So langsam schwant es einzelnen Ratsfraktionen, dass man die Rettung des Leipziger Auwaldes nicht so klein-klein denken kann, wie das bisher passiert ist. Das Projekt „Lebendige Luppe“ wird 5 Millionen Euro teurer. Die Vorlage geht gerade durch den Leipziger Stadtrat. Aber so richtig geklärt, wo die Lebendige Luppe verlässlich ihr Wasser herbekommen soll, ist es bis heute nicht.

Was nun einmal daran liegt, dass dazu die Landestalsperrenverwaltung (LTV) fragen muss, die hier die Hoheit über das Flusssystem von Weißer Elster, Nahle und Neuer Luppe hat. Ein Flusssystem, das mit mächtigen Deichen gegen das Auenland abgesperrt ist. Was für eine Auenlandschaft, die auf permanente Hochwasser angewiesen ist, einfach keinen Sinn macht.

Und so langsam schwant auch der SPD-Fraktion im Stadtrat, dass mit einem kleinen, ganz sicher vorbildhaften Bypass-Projekt noch gar nichts gerettet ist. Der Auenwald braucht langfristig wieder stetige Verbindung zum Fluss. Die Aue muss – zumindest in Teilen, wo keine wertvollen städtischen Strukturen bedroht sind – wieder geöffnet werden.

Aber vielleicht könnte man einfach die Wassermengen anders verteilen?

Das ist die Frage hinter dem Antrag der SPD-Fraktion:

„Die Revitalisierung der Leipziger Nordwestaue ist ein prioritäres Schwerpunktprojekt von nationalem Rang. Das Projekt Lebendige Luppe, in Zusammenarbeit der Städte Leipzig und Schkeuditz und wesentlich gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz, ist dabei ein erster wichtiger Baustein. Das Projekt Lebendige Luppe als Mosaikstein entfaltet eine nachhaltige Wirkung jedoch nur, wenn zugleich die Randbedingungen für eine dauerhafte Verbesserung des Wasserhaushalts geklärt und mit notwendigen Folgemaßnahmen untersetzt sind“, stellt der Prüfauftrag der SPD-Fraktion fest.

Ohne sicheren Wasserzufluss keine Lebendige Luppe. Aber die Fraktion denkt noch einen Schritt weiter, denn das Wiederbelebungsprojekt Lebendige Luppe kann nur der Auftakt sein für eine nachhaltige Wiederherstellung der Auenlandschaft – zumindest im Nordwesten. Leipzig solle also über das Projekt jetzt schon deutlich hinausdenken und eine nicht mehr nur künstlich am Leben erhaltene Auenlandschaft im Blick haben.

„Dieser strategische Planungsansatz sichert nicht nur die Wirksamkeit des Projektes Lebendige Luppe, sondern hält zugleich die notwendigen Optionen für eine umfassendere Auenvision als lebendige und erlebbare Aue bei gleichzeitigem Hochwasserschutz offen, hin zu einer weitgehend intakten Flussauenlandschaft als integraler Bestandteil einer attraktiven, wachsenden Großstadt wie Leipzig“, betont die SPD-Fraktion.

Auch wenn die Fraktion noch glaubt, das könnte mit einer einfachen Steuerung der Wassermengen passieren. Denn geregelt wird der Wasserzufluss in Nahle und Neue Luppe ja über die benachbarten Wehranlagen von Nahlewehr und Rosentalwehr. Das Wasser für die Lebendige Luppe soll aus der Nahle kommen. Aber die hat – genauso wie die Neue Luppe – das Problem, dass sie viel zu tief in die Landschaft eingefräst ist und das Flussbett eigentlich deutlich angehoben werden müsste, um die dauerhafte Wasserversorgung der Lebendigen Luppe zu sichern und auch kleinere Hochwasser (dosiert) in den Auenwald zu leiten.

Der Antrag der SPD-Fraktion:

„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, im Rahmen des Projektes Lebendige Luppe zu prüfen:

  1. Wie durch eine angepasste Steuerung des Gewässerknotens die Wasserzufuhr für die Lebendige Luppe entsprechend dem natürlichen Wasserdargebot realisiert werden kann.
  2. Welche Auswirkungen die derzeitige und angepasste Steuerung des Gewässerknotens sowie Maßnahmen und Konzepte im Stadtgebiet auf den  Wasserhaushalt der Nordwestaue haben. Dabei sind für die Aue positive  Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, insbesondere bei Maßnahmen zur Siedlungsentwässerung, des Hochwasserschutzes sowie bei anstehenden Brückenbauvorhaben.

Die Prüfergebnisse sind dem Stadtrat bis Ende April 2017 vorzulegen.“

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Es gibt 2 Kommentare

Oh, doch schon? Nachdem seit Jahren die Planungen laufen? Planungen für ein Ökodisneyland. Die Umwektverbände haben schon seit Jahren einen Vorschlag für die Nordwestaue. Und für ein “nationales Projekt”. Weder die Nordwestaue noch gar die Lebendige Luppe sind ein Projekt nationalen Ranges.
Doch die Stadträte bleiben selbst jetzt noch im Rahmen der LL. Immer noch Ökodisneyland. Nie ernsthaft gegen den Bau des NAW vorgegangen und damit die jetzige Entwicklung auf Jahrzehnte zementierend.
Nicht ansatzweise dir Idee eines “Projektes nationaler Dimension” aufgreifend. Denn dann müßte “man” sich länderübergreifend unterhalten. Dabei feststellen, daß Thüringen und Sachsen-Anhalt zumindest in der Zustandsbeschreibung schon weiter sind.
Folgerichtig bei der Fragestellung nur auf die Lebendige Luppe beschränkend. Klein/Klein, den Status quo erhaltend. Denn alles andere würde Arbeit und Konflikt bedeuten. Insbesondere mit der LTV und dem Freistaat. Schreckliche Vorstellung. Vor allem, weil man die bei der Finanzierung des WTNK braucht….

Welche Auswirkungen haben eigentlich die aktuell laufenden Baumfällungen großen Stils im nördlichen Auenwald auf den Wasserhaushalt etc.!?

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