Die Teilnahme in den letzten Tagen am Schicksal von Khaled B. ist groß. Der aus Eritrea stammende 20-Jährige wurde am Dienstagmorgen in Dresden tot aufgefunden. Am Samstag demonstrierten mehrere tausend Menschen bereits in Dresden. Heute kamen in Leipzig ca. 500 Personen zu einer Mahnwache zusammen, um der Folgen von Rassismus zu gedenken und mehr Unterstützung für Flüchtlinge zu fordern.

Nach wie vor sind die Umstände des Todes von Khaled B. ungeklärt. Nachdem der 20-Jährige am Montagabend das Haus für einen Einkauf kurz verlassen hatte, wurde er am nächsten Morgen blutüberströmt vor der Haustür gefunden. Am Abend zuvor marschierten mehrere tausend Pegida-Demonstranten durch Dresden. Im Vorfeld gab es mehrmals rassistische Anfeindungen aus der Nachbarschaft gegen die Flüchtlinge in der Unterkunft, in der auch B. lebte. Die Polizei schloss zunächst ein Fremdverschulden aus, um einen Tag später aufgrund der Feststellung von mehreren Messerstichen von einem Tötungsdelikt auszugehen – ein überaus schlechtes Signal, während die Debatte über Rassismus im Zuge der Pegida-Massendemonstrationen tobt.

Für die heutigen Nachmittagsstunden hatte daher eine Gruppe, die aus der studentischen Initiative „Legida läuft nicht“ hervorgegangen ist, zu einer Mahnwache auf dem Markt von Leipzig aufgerufen. Über 500 Leipziger folgten dem Aufruf mit Transparenten, Schildern, Kerzen und Blumen. In zahlreichen Redebeiträgen wurden die Folgen von Rassismus benannt: Dieser zeige sich unter anderem in den menschenunwürdigen Zuständen in der Flüchtlingsunterkunft in der Torgauer Straße, so ein Redner, der einen Stopp des Ausbaus der Einrichtung forderte. „Pegida“ oder der Leipziger Ableger „Legida“ wurden als ein weiteres Phänomen benannt, welches exemplarisch für die aktuelle rassistische Stimmung stehe. Ein Vertreter der Gruppe „Rassismus tötet“ verwies auf acht Opfer neonazistischer und rechter Gewalt in Leipzig.

Die kleine Veranstaltung wurde durch eine Reihe von Bereitschaftspolizisten abgesichert – mehr als es gewöhnlich der Fall ist. Am Donnerstagabend hatten ebenfalls mehrere hundert Personen gegen Rassismus spontan demonstriert, jedoch kam es dort am Rande zu mehreren Sachbeschädigungen und Angriffen auf die Polizei, weswegen das Aufgebot für diese überaus friedliche Kundgebung wohl so stark ausfiel.

Jacob Loewe, ein Mitorganisator der Mahnwache, war sehr erleichtert über die rege Teilnahme: „Ich bin froh, dass so viele kurzfristig gekommen sind“. Zahlreiche Spendendosen gingen für die finanzielle Unterstützung der Beerdigung von Khaled B. umher. Daneben wurden ebenfalls Unterschriften für den Stopp des Ausbaus der Torgauer Straße gesammelt. Eine dezentrale Unterbringung wäre eine Alternative, weil dies auch die Integration fördere, so Loewe gegenüber L-IZ.de.

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