Wenn am Mittwoch Legida-Demonstranten vom Augustusplatz aus um den Innenstadt-Ring ziehen möchten, werden ihnen zahlreiche Gegenproteste begegnen. Das zivilgesellschaftliche Bündnis "Leipzig nimmt Platz" hat im Zentrum diverse Mahnwachen und Kundgebungen angemeldet. Das Ziel ist, den Legida-Marsch mit friedlichen Sitzblockaden zu stoppen.

“Leipzig hat bisher ausgezeichnet, dass wir ein breites BĂĽndnis zusammenbekommen, das sagt, Leipzig ist weltoffen, Legida läuft nicht”, äuĂźerte die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (GrĂĽne) am Montag bei einer Pressekonferenz. “Die größte Provokation ist, dass Legida den Leipziger Ring nutzen kann.” Gemeint ist nicht die Wagner-Produktion im Opernhaus, sondern jene HauptverkehrsstraĂźen rund um den historischen Stadtkern, auf denen 1989 die Montagsdemonstranten fĂĽr die Abkehr der DDR-Diktatur demonstrierten.

“Ich glaube schon, dass am vergangenen Montag dem Legida-Treiben etwas entgegengesetzt wurde”, resĂĽmiert Christian Wolff. Der Thomaspfarrer a. D. möchte unter den meisten der 35.000 Gegendemonstranten eine “freudige Entschlossenheit” erkannt haben. Unter Ausnutzung des Demonstrationsrechts und ohne Gewalt soll der Legida-Aufzug am Mittwoch unterbunden werden.

“Leipzig nimmt Platz” setzt auf möglichst groĂźe Sitzblockaden entlang der Aufzugstrecke, insbesondere rund um den Augustusplatz. Demonstrationen oder gar ein Sternmarsch wie am vergangenen Montag sind nicht geplant. Stattdessen hat das BĂĽndnis im Innenstadtbereich Kundgebungen und Mahnwachen angemeldet. Welche dieser Veranstaltungen das Ordnungsamt letztlich ermöglichen wird, steht noch nicht fest. Generell gilt, dass die Versammlung, die zuerst angemeldet wurde, bei der Beauflagung privilegiert behandelt werden muss.

“Wir glauben, dass von diesen Legida-Aufmärschen Angst ausgeht”, erklärt Johnny Butzmann. Der Vertreter der studentischen Initiative “Legida? Läuft nicht.” ruft die Leipziger zu zivilen Ungehorsam auf. “Das hat in Leipzig eine sehr lange Tradition”, ergänzt Juliane Nagel. Die Linken-Abgeordnete verweist exemplarisch auf die erfolgreichen Blockaden gegen einen Neonazi-GroĂźaufmarsch am 17. Oktober 2009, aus dessen Anlass sich “Leipzig nimmt Platz” grĂĽndete.

Mit einer GroĂźveranstaltung ist auch am kommenden Mittwoch zu rechnen. Lutz Bachmann rief die Anhänger auf, die Veranstaltung in Leipzig zu besuchen. „Ich kann nur alle Menschen einladen, am Mittwoch zu Legida nach Leipzig zu fahren“, sagte der Pegida-Frontmann am Montag während einer Pressekonferenz, die live im Fernsehen ĂĽbertragen wurde. Die Initiative “Legida” teilte derweil auf ihrer Facebook-Seite mit, das Ordnungsamt habe die Veranstaltung am Mittwoch bestätigt. Die Stadtverwaltung äuĂźerte sich bisher nicht zum erwarteten Versammlungsgeschehen.

Die Legida-Organisatoren erhoffen sich bis zu 60.000 Teilnehmer. Wenngleich Beobachtern diese Zahl deutlich zu hoch gegriffen erscheint, ist auf Seiten der islamfeindlichen Bewegung mit einer fünfstelligen Teilnehmerzahl zu rechnen. Dass Veranstalter und Dresdner Polizei die für diesen Montag geplante Pegida-Demo wegen Terrorgefahr abgesagt haben, dürfte ebenso zur Mobilisierung beitragen wie die Ankündigung, dass bei der geplanten Veranstaltung Querfrontaktivist Jürgen Elsässer sprechen werde.

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“Ich glaube schon, dass am vergangenen Montag dem Legida-Treiben etwas entgegengesetzt wurde”, resümiert Christian Wolff. Der Thomaspfarrer a. D. möchte unter den meisten der 35.000 Gegendemonstranten eine “freudige Entschlossenheit” erkannt haben.

Herr Pfarrer Wolff i.R. sollte froh sein, dass wir in einem freien Land leben. Auch er kann somit im Ruhestand ungestört seinen Interessen nachgehen. Ist das nicht hervorragend? Herr Wolff sollte dann jedoch auch so ehrlich sein und klar stellen, dass seine Initiativen im Rahmen der Gegendemonstrationen einzig und allein seine persönlichen Interessen zum Ausdruck bringen. Er tritt nicht mehr als Vertreter der Kirche auf!!!!! Nach meiner Kenntnis werden diese Aktivitäten des Herrn Wolff von den Kirchen gar nicht so wohlwollend verfolgt, wie es in den Medien (besonders der LVZ) dargestellt wird und wie er es wahrscheinlich selbst glaubt. Mir geht es nicht darum, das Handeln von Herr Wolff zu verurteilen bzw. seine innere Einstellung zu bestimmten Sachverhalten zu kritisieren. Es ist leider besonders in Leipzig der Eindruck entstanden, was von der LVZ sicher gewollt war und ist, dass Herr Wolff und die Kirchen in einer Reihe stehen. Ein fataler (gewollter?) Irrtum!

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