Eigentlich wollte Leipzigs Verwaltung bis zum zweiten Quartal 2016 eine neue Nutzungskonzeption für das agra-Gelände vorlegen, die dritte mittlerweile. Aber auch im August 2016 lag sie nicht vor und Anfang April vermisste sie die Linksfraktion immer noch. Also fragte sie mal nach. Und bekam nun zur letzten Ratsversammlung am 12. April auch Auskunft. Und damit alles auch schwarz-auf-weiß da ist, gab’s das Ganze jetzt auch schriftlich.

Denn die Vermutung stand ja im Raum, dass hier wieder ein wichtiger Beschluss des Stadtrates um Jahre in der Umsetzung verzögert wird. Aus welchen Gründen auch immer. Wobei auch die Gründe wichtig sind. „Wie ist heute der Arbeitsstand bezüglich eines Strategie- und Nutzungskonzeptes zur Entwicklung des agra-Areals?“, fragte die Linksfraktion.

Und die beruhigende Antwort lautete: „Das nachgefragte Strategie- und Nutzungskonzept zur Entwicklung des agra-Areals ist nunmehr ausgearbeitet und soll ab der 18. KW die dezernatsübergreifende Mitzeichnung durchlaufen. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Vorlage noch vor der Sommerpause in die Ratsgremien eingebracht werden kann.“

Ein Streitpunkt mit der Stadt Markkleeberg waren ja auch immer die Zufahrten. Der Südteil des Geländes gehört zur Stadt Markkleeberg, die sowieso schon mit kritischem Blick die Vision verfolgte, hier ein großes Hotel hinzubauen. Mit Markkleeberg habe nun das Wirtschaftdezernat verhandelt, teilt die Verwaltung mit.

„Sind inzwischen die Vereinbarungen mit der Stadt Markkleeberg ausgearbeitet worden? Gibt es den Nutzungsvertrag?“, hatte die Linksfraktion gefragt.

Die Auskunft zum Stand der Verhandlungen: „Es bestehen derzeit befristete, veranstaltungsgebundene Vereinbarungen mit der Stadt Markkleeberg hinsichtlich der Verkehrswegeführung über die Südabfahrt vom agra-Veranstaltungsgelände. Ab 2018 soll die Hauptzu- und -abfahrt des Veranstaltungsgeländes auf den Flurstücken der Stadt Leipzig realisiert sein, so dass die Nutzung der Markkleeberger Flurstücke im Zuge der Verkehrswegeführung nicht mehr länger notwendig ist.“

Und was wird aus den alten Messehallen? Der Handlungsdruck entstand doch auch, weil diese sämtlich reif für eine Sanierung waren. Gerade dieser Handlungsdruck hatte doch das Wirtschaftsdezernat überhaupt dazu gebracht, ein neues Nutzungskonzept für das Gelände erarbeiten zu wollen – das dann freilich zwei Mal von der Ratsversammlung abgelehnt wurde, weil man mit weiterer Eigenheimbebauung im naturnahen Gebiet nicht einverstanden war. „Wie ist der Zustand der Hallen, und wie werden diese genutzt?“, lautete also die Frage.

„Der Zustand der Hallen ist teilweise instandhaltungs-, instandsetzungs- und sanierungsbedürftig“, bestätigt das Wirtschaftsdezernat. „Die zwingend erforderlichen Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen wurden bereits größtenteils umgesetzt, um die Vermietbarkeit der Objekte gewährleisten zu können. Die Hallen sind derzeit vermietet und dienen diversen Gewerbetreibenden zur Nutzung sowie zur Durchführung verschiedener wiederkehrender Veranstaltungen (z. B. Antik- und Trödelmarkt, Hüpfburgtage etc.).“

Und dann erinnerte die Linke auch daran, dass es bei der Beschlussfassung zum Antrag Bedenken der Verwaltung bezüglich des Termins für ein Konzept gab. „Für wie zuverlässig und seriös sind die Aussagen der Verwaltung anzusehen, wenn zum Termin weder ein Konzept noch eine Information vorliegt und lediglich auf Nachfragen, wie hier bereits zum zweiten Mal, ausgeführt wird?“

„Es ist richtig, dass die Verwaltung über die eingetretenen Verzögerungen nicht informiert hat. Hierfür möchte ich mich entschuldigen“, sagte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. Und erklärte dann, woran es lag. Und das war eigentlich keine Überraschung. Denn man agiert hier direkt an einem sensiblen Landschaftsgebiet. Im Grunde eignet sich das Gelände ideal, um einen schonenden Zugang in den agra-Park und damit zu den Wegen ins Neuseenland zu schaffen. Allein der Naturschutz würde Vieles von dem, was in den ersten beiden Konzepten stand, schlichtweg verhindern.

Dorothee Dubrau: „Es gab komplexe rechtliche Fragestellungen zu klären. Diese bezogen sich auf die problematische Umweltsituation in der Nachbarschaft von Veranstaltungsbetrieb und Ansprüchen des Landschaftsschutzes. Daneben nahm die Bewertung des Gebäudebestandes und den daraus resultierenden investiven Maßnahmen einen erheblichen zeitlichen Rahmen ein, der so nicht vorgesehen war.“

Jetzt kann man nur hoffen, dass das neue Konzept mehr Rücksicht auf den Naturschutz nimmt, die Wegebeziehungen besser klärt und für den Gebäudebestand eine nachhaltige, aber auch finanziell tragfähige Lösung findet.

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