Der Stadtbezirksbeirat Nord zeige sich jüngst beinah ein bisschen verärgert, dass die Leipziger Stadtverwaltung noch keinen Sanierungsplan für das Heinrich-Budde-Haus in Gohlis vorgelegt hat. Aber da erwischte man das zuständige Kulturamt wohl auf dem falschen Fuß. Das reagiert jetzt mit der Antwort, das Anliegen aus dem Stadtbezirksbeirat sei doch längst Verwaltungshandeln. Nur wenn das Geld nicht da ist, kann auch keiner weiterbauen.

Und so klingt es auch ein wenig verschnupft, wenn das Kulturamt jetzt mitteilt: „Der Bauzustand der Liegenschaft Heinrich-Budde-Haus, Lützowstr. 19, bestehend aus Villa und Gartenhaus, ist dem Kulturamt bekannt.“

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder stückweise in die 125 Jahre alte ehemalige Fabrikantenvilla investiert. Immer dann, wenn die Stadt mal ein bisschen Geld locker hatte, um wieder ein Stück zu finanzieren: „Im Jahr 2004 wurde die Fassade der Villa aufwendig saniert und das Gartenhaus grundlegend modernisiert. Im Jahr 2009 konnte mit Mitteln des Konjunkturpaketes II ein Teil der Fenster der Villa erneuert werden.“

Was aber nicht viel nutzt, wenn das Haus trotzdem nur in Teilen wirklich bespielt werden kann. Ein halber Zustand irgendwie, der nun eigentlich nach einer Fortsetzung schreit. Aber das Geld ist nicht da, also gibt’s auch keine Planungen, so das Kulturdezernat.

„Als Kultur- und Vereinshaus ist das Gebäude, das um 1890 als reines Wohnhaus errichtet wurde, in seiner bestehenden Struktur derzeit nur eingeschränkt nutzbar. Vor allem zur Gewährleistung des Brandschutzes müssen umfangreiche Maßnahmen umgesetzt werden. Die Kosten zur brandschutztechnischen Ertüchtigung des Gebäudes, wozu auch die Erneuerung der elektrischen Anlage zählt, sowie die Kosten für eine barrierefreie Erschließung des Gebäudes und der Geschosse mit einem Aufzug, wurden im Jahr 2015 im Auftrag des Kulturamtes ermittelt. Danach ergeben sich für beide Maßnahmen zusammen Kosten von ca. 900.000 Euro. Für die abschließende Erneuerung der Fenster würden zusätzlich Kosten von ca. 150.000 Euro entstehen. Eine Senkung der Heizkosten bei der Betreibung des Gebäudes ist grundsätzlich anzustreben, wobei eine energetische Verbesserung aufgrund des Denkmalstatus des Gebäudes nur eingeschränkt möglich ist. Für die Modernisierung der Heizungsanlage kann von ca. 50.000 Euro ausgegangen werden. – Somit ergeben sich geschätzte Gesamtkosten von ca. 1,1 Millionen Euro. Endgültige Angaben zu den Kosten können erst mit einer vertiefenden Planung getroffen werden.“

Nicht berücksichtigt seien dabei spezifische Anforderungen eines zukünftigen Nutzers, „wobei auf die vorhandenen räumlichen Gegebenheiten und die denkmalschutzrechtlichen Belange Rücksicht zu nehmen ist.“

Das Kulturamt, das durch Insolvenz des Betreibervereins seit 2014 das Gebäude selbst betreibt, strebe derzeit an, das Budde-Haus ab 2017 wieder in freie Trägerschaft zu überführen. Dafür wurde ein Interessenbekundungsverfahren veröffentlicht, in dem – so betont das Dezernat – davon ausgegangen wird, die Immobilie im jetzigen Zustand zu übergeben. Womit der eigentlich nicht wirklich belastbare Zustand erhalten bleibt, ohne dass die letzte notwendige bauliche Ertüchtigung tatsächlich absehbar ist.

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