Manche Dinge vergisst man einfach wieder. Zum Beispiel, weil man an bestimmte Orte gar nicht mehr geht, weil dort ein Kaufhaus aufgemacht hat, das einen nicht die Bohne interessiert. Wie an der Hainspitze. Früher stand da mal ein Brunnen. Auch das hat man vergessen, weil er im Vorfeld der Großbaustelle abgebaut wurde. Die Linksfraktion beantragt jetzt, dass der Brunnen wieder hingestellt wird, denn es war ein Trinkwasserbrunnen.

Spendiert hat ihn mal die Stadt Wien. Und in der Brunnenliste der Stadt Leipzig kommt er auch noch vor, als Nummer 10 „Trinkbrunnen der Stadt Wien“, nicht betriebsbereit, weil er neu gebaut werden müsste.

Vielleicht hätte ihn auch die Linksfraktion vergessen, wenn nicht das Jugendparlament jüngst den Antrag gestellt hätte, dass Leipzig in der Innenstadt Trinkwasserbrunnen aufstellen solle. Den Antrag hätten auch andere stellen können. Selbst das Umweltdezernat hätte eine Vorlage liefern können, denn eigentlich ist das schon lange beschlossen. Es steht in der Leipziger Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Da kommen nicht nur Fontänen und Springbrunnen vor, die die Luft in der aufgeheizten City ein bisschen abkühlen sollen, da stehen auch explizit die Trinkwasserbrunnen, die für all jene Menschen auch zum schnellen Retter werden sollen, für die die Hitzebelastung in der sommerlichen Stadt auch zum gesundheitlichen Problem wird. Deswegen verschenkt die Stadt Wien ja auch Trinkwasserbrunnen.

Aber irgendwie gerät so etwas immer wieder in Vergessenheit.

Vor Jahren nahmen wir den Brunnen an der Ecke Hainstraße/Große Fleischergasse für so selbstverständlich, dass wir ihn gar nicht erst im Betrieb abgelichtet haben. Deswegen gibt es ihn nur eingehaust im Winterkleid, kurz vor seiner Demontage und dem Beginn der Buddelarbeiten für das geplante „Primark“.

Die Linksfraktion nun hat den Antrag des Jugendparlaments aufmerksam gelesen und gleich einen Ergänzungsantrag geschrieben: „Der einst von der Stadt Wien der Stadt Leipzig geschenkte Trinkwasserbrunnen, der auf der Fußwegfläche am Knoten Brühl, Hainstraße und Große Fleischergasse aufgestellt wurde, wird vor dem Geschäftshaus Primark wieder installiert. Die im Umfeld ansässigen Händler und Gewerbetreibenden sollen gewonnen werden, sich finanziell an der Wiederaufstellung und Betreibung zu beteiligen.“

Denn mit dem Bezahlen des Trinkwassers, das hier sprudeln soll, ist es ja nicht so ganz einfach in Leipzig. Gerade umliegende Kaufhäuser aber profitieren von der Existenz dieser Brunnen. Die sorgen für Aufenthaltsqualität und helfen auch den eigenen Kunden bei der Abkühlung, wenn es auch im Haus mal wieder heiß hergegangen ist.

Auch die Linksfraktion sieht das so: „Vor dem Hintergrund von Klimaveränderungen und in einem stark frequentierten Stadtzentrum gehören solcherart Brunnen nicht nur zum Stadtbild. Sie werden in vielen Städten von den Einwohnern und Gästen intensiv genutzt und können die Attraktivität des Zentrums noch steigern. Damit würdigt Leipzig auch die vielfältige und uneigennützige Solidarität, welche die Stadt in den Jahren aus vielen Städten des In- und Auslands erfahren hat.“

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