Diesmal hat gar keiner gefragt. Das Leipziger Umweltdezernat hat von sich aus darüber informiert, dass auch 2016 keine Parkgebühren auf dem Parkplatz an der Brückenstraße gezahlt werden müssen, von wo man über die Kelchsteinlinie direkt zum Nordstrand des Cospudener Sees kommt. Das Dezernat hat die Suche nach einem neuen Pächter um ein Jahr vertagt.

Grund ist ein Antrag der CDU-Fraktion. Der stammt zwar schon aus dem Frühjahr 2014. Aber in der Leipziger Verwaltung geht alles so seinen Gang, seinen gemächlichen. Die CDU-Fraktion hatte damals beantragt, die Parkplätze direkt ans Nordufer zu verlegen. Das passt zwar nicht wirklich zum Konzept, das die Stadt Leipzig und die Stadt Markkleeberg seit 2000 am Cospudener See umsetzen wollten. Aber es ist ziemlich typisch für Leipzigs Verwaltung: Konzepte für eine bessere Straßenbahnanbindung im Neuseenland scheitern an den behördlichen und kommunalen Grenzen – aber für Autoverkehr hat man immer ein offenes Ohr.

Also will man das sogar mal prüfen und hat sogar schon einen Auftrag ausgereicht.

In der Dienstberatung des OBM am 16. Dezember hat man noch einmal die ganze alte Malaise aufgedröselt: “Seit dem Jahr 2000 bis zum Juli 2014 war der Parkplatz Nord / Cospuden, gelegen am Ziegeleiweg / Brückenstraße, mit dem Eingangsgebäude, der von seiner Bedeutung her das Tor zum Erholungspark Cospudener See darstellt, nacheinander an zwei private Betreiber verpachtet.”

Aber die Verpachtung zeigte auch die Schwächen des Pachtkonzeptes. Für viele Autofahrer war der Parkplatz zu abgelegen, der Weg zum Strand zu weit und auch nicht besonders schön – außer für Skater. Manchmal kommt der Bus hier lang, aber auch nur in größeren Abständen. Und ein besonderer Aufenthaltsort ist der Parkplatz auch nicht.

Der letzte Pächter fand es hier auch nicht so spannend, dass man sich wirklich ins Zeug gelegt hätte. Das Umweltdezernat: “Im Rahmen des letzten Pachtverhältnisses, das seit 2007 bestand, verletzte der Pächter gegenüber der Stadt Leipzig seine Pflichten auf das Gröblichste, so dass die Stadt den Vertrag fristlos kündigen musste. Es folgte ein zweijähriger Rechtsstreit auf Räumung und Herausgabe des Pachtobjektes, der am 22.07.2014 durch das OLG Dresden zugunsten der Stadt Leipzig entschieden wurde. Die Räumung erfolgte durch den zuständigen Gerichtsvollzieher. – Hierdurch entstand der Stadt Leipzig zunächst ein materieller Schaden; größer aber war der Imageschaden für das Erholungsgebiet insgesamt.”

Kann man so sehen. Muss man aber nicht. Der Image-Schaden entsteht eher durch das unkoordinierte “Jeder macht Seins” der am See partizipierenden Städte. Das Neuseenland ist ein Flickenteppich mit einer Charta, an die sich niemand hält. Und der Auftrag, den das Umweltdezernat ausgegeben hat, könnte der nächste Baustein sein, mit dem die Umweltverträglichkeit am Cospudener See demontiert wird.

Erst einmal hat man die alte Ausschreibung gestoppt: “2015 bereitete die Verwaltung eine Ausschreibung zur Betreibersuche für Parkplatz und Eingangsgebäude vor. Aus Gründen der aufkommenden politischen  Diskussion zum Thema Verlagerung des Parkplatzes in Strandnähe wurde diese Ausschreibung zunächst nicht vollzogen.”

Ob das künftige Verkehrskonzept dann freilich Parkplätze in Seenähe vorsieht, ist noch offen. Auch wenn “ein Dresdner Büro den Auftrag von der Stadt, ein Verkehrskonzept für das Erholungsgebiet Cospudener See zu erarbeiten”, bekommen hat.

“Es erscheint sinnvoll, vor einer Ausschreibung die Ergebnisse dieses Konzeptes abzuwarten und einfließen zu lassen”, betont das Umweltdezernat. Entsprechende Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2016 vorliegen.

Wobei eigentlich klar ist, dass der Parkplatz nur sinnvoll bewirtschaftet werden kann, wenn er keine direkte Konkurrenz in Strandnähe bekommt.

“Eine künftige Verpachtung muss so erfolgen, dass diese für die Benutzer attraktiv, für den Betreiber auskömmlich und für die Parksituation im Erholungsgebiet regulierend sein kann. Insofern eignen sich hier keine Zwischenlösungen letztlich auch vor dem Hintergrund einer möglichen erneuten streitgegenständlichen Auseinandersetzung. Die Schäden für die Stadt Leipzig wären in jedem Fall größer”, findet das zuständige Dezernat, kann sich aber so eine Art Zwischenlösung vorstellen: “Sollte es gelingen, für das Eingangsgebäude einen geeigneten Betreiber/Pächter zu finden, der befristet bis 2016 eine Bewirtschaftung installieren würde, wäre das eine Vorzugsvariante zur interimsmäßigen Bewirtschaftung. – Der Parkplatz sollte allerdings in diesem Zeitraum kostenfrei zu benutzen sein; einerseits wegen des zuvor erwähnten Imageschadens und andererseits wegen der seit Jahren vorliegenden Beschwerden der Nachbargemeinden zur Parksituation insgesamt.”

Denn während der Parkplatz an der Brückenstraße vielen Autonutzern selbst im Sommer zu weit weg vom See war, wurde der Markkleeberger Westen mit Nähe zum Oststrand regelmäßig zugeparkt, ein Problem, das sich ganz bestimmt nicht lösen lässt, wenn auch noch Parkplätze direkt am Nordstrand einladen.

Aber während jetzt alle auf die pfiffigen Ideen aus Dresden warten, gilt erst einmal: “Der Parkplatz Nord / Cospuden wird im Zeitraum 2015 und 2016 kostenlos für jedermann nutzbar bleiben. Nach Vorliegen des von der Stadt beauftragten Verkehrskonzeptes erfolgt eine öffentliche Ausschreibung für eine Verpachtung an einen privaten Betreiber ab 2017.”

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