So kann man natürlich auch Politik machen – und irgendwie auch ein bisschen Wahlkampf. Derzeit reisen sächsische Minister und Staatssekretäre durchs ganze Land und verteilen die Gelder, die man im Investitionsprogramm „Brücken in die Zukunft“ für die Kommunen bereitgestellt hat, einzeln und persönlich an die Empfänger. In Leipzig gab es am Mittwoch, 2. August, so einen Termin für die Funkenburgbrücke.

Da überreichte Hartmut Mangold, Staatssekretär im Sächsischen Verkehrsministerium, einen Förderbescheid aus dem Programm „Brücken in die Zukunft“ an Dorothee Dubrau, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Stadtentwicklung und Bau der Stadt Leipzig.

Die Funkenburgbrücke war jahrzehntelang im Stadtraum gar nicht präsent. Im Verlauf der Thomasiusstraße überbrückt sie den Elstermühlgraben. Und eigentlich hatte man das Geld für die Brücke noch gar nicht. Leipzig hatte schon mal vorgebaut.

Denn die Wasserbaumaßnahmen für den neuen Abschnitt des Elstermühlgrabens hatten bereits am 24. Oktober 2016 begonnen. Bevor das Fördergeld für die Brücke bewilligt war. Aber das sei förderunschädlich gewesen, betont das Verkehrsministerium. Denn tatsächlich wurde damals erst mit den oberirdischen Abtragungen begonnen. Erst im Frühjahr kam der Graben selbst wieder zum Vorschein. Mittlerweile ist man auf dem 85 Meter langen Grabenstück auf dem Grund angelangt und hat begonnen, den Boden mit Beton auszugießen, denn der neu gebaute Elstermühlgraben wird kein einfach ins Erdreich gegrabener sein wie der alte Mühlgraben, sondern ein Betontrog – vom Schreberbad bis zum Zusammenfluss mit dem Pleißemühlgraben.

Zwar stehen die ersten Betonwände, aber mit dem eigentlichen Brückenbau wurde noch nicht begonnen.

Die Brücke ist als Stahlbetonplattenbalken mit einer Stützweite von 13 m ohne Zwischenstütze konzipiert. Sie ruht auf zehn Lagern. Die Fahrbahnaufteilung orientiert sich am vorhandenen Straßenquerschnitt mit einer 11,50 m breiten Fahrbahn und beiderseitigen Gehwegen von je 2,55 m Breite. Die Fahrbahn wird asphaltiert, die Gehbahnen erhalten einen Belag aus Betonplatten. Außer der Straße führt die neue Funkenburgbrücke auch zahlreiche Versorgungsleitungen über den Elstermühlgraben: Strom, Gas, Fernwärme, Trinkwasser sowie Telekommunikationskabel verschiedener Anbieter und Gleichstromkabel der Leipziger Verkehrsbetriebe.

Die Fördermittel in Höhe von rund 828.000 Euro sind nur ein Teil der Kosten für den Neubau der Funkenburgbrücke. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro.

„Ich freue mich, dass ich heute an diesem geschichtsträchtigen Ort die Mittel für den Neubau der Funkenburgbrücke überreichen kann. Bereits im 12. Jahrhundert wurde der Elstermühlgraben für den Zweck des Hochwasserschutzes angelegt. Mit der bereits teilweise schon erfolgten Öffnung des Grabens wird auch im 21. Jahrhundert nicht nur dem Hochwasserschutz Rechnung getragen. Mit der Freilegung der Leipziger Mühlgräben verbessert sich auch spürbar die Lebens- und Freizeitqualität im innerstädtischen Bereich“, sagte Staatssekretär Hartmut Mangold am Mittwoch.

Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau betonte: „Wasser ist gerade auch in einer Großstadt wie Leipzig ein wichtiges belebendes Element. Wenn man künftig hier in der Thomasiusstraße auf einer Brücke stehen wird, wird man direkt ins Wasser blicken können. Und es wird auch möglich sein, ans Wasser hinunterzugehen. Später werden wir die neue Funkenburgbrücke noch blau und rot beleuchten, wie man es an anderen Stellen des Elster- und Pleißemühlgrabens schon sehen kann.“

Die neue Funkenburgbrücke gehört zum Teilbauabschnitt 3.1 des Hochwasserschutzvorhabens Öffnung Elstermühlgraben, einer rund 85 Meter langen Strecke zwischen Lessing- und Thomasiusstraße. Inklusive Brückenbau kostet der Teilbauabschnitt 3.1 rund 3,4 Millionen Euro. Etwa 2,5 Millionen Euro dieser Kosten bekommt Leipzig über die Förderprogramme „FRGH“ und „Brücken in die Zukunft“. Im Zuge des Baus der neuen Funkenburgbrücke wird auch ein weiteres Stück des Elstermühlgrabens – von der Thomasius- bis zur Lessingstraße – freigelegt.

Bauarbeiten im Bereich der künftigen Funkenburgbrücke. Foto: Ralf Julke
Bauarbeiten im Bereich der künftigen Funkenburgbrücke. Foto: Ralf Julke

„Die Schwerpunktsetzung auf den Ausbau und die Sanierung von Kitas und Schulen ist richtig und angesichts unserer schnell wachsenden Stadt auch notwendig. Das heutige Beispiel zeigt aber auch, dass darüber die Verkehrs-Infrastruktur und Hochwasserschutz keineswegs vergessen wird und auch zukünftig nicht vergessen werden darf“, ergänzte noch der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann und erinnerte daran, dass die Freilegung der Mühlgräben auch ein Teil des Leipziger Hochwasserschutzkonzeptes sind. Wenn sie wieder voll durchlässig sind, sollen sie helfen, den Wasserabfluss aus dem inneren Stadtgebiet zu verbessern. Das jetzige Stück am Elstermühlgraben soll 2018 fertig sein. Dann verbleibt immer noch ein ganzes Stück zwischen Lessingstraße und Elsterstraße, bevor der Elstermühlgraben endlich wieder frei ist.

Und beim Pleißemühlgraben werden sich die geplanten Freilegungen wohl mindestens bis 2030 hinziehen. An den kompliziertesten Stellen ist dort noch nicht einmal geklärt, wie die Freilegung erfolgen soll und wie man mit dem dortigen Straßenraum umgehen will.

Holger Mann erinnert aber auch daran, dass Leipzig neben seinem riesigen Investitionsstau bei Schulen, Kitas, Sozialwohnungen und im ÖPNV auch noch einen riesigen Sanierungsbedarf allein für Brücken hat. Holger Mann: „So war die Funkenburgbrücke im 2013 aufgelegten Straßen- und Brückenprogramm der Stadt in Höhe von mindestens 132 Millionen Euro/jährlich 16,5 Millionen Euro bis 2020 noch nicht einmal berücksichtigt. Leipzig mag nicht als Venedig des Ostens wahrgenommen werden, folgt aber in der Brückenhitliste auf Hamburg und Berlin vor allen anderen Städten im Freistaat. Wenn das Land nun hilft in seinem Petersburg die 457. Brücke wieder in Funktion zu setzen, ist das ein gutes und ein passendes Symbol.“

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