon. Aber solche Entwicklung braucht Zeit. Auch die CG-Gruppe wird das riesige Gelände, das bis 1990 tatsächlich für den schienengebundenen Postversand genutzt wurde, nur in Etappen entwickeln können. Und auch nicht gleich losbauen, selbst wenn die Pläne fertig sind, denn die Bauarbeiter rücken beim Leipziger Projektentwickler erst an, wenn auch die Weitervermarktung der Gebäude gesichert ist.

Man hat also etwas Zeit. Fest stehen die Pläne vor allem erst einmal für die Gebäude. Die CG Gruppe hat das seit über 20 Jahren leerstehende 8,3 Hektar große Areal um den Postbahnhof Ende 2014 erworben. Die denkmalgeschützten Bestandsgebäude sollen saniert werden. Wie schon die Gewerbehöfe in Leipzig-Plagwitz soll das Projekt nach Plänen des Leipziger Architekturbüros homuth+partner architekten realisiert werden. Im Zuge der Sicherungsarbeiten wurden bereits Schäden an den Dächern über den acht riesigen Stahlbögen behoben, die das Hauptgebäude auf 11.000 Quadratmetern überspannen.

Und die Zeit, bevor die Bestandsgebäude an den Markt gehen, kann man gut nutzen, die Freiflächen als Interimsstandort für Flüchtlingsunterbringung zu nutzen. Da hat auch der Leipziger Künstler Michael Fischer-Art etwas nachgeholfen, damit in Leipzig-Schönefeld auf dem Areal des Postbahnhofs an der Adenauer Allee eine Flüchtlingsunterkunft für mindestens 700 Flüchtlinge entstehen kann. Initiatoren des Projekts sind die CG Gruppe und der Leipziger Künstler Michael Fischer-Art. Und der Arbeitsname sagt eigentlich alles: “Bahnhof der Hoffnung”.

Auf dem Südareal werden die Module unter den alten Hallendächern aufgebaut. Grafik: CG Gruppe
Auf dem Südareal werden die Module unter den alten Hallendächern aufgebaut. Grafik: CG Gruppe

“Das Areal des Postbahnhofs bietet ausreichend Fläche, um hier Flüchtlinge unterzubringen. Wir möchten dazu beitragen, dass Sporthallen künftig nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden müssen und wieder unseren Kinder zur Verfügung stehen”, sagt dazu Christoph Gröner, Vorstand der CG Gruppe.

Auf dem Areal sollen einzelne moderne Wohnmodule zum Einsatz kommen. Aber nicht irgendwelche aus den üblichen Bestellkatalogen der heutigen Container-Anbieter, sondern ganz speziell für Leipzig hergestellte, die auch zeigen, dass man auch bei dem Thema der schnellen und menschenwürdigen Unterbringung nicht auf Provisorien setzen muss – auf Zelte und Turnhallen schon gar nicht. Die Leichtbau-Module wurden gemeinsam vom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle und einem Leipziger Unternehmen entwickelt. Jedes Modul bietet 15 Quadratmeter Wohnraum, zwei Betten und eigenen Sanitärbereich. Die Wohnmodule werden darüber hinaus von dem Leipziger Künstler Michael Fischer-Art künstlerisch gestaltet, so dass auf den beiden Grundstücken des alten Postbahnhofs an der Adenauerallee quasi zwei pop-art-bunte Flüchtlingsstädtchen entstehen. Im Norden steht die bunte Siedlung dann auf den Freiflächen zwischen Adenauerallee und Kleingärten.

Noch eindrucksvoller wird die geplante Modulwelt im Südareal, denn dort werden die bunten Module dann unter den sanierten Hallendächern der ehemaligen Postbahnsteige aufgestellt. Die hier Untergebrachten sind dann gleich doppelt unter Dach.

