Friedhofstraße? - Kann man lange suchen in Eutritzsch. Es gibt sie nicht mehr. Schon vor Jahren wurde sie umbenannt in Mosenthinstraße. Nur das Plangebiet heißt noch immer so: „Friedhofstraße“. Auch weil sich hier seit Jahren nichts getan hat. Jetzt will der Freistaat hier ein neues Polizeirevier bauen. Dazu muss der Bebauungsplan geändert werden.

„Das derzeit auf dem Gelände des Präsidiums der Bereitschaftspolizei nördlich der Essener Straße befindliche Polizeirevier Leipzig-Nord soll einen eigenständigen Standort erhalten. Der Sächsische Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement (SIB) hat dafür ein brach liegendes Grundstück unmittelbar südlich der Essener Straße ausgewählt“, teilte dazu Leipzigs Stadtverwaltung kürzlich mit. „Nach Prüfung durch die Stadt Leipzig ist der Standort für den Neubau eines Polizeireviers geeignet. Um den Bau an diesem Standort planungsrechtlich zu ermöglichen, muss der Bebauungsplan Nr. 75.3 ‚Friedhofstraße‘, in dessen Geltungsbereich sich das Areal südlich der Essener Straße befindet, geändert werden. Oberbürgermeister Burkhard Jung wird im Juni eine Vorlage – Aufstellungsbeschluss – zur Änderung des Bebauungsplanes in die Ratsversammlung einbringen.“

Eigentlich könnte das SIB auch so bauen. Platz ist genug. Hinter Bäumen schimmert grüne Wiese. Erst weiter östlich sind zwei Häuser gebaut worden, kurz vor der Kreuzung Maximilianallee. Mit viel Parkplatz drumherum. Ein Stück Brache nutzt ein Autohändler zur Präsentation seiner Fahrzeuge. Es scheint eher verblüffend, dass hier überhaupt jemand wohnt mit direktem Blick auf die Essener Straße als B6 und die Kreuzung zur B2.

In der Vorlage, die das Stadtplanungsamt jetzt erarbeitet hat, wird vermutet, dass die Essener Straße eine Rolle spielen könnte dafür, dass hier nicht weiter gebaut wurde. Aber das Problem ist wohl eher, dass sich hier noch kein professioneller Bauträger gefunden hat, der das Gebiet wirklich mal vernünftig durchplant. Die nächste Einkaufsgelegenheit ist ein trister Discounter, 500 Meter entfernt. Zumindest die Straßenbahn Linie 16 hat in Laufweite eine Haltestelle. Mehr ist hier eigentlich nicht los. Die Häuser einfach so ungeschützt hinklatschen, wie es mit den zwei Pionierexemplaren passiert ist, sieht nicht gerade nach einem Gefühl für ruhiges Wohnen aus.

Verständlich, dass das SIB hier nicht nur fündig wurde, sondern auch gleich gekauft hat. Oder wie es im Amtsdeutsch der Vorlage so schön heißt: „Der für die Umsetzung des Vorhabens zuständige Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) hat als Vorzugsstandort das Areal auf der gegenüberliegenden Straßenseite ermittelt, die Umsetzungsfähigkeit des Vorhabens an dieser Stelle generell geprüft und sich das Eigentum an den bisher baulich ungenutzten Flurstücken 338/21 und 338/62 der Gem. Eutritzsch gesichert.“

Nur losbauen kann man noch nicht, denn der bestehende Flächennutzungsplan der Stadt Leipzig sieht hier nun einmal Wohnbebauung vor: „Im wirksamen Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Leipzig ist die Fläche als Wohnbaufläche dargestellt. Ob eine Konkretisierung dieser Darstellung erforderlich ist, wird im weiteren Verfahren geprüft werden. (…) Die hier geplante Wohnbebauung ist bis heute nur in  Form von zwei Gebäuden erfolgt, welche sich östlich des zukünftigen Polizeistandortes befinden. Die weitere vorgesehene Wohnnutzung wurde aufgrund der Lage direkt an der Essener Straße bisher nicht realisiert. Somit stellt sich das Grundstück derzeitig als Brachfläche, bewachsen mit jungem Gehölzbestand und Wiesen, dar.“

Das könnte sich schnell ändern, wenn der Bebauungsplan dementsprechend angepasst wird. Auf einem Teil der Fläche könnten zwar auch jetzt schon Verwaltungsbauten entstehen (wozu ja auch Polizeireviere gehören), aber nicht auf dem ganzen. Bisher war im Mittelteil auch noch eine dauerhafte Grünfläche vorgesehen.

Aber mit dem Polizeirevier könnte die Essener Straße an dieser Stelle endlich so etwas wie eine bauliche Struktur bekommen.

„Nach den bisherigen Planungen des SIB könnten auf dem Grundstück zwei, ggf. auch drei größer dimensionierte Baufenster vorgesehen werden, welche jeweils mit einer für Verwaltungsbauten typischen Größe und Kubatur bebaut werden sollen. Dabei ist der östliche Baukörper für das zukünftige Polizeirevier vorgesehen. Für das/die verbleibenden Gebäude besteht seitens des SIB ebenso Nutzungsbedarf, jedoch noch keine abschließende Entscheidung, in welchem Umfang bzw. welche nutzungskonkreten Funktionen dort weiterhin untergebracht werden sollen“, teilt das Stadtplanungsamt mit.

Das neue Polizeirevier aber wird gebraucht, ziemlich bald sogar. 2017 möchte das SIB hier mit dem Neubau des Polizeireviers Nord beginnen. Deswegen geht der Änderungsbeschluss zum Bebauungsplan Nr. 75.3 „Friedhofstraße“ jetzt im Eilverfahren in den Stadtrat.

Die Vorlage aus dem Planungsdezernat.

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