Der mysteriöse Leipziger Sprayer Snow ist ja allgegenwärtig. An verschiedensten Enden der Stadt schlägt er gleichzeitig zu. Er benutzt unterschiedliche Farben und Stile. Manchmal sitzt er auch im Knast. Aber meistens turnt er frei über Dächer und Zäune. Und jetzt hat er sich auch noch ganz zufällig nach Lützschena verirrt. Was Wolfgang Stoiber, den Vorsitzenden des NuKLA e., doch sehr verwirrt. Denn ganz zielstrebig hat er dort eine NuKLA-Tafel besprüht.

Die hat der emsige Verein, der sich um die Rettung des Leipziger Auenwaldes bemüht, nicht ganz sinnfrei in die Gegend gestellt. Denn seit Jahresbeginn ist er Besitzer von vier Flächen direkt an der Weißen Elster, extra gekauft, um hier zu zeigen, wie man solche Auenflächen naturnah und auengerecht bewirtschaften kann. Die Flächen befinden sich ganz in der Nähe der Auwaldstation, die sich in freundlicher Obhut der Stadt Leipzig befindet und vom Förderverein Auwaldstation und Schlosspark Lützschena e.V. bespielt wird. Aber augenscheinlich ist da auf einmal eine seltsame Konkurrenzsituation entstanden, seit NuKLA Eigentümer der Flächen auf Blatt 98 im Grundbuch von Lützschena 145/2 und 149/2 mit 5.448 Quadratmetern geworden ist.

Die beschmierte Tafel am NuKLA-Grundstück in Lützschena. Foto: NuKLA e.V.
Die beschmierte Tafel am NuKLA-Grundstück in Lützschena. Foto: NuKLA e.V.

„Auf dieser Fläche haben wir am 30.Mai das beigefügte Schild aufstellt“, erzählt Wolfgang Stoiber. Und zwei Monate stand es auch recht unbehelligt da und informierte die Vorbeigehenden darüber, worum es beim Schutz dieses Stück Auenlandes geht.

Aber das war irgendwie den neuen Nachbarn nicht geheuer.

Jedenfalls sieht es Wolfgang Stoiber so: „Es ereignete sich daraufhin, dass eine Mitarbeiterin der Auwaldstation Lützschena bei der Naturschutzbehörde des AfU- Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig anrief und sich darüber beschwerte.“

Nur kann das emsige Amt für Umweltschutz nichts machen, wenn die Flächen dem NuKLA e.V. gehören, der sich übrigens auch schon um den Kauf von Schlobachs Hof bemüht hatte, um dort ebenfalls eine Fläche zu sichern, die direkt im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auenwald liegt und entsprechend bewirtschaftet und bewahrt werden könnte. Den Zuschlag erhielt – nachdem ein erster Käufer von der Bildfläche verschwunden war – die Stadt Leipzig, die das Gelände gern für Ersatzpflanzungen nutzen möchte.

Aber darüber rätselt Stoiber gerade nicht. Ihn verwundert nur, wie ein vielbeschäftigter Mann den Weg nach Lützschena gefunden und dort seine Initialen hinterlassen hat.

„Bei einer Begehung unserer Fläche stellten wir am 28.07.17 fest, dass unser Schild mit Graffiti beschmiert wurde. Dieses bringen wir hiermit zur Anzeige gegen unbekannt“, teilt er mit, staubtrocken, wie es meist seine Art ist. Und er fügt hinzu, was ihn an der Sache verblüfft: „Wir finden es merkwürdig, dass unser Schild in der kurzen Zeit beschmiert wurde nachdem das Aufstellen durch die Auwaldstation gegenüber der Stadt moniert wurde, während bei der Auwaldstation kein Schaden entstanden ist. Wir bitten in der Sache zu ermitteln.“

Aber wie wir den Herrn Snow kennen, war er zum selben Zeitpunkt am anderen Ende der Stadt beschäftigt, um auf hohen Hausgiebeln seinen Namen zu verewigen. Und an zwei, drei anderen Orten auch noch. Oder er hat sich mal freigenommen und einen Abend unter der Woche genutzt, um ganz gezielt das textlastige Schild des NuKlA e.V. anzusteuern und da seine Arbeit zu verrichten.

Alles ist möglich in den schönen Leipziger Sommertagen. Auch dass Snow etwas gegen Naturschutz und Auenwiesen hat und dafür auch eine kleine Weltreise in Kauf nimmt, um das allen klarzumachen.

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