Während die Medienwahrnehmung des Themas Montagsdemo immer noch lustige Purzelbäume und frappierende Pirouetten dreht, wenn es um links, rechts, oben und unten geht, versammeln sich seit Wochen mehr und mehr Menschen auf dem Augustusplatz. Vergangenen Montag waren es bereits rund 1.000 - sicher auch wegen Ex-RBB-Moderator Ken Jebsen, aber nicht nur. Der in nahezu allen Reden auf den Leipziger Demos geäußerte Wunsch nach Frieden scheint manchen Beobachtern zu groß geraten - die Versammlungsteilnehmer jedoch glauben fest daran.

Auch heute heißt es wieder in einer kurzen Mitteilung an die Medien: “Wir laden Sie recht herzlich zur heutigen Friedensmahnwache ein, die unter dem Motto `Nie wieder Krieg!` um 18 Uhr auf den Augustusplatz stattfinden wird.” Die Kürze hat einen Grund. Viel gibt es vorab nicht zu sagen, das Ziel ist klar. Während die kritische Presse wie letztlich der “Kreuzer” schon fast krampfartig nach Fehlern und rechten Tendenzen bei den Teilnehmern sucht, bilden diese den Buchstaben “F” für Frieden aus Menschen, lassen Luftballons in den Himmel steigen, singen Lieder und halten Ansprachen, in welchen sie sich gegen Krieg, für Frieden und ein sofortiges Ende der Auseinandersetzungen in der Ukraine und an anderen Kampfplätzen der Welt aussprechen.

Die AntiFa war auch schon da, demonstrierte gegen Ken Jebsen und zog mit deutlichem Argumentationsdefizit wieder von dannen. Denn der Widerspruch wird von Woche zu Woche deutlicher, mittlerweile auch erkannt von der Leipziger Gruppe der “attac”-Bewegung. Während sich einige immer noch mühsam daran abarbeiten, angeblich braune Misstöne in den vielstimmigen Redebeiträgen zu finden, stehen am Leipziger Mikrofon Vertreter des Friedensweg e.V. und von “attac”. Und nicht grundlos fand sich im Vorfeld der diesjährigen Ostermärsche ein Vertreter, welcher hier den Marschaufruf verlas.
Das Dilemma für Magazine wie den “Kreuzer”, die Leipziger Mahnwache zieht Woche um Woche zunehmend und berechtigt auch das Klientel an, für das man sonst beim Leipziger Heftchen vor sich hinschreibt. Nach Informationen der L-IZ haben sich maßgebliche Organisatoren der Montagsdemo längst von gewissen Entwicklungen in Berlin getrennt, agieren und debattieren teils heftig (aber autonom) bei ihren Treffen jeden Mittwoch und fordern schlicht Frieden. Klingt naiv, scheint aber für manche schon so bedrohlich groß im Anspruch, dass er einfach nicht wahr sein kann. Da irritiert es offenbar nicht einmal mehr, dass neben vielen anderen Themen hier schon Rosa Luxemburg gegen den Krieg zitiert wurde.

Wahrscheinlich geht es bei der heutigen Kritik gegen die Leipziger Mahnwachen wohl um Bequemlichkeit. Immer flott links ohne Konsequenz, laut Kabarettist Joseph Hader die Gilde der “Großstadthedonisten-Wichser aus dem Ruccola-Bezirk”, längst einigermaßen warm eingerichtet im geistigen Wohnzimmer und zum Abend hin gibt es einen trocknen Roten in Leipzig-Balkonien. Alles was nicht ins eigene Weltbild passt, dessen Bestätigungssuche für manchen Journalisten der einzige Antrieb neben dem Honorar scheint, muss entweder naiv oder rechts sein. Denn man selbst ist wie so viele im Besitz der alleinigen Wahrheit. Das kann man im besten Falle noch voreingenommen und traurig nennen.
Was zur Wahrheit jeder kriegerischen Auseinandersetzungen führt: es gibt keine, außer vielleicht strikt dagegen zu sein. Wer heute in der Lage ist, klar zu benennen, warum sich der Konflikt in der Ukraine, nach so vielen vorher, immer weiter aufzuschaukeln scheint, der sollte sich rasch bei einer scheinbar hilflosen Bundesregierung melden – diese kann offensichtlich gerade jede Hilfe in der Außenpolitik brauchen.

Vielleicht aber ist ihr auch der zunehmend zum Massenprotest werdende Widerstand in rund 50 Städten ein Fingerzeig? Nicht homogen, wie es sich mancher vorstellt, manche Veranstaltung zeigt tatsächlich krude Tendenzen, welche in Leipzig zunehmend ausbleiben.

Währenddessen dreht sich das Rad rings um die Ukraine fast wie ein Naturgesetz weiter. Längst sprechen NATO-Generäle und Politiker ganz nebenbei über mehr Militär, Aufrüstung und eine dringend nötige “Abwehrbereitschaft” der NATO gegenüber Russland. Dagegen wehren sich die Menschen auf dem Augustusplatz wohl vor allem und zunehmend, auch heute wieder.

Seit dem Wochenende steht neben den Videomitschnitten von allen Veranstaltungen ein kurzer Clip der Leipziger Friedensmahnwachen im Netz.

Zum Aufruf der Mahnwache
https://www.youtube.com/watch?v=tZeh0MFdJl4

Ablauf Leipziger Friedensmahnwache, Montag, 19.05.2014

1. Live-Musik: Mr Olsen + Senior Kiez
2. Begrüßung und Willkommen + Kreatives (Anne-Katrin Tippelt und Hagen Grell)
3. Pedram Shahyar (Attac)
4. Musik und Gedichte
5. Überraschung / Blockupy-Erklärung / (Johannes und Dagmar)
6. Musik
7. Offenes Mikro
8. Musik
7. Rede-Beiträge
8. Abschluss
9. Musik / Kreatives

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