Den innenstadtnahen Teil der Käthe-Kollwitz-Straße haben die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) schon 2012 umgebaut. Aber im Teil zwischen Westplatz und Klingerweg fehlt eine solche Modernisierung. Auch die teilweise Entschärfung der Kreuzung Marschnerstraße 2015 war nur ein Pflaster für diese stark befahrene Ost-West-Verbindung. Doch frühestens 2025, so das Dezernat Stadtentwicklung und Bau, wird dieser Straßenteil wirklich nach heutigen Maßstäben umgebaut.

Gefragt hatte dazu die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat, die natürlich zu Recht davon ausgeht, dass mit der Wiederöffnung der Plagwitzer Brücke im Frühjahr 2020 der Kraftverkehr auf der Käthe-Kollwitz-Straße wieder massiv zunimmt.

„Mit der bevorstehenden Öffnung der neu gebauten Plagwitzer Brücke ist davon auszugehen, dass der Verkehr in der Käthe-Kollwitz-Straße wieder zunehmen wird“, stellte sie in ihrer Anfrage fest. „Aufgrund des schlechten Straßen- und Gleisbettzustandes ist die Verlärmung der durchgängig gut bewohnten Straße kaum noch hinzunehmen. Insbesondere zwischen Schreberstraße und Hauptmannstraße gibt es stark genutzte touristische und Schulwege, die unter erschwerten Bedingungen die Straße queren.“

Das bezog sich dann schon auf die Petition zu einer neuen Fußgängerampel, die Initiator Markus Engel am Mittwoch, 30. Oktober, an OBM Burkhard Jung überreichte. Denn den Schulkindern, die hier jeden Tag über die Straße müssen, nutzt es gar nichts, wenn es frühestens 2025 eine Lösung gibt.

Dass hier ab 2020 wieder ein starkes Verkehrsaufkommen herrschen wird, das ein Passieren an der Schreberstraße fast unmöglich macht, bestätigt auch das Planungsdezernat: „Die Käthe-Kollwitz-Straße hat durch den Neubau der Plagwitzer Brücke gegenwärtig nur eine relativ geringe Kfz-Verkehrsbelastung. Sie stellt im normalen Betriebszustand aber eine der wichtigsten Auequerungen für den Kfz- und Straßenbahnverkehr dar und verbindet die westlichen Stadtteile mit den Zentrumsbereichen sowie dem übrigen Stadtgebiet.

Nach Fertigstellung der Plagwitzer Brücke und mit der Wirksamkeit der verkehrssteuernden Maßnahmen im Rahmen des Luftreinhalteplanes, insbesondere in der Inneren Jahnallee, wird für den Abschnitt zwischen Marschnerstraße und Westplatz eine Kfz-Verkehrsbelastung von ca. 21.700 Kfz/24h erwartet. Darüber hinaus verkehren im Tagesverkehr die Linien 1 und 2 im 10-Minuten-Takt sowie die Linie 14 im 15-Minuten-Takt.“

Was ja auch das indirekte Eingeständnis dafür ist, dass wohl viele Kraftfahrer, die mit der neuen Ampelschaltung nicht mehr durch die Innere Jahnallee fahren werden, über die Käthe-Kollwitz-Straße ausweichen werden.

Wie sich der Verkehr dann in der Käthe-Kollwitz-Straße zusammensetzt, hat das Planungsdezernat auch schon im Modell ausrechnen lassen: „Danach wird die Käthe-Kollwitz-Straße entsprechend ihrer zentralen Lage fast ausschließlich durch Leipziger Binnenverkehr genutzt.“

Die Anteile:

Anteile über 10 %: Plagwitz (13 %), Zentrum (12 %)

Anteile zwischen 3 und 10 %: Zentrum-West (8 %), Schleußig (8 %), Eutritzsch (5 %), Kleinzschocher (3 %), Großzschocher (3 %), Zentrum-Nord (3 %), Zentrum-Ost (3 %), Lindenau (3 %),

Anteile unter 2 %: alle anderen Leipziger Ortsteile

Der Durchgangsverkehrsanteil liegt unter 5 %.

Besorgt war die CDU-Fraktion auch darüber, „dass die Straßenbahn von der Marschnerstraße stadtauswärts überdurchschnittlich beschleunigt und damit zur Verlärmung beiträgt. Was ist der Grund?“

Eigentlich sollte die Straßenbahn das sogar, teilt nun das Planungsdezernat mit. Aber augenblicklich macht sie das gar nicht: „Straßenbahnen und andere ÖPNV-Fahrzeuge beschleunigen grundsätzlich und entsprechend der Verkehrslage bis zur jeweils maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Darauf bauen auch die Fahrpläne der Linien auf. Aufgrund des schlechten Gleiszustandes ist derzeit jedoch durch die LVB eine Langsamfahrstrecke von 20 km/h im Zuge der Käthe-Kollwitz-Straße ab der Davidstraße stadtauswärts eingerichtet worden.“

Und weil es noch der alte Gleisbestand ist, wird es logischerweise laut, wenn hier mal eine Straßenbahn beschleunigt. Beim Umbau sollte hier also auf lärmmindernde Gleise gesetzt werden.

Aber auch das Problem mit der fehlenden Ampel hat die CDU-Fraktion aufgegriffen: „Sind für die Schulwegsicherheit und die Sicherheit der touristischen Wegebeziehung zwischen Stadthafen und Lutherkirche in Kürze Maßnahmen vorgesehen? Wenn ja, welche?“

Und hier gesteht das Dezernat Planung und Bau zu, dass sie die Schaffung einer sicheren Fußgängerquerung selbst ebenfalls für notwendig erachtet: „Zu der Situation an der in Rede stehenden Einmündung liegen dem VTA mehrere Bürgerschreiben vor. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (Straßenverlauf, Straßenbahngleise) sind Möglichkeiten zur Verbesserung der Querungssituation allein durch verkehrsregelnde Maßnahmen allerdings nicht gegeben. Für die Grundschüler des betreffenden Schulbezirkes gibt es einen Schulwegplan, der die Schüler über die gesicherten Bereiche an den benachbarten lichtsignalisierten Knotenpunkten führt. Für alle anderen Nutzer dieser Wegebeziehung wird ebenfalls auf die angrenzenden Lichtsignalanlagen verwiesen.“

Aber das bleibt nicht als Ausrede stehen. Sondern: „Auch wenn die Schulwegsicherung daher kein Grund für eine Signalisierung der Kreuzung ist, wird eine Lösung prinzipiell als wünschenswert erachtet. In jedem Fall wird die Einordnung einer Lichtsignalanlage als Variante zur Verbesserung der Querungssituation im Rahmen der geplanten Umgestaltung der Käthe-Kollwitz-Straße zwischen Klingerweg und Westplatz geprüft. Der Bau der Käthe-Kollwitz-Straße einschließlich der Ersatzneubauten der Klingerbrücke und der Brücke Marschnerstraße ist derzeit ab 2025 vorgesehen.“

Aber 2025 ist eben noch sechs Jahre hin. Für besorgte Eltern und die betroffenen Schulkinder ist das nicht wirklich ein Trost. Die Petition zur Fußgängerampel liegt derzeit beim Petitionsausschuss. Vielleicht erreicht sie ja wenigstens die Aufstellung einer provisorischen Ampel, bis die Käthe-Kollwitz-Straße wirklich modernisiert wird.

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