“Mehr Blaualgen im ‚Bagger‘ – bitte nicht baden“, wiederholte das Leipziger Gesundheitsamt im Juni seine Warnung aus dem Mai. Dem Naturbad Nordost geht es nicht gut. Hellgrüne Teppiche schwimmen im Wasser. Und wer in dieses Wasser steigt, spielt mit seinem Leben. Aber so richtig erklärt, warum der See jetzt unter Cyanobakterien leidet, hat das Gesundheitsamt dabei nicht. Das sollte aber schleunigst geklärt werden, finden die Grünen.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat deshalb eine Anfrage zum Bagger in Thekla eingereicht, in der ein möglicher Zusammenhang zwischen der Blaualgenentwicklung am Bagger Thekla und der Düngung sowie dem Pestizidaustrag in der umliegenden Landwirtschaft nachgefragt wird.

Der Hintergrund ist ein Thema, das bundesweit mittlerweile auch Wasserwerke ins Grübeln bringt, denn die übermäßige Düngung und Pestizidausbringung in der Landwirtschaft führt dazu, dass auch immer mehr Grundwasserkörper hochbelastet sind – die Herstellung von Trinkwasser wird immer aufwendiger und teurer.

Aber auch Seen, die sich aus dem Grundwasserkörper speisen, sind betroffen.

Die weiter zunehmende Belastung der Trink- und Grundwasserressourcen insbesondere durch intensive Landwirtschaft lassen die Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser und eventuell auch für die Verbraucher steigen, betonen auch die Grünen. Diese Kosten werden nicht an die Verursacher weitergegeben, eine neue Düngeverordnung aber sei überfällig.

„Seen, wie zum Beispiel der Theklaer Bagger sind natürlich an das Grundwassersystem angeschlossen. Womit zwangsläufig ein Eintrag der in der Umgebung ausgebrachten und über die Erdschichten versickerter Teil von Düngestoffen wie Phosphor, Nitrat und von Pestiziden aus der benachbarten Landwirtschaft als denkbare Ursache der Cyanobakterien, im Volksmund Blaualgen, erfolgt“, erklärt Norman Volger, Fraktionsvorsitzender der Grünen, woher das Problem im Theklaer Bagger möglicherweise rührt.

Das Bundesumweltamt hat zum Thema geforscht und diese Zusammenhänge belegt. Wenn man vor allem die Phosphoreinträge deutlich reduziert, bekommt man das Problem in den Griff. Aber dazu muss man wissen, woher diese Einträge stammen. Ein Thema, bei dem auch Sachsens Umweltministerium sich auffällig zurückhält. Man will augenscheinlich nicht wirklich aktiv werden, um die Auswüchse der industrialisierten Landwirtschaft einzudämmen.

Dass der Leipziger Nordosten ein gravierendes Dünge-Problem hat, zeigt auch die Parthe, die in manchen Abschnitten regelrecht zugewuchert ist.

„Bei dem jetzt festgestellten Befall des Theklaer Baggers ist die Warnung von Mensch und Tier wegen schädlicher Wirkungen nötig. Aber unverzüglich muss die Aufklärung der Ursachen und zugleich die Einleitung von Gegenmaßnahmen erfolgen. Wir müssen den Schutz eines knapper werdenden, für Mensch und Tier lebenswichtigen, Gutes, des Trinkwassers, gewährleisten! Was hier zutage tritt, sollte als dringende Warnung verstanden werden“, betont Volger.

In der Stadtratsanfrage umreißen die Grünen das Problemfeld so: „Auch der Auensee ist seit Jahren ein Problemfall. Während die Ursache beim Auensee auf die Altlasten im Bereich des Grundwasserzustroms zurückzuführen ist, gibt es zu den Ursachen der starken Cyanobakterianbelastung bislang keine offizielle Aussage. Diskutiert wird die Vermutung, dass die exzessive landwirtschaftliche Nutzung in der unmittelbaren Umgebung und dabei insbesondere der Austrag von Pestiziden und Herbiziden, die nachweislich die Vermehrung von Blaualgen begünstigen, Ursache des problematischen Befalls sein könnten. Die Stadt hat in der großräumlichen Umgebung des Baggers landwirtschaftliche Nutzflächen verpachtet, auf denen nachweislich Pestizide und Herbizide zur Feldbestellung ausgebracht wurden.“

„Die Überdüngung unserer Felder für ein ‚Immer mehr und immer schneller‘ zeigt hier ihre negative Wirkung“, sagt Norman Volger. „Cyanobakterien reagieren positiv auf Phosphor. Solange den Bakterien dieses ‚Futter‘ zur Verfügung steht, werden sie sich weiter ausbreiten. Für Thekla ist ein Ausflugs- und Freizeitziel gefährdet – für ganz Leipzig sollte dieser Befall ein Anlass zum Umdenken für den sensibleren Umgang und den Schutz natürlicher Ressourcen werden.“

Anfrage: Ursachen für und Maßnahmen gegen die Blaualgenentwicklung im Naturbad Nordost.

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