Was aber ein Thema auf die Tagesordnung bringt, das mit der Entwicklung des Areals für neue Wohnquartiere sowieso auf den Tisch kommt: Wie wird dieses praktisch im “toten Winkel” hinter dem Hauptbahnhof gelegene Areal künftig besser mit dem ÖPNV erschlossen und welche Nahversorger siedeln sich hier an. Denn tatsächlich befindet sich gerade hier ein nicht unattraktives innerstädtisches Gebiet, das für die Schaffung neuer Wohnbebauung für das wachsende Leipzig zunehmend in den Fokus rückt. Wie schwer sich die Stadt tut, das auch mit visionären Bebauungsplänen zu untersetzen, haben ja mittlerweile mehrere Stadtratsdiskussionen gezeigt.

Die Planung für den Nordteil des alten Postbahnhofs.

Die Planungen für den Südteil des ehemaligen Postbahnhofs.

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Es gibt 4 Kommentare

Denken Sie? Schauen Sie hinter die Fassade der CG Gruppe & Co. sowie über deren Rolle in Leipzig eingeschlossen der Verbindungen zwischen …..,

„Das Areal des Postbahnhofs bietet ausreichend Fläche, um hier Flüchtlinge unterzubringen. Wir möchten dazu beitragen, dass Sporthallen künftig nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden müssen und wieder unseren Kinder zur Verfügung stehen“, sagt dazu Christoph Gröner, Vorstand der CG Gruppe.”

So viel Gütigkeit und Hilfsbereitschaft dieses knallharten Unternehmens rühren mich fast zu Tränen, aber nur fast. Auch die tollen Ideen des Herrn Fischer – Art sind des Lobes wert. Tatsächlich? Jedes Ding hat zwei Seiten. Wie sieht es auf Seite zwei aus? Reden wir doch nicht drum herum. Hier geht es um Kohle, für das Unternehmen + Herrn Fischer- Art. Um sehr viel Kohle. Um wahnsinnig viel Kohle. Alles andere ist Schönrederei. Was die Schönefelder dazu sagen ist beispielsweise diesen Damen und Herren letztlich egal, darauf verwette ich mein letztes Hemd.

Bahnhof der Hoffnung? Bahnhof mit Waggons voll Kohle!!???!!!

Ein ganz faules Ei, damit wiederholt in die Öffentlichkeit zu gehen. Allein der ausgewählte Begriff “Bahnhof der Hoffnung” ist kennzeichnend für diese persönlichen (finanziellen) Interessen. Hier haben einige den Bogen bereits gewaltig überspannt.

Weitere Bemerkungen erspare ich mir dazu, weil sonst Sätze folgen, die nicht ganz jugendfrei sind. Das möchte ich nicht.

Na, ich weiß nicht, ob die Figuren des Herrn Fischer-Arts das Richtige sind, um den traumatisierten Flüchtlingen angenehme Gefühle zu bereiten.^^

Das mit den Flüchtlingen ist eine hübsche Idee, die der CG-Gruppe gefallen muss; denn es gibt 1. fettes Geld, 2. nochmals fettes Geld und 3. bleiben die Gebäudlichkeiten besser erhalten. (Unbewohntes verfällt sechsmal schneller als Bewohntes, es ist dabei ziemlich egal, wie kaputt die “Wohnung” schon ist.)

Vermutlich jubelt sich der zu solchen Themen einschlägigst bekannte LVZ-Redakteur die Finger heiß. Weiß ich aber nicht sicher; denn ich habe dieses… dieses… dieses “Blatt” schon vor zwei Jahren abbestellt. War ein guter Gewinn für meine Geldbörse.

Zu der Sache mit der Entwicklung von Arealen, vor allem verkehrspolitisch: Die schöne Idee des autofreien Quartiers westlich des Hauptbahnhofs mit dem Arbeitstitel “Am alten Zoll”, ist ja irgendwie so ganz schwiemelig in den Partheauen versoffen worden. Man liest davon nichts mehr.

Man glaube doch nicht, dass sich ÖPNVmäßig überhaupt noch irgendwas tun würde in dieser sogenannten Heldenstadt. Solange der Stadtrat bräsig vor sich hinträumt, werden weiterhin Anlagen des öffentlichen Nahverkehrs zerstört werden. Es gibt bereits Spekulationen, wo die LVB als nächstes marodieren könnten.

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