Nachdem am 11. Januar über 200 rechte Randalierer durch die Wolfgang-Heinze-Straße in Connewitz gezogen waren, dauerte es nicht lange, bis die ersten Spendenaktionen angekündigt wurden. Die Partei Die PARTEI rief am Freitag zum „Saufen für den Kiez“ auf. Am Startpunkt am Connewitzer Kreuz versammelten sich über 150 Personen. Vermutlich ein höherer dreistelliger Betrag wurde dabei gesammelt.

Nur noch die vernagelten Schaufensterscheiben zeugen von den Geschehnissen zum Jahrestag von LEGIDA am 11. Januar in der Wolfgang-Heinze-Straße. Bei vielen wurde die Notlösung kurzerhand zur Fläche für neue Graffitis. Viele Geschäfte haben ihren Regelbetrieb längst wieder aufgenommen, wenige, wie der arabische Imbiss „Shahia II“, sind nach wie vor geschlossen.

An einigen notdürftigen Reparaturarbeiten wurden bereits Graffitis angebracht. Foto: Alexander Böhm
Graffiti an den Holzverkleidungen der Naturbackstube. Foto: Alexander Böhm

Noch ist unklar, wie sich eine über 200 Personen starke Gruppe vollkommen unbemerkt versammeln konnte. „Die Mitteilung erreichte uns erstmals 19:20 Uhr per Notruf“, teilte Andreas Loepki von der Polizeidirektion Leipzig zu den ersten Meldungen über die Geschehnisse mit. Weitere Anrufe gingen ein. „Nachfolgend wurden umgehend Kräfte des Raumschutzes unterrichtet und nach Connewitz entsandt.“ Loepki zeigte sich sicher, dass nur wenige Minuten zwischen der Erstmeldung und dem Eingreifen der Polizisten vergangen sei.

Rechte randalieren in Leipzig | Exakt | MDR (Youtubechannel MDR)

Wohl nur dieser schnellen Reaktion und der Selbstsicherheit der Randalierer war es zuzurechnen, dass insgesamt 211 Tatverdächtige gestellt werden konnten. Ein nicht unerheblicher Teil war als „rechtsmotiviert“ oder „Gewalttäter Sport“ bekannt, so die Polizei in einer Pressemitteilung.

Dass die Täter durchaus auf mehr vorbereitet waren, zeigen verschiedene Gegenstände die in Tatortnähe gefunden wurden. Schutzhandschuhe und Messer sollen Aktivisten später aufgefunden haben, laut einem Text des Portals leipzig.antifa.de. „Angesichts der sukzessiven Aufarbeitung der verschiedenen Straftaten, die im dortigen Bereich stattgefunden haben, konnten nicht alle Orte, an denen Straftäter gehandelt oder sich aufgehalten haben, zeitgleich bearbeitet werden“, begründet die Pressestelle des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) die Funde. „Insofern ist es zwingend notwendig, darauf hinzuweisen, dass bei Auffinden möglicher beweiserheblicher Gegenstände diese auch an die Polizei abzugeben sind.“

In einem Beitrag des MDR-Magazins „Exakt“ ist sogar eine bereitgestellt Axt in einem Auto eines vermutlichen Tatverdächtigen zu sehen. Auch wenn die Strafverfolgung noch am Anfang ist und eine Verurteilung der Täter in weiter Entfernung steht, sind die Aufräum- und Aufbauarbeiten weiter im Gange. Wo die dafür benötigten Gelder herkommen, ist noch offen. Viele zeigten ihre Unterstützung in den vergangen Tagen in Form von Nachfragen, wie sie helfen können oder durch Spenden.

Die Partei Die PARTEI rief für den Freitagabend zu der Aktion „Saufen für den Kiez“ am Connewitzer Kreuz auf, an der sich circa 150 Personen beteiligten. Ziel war es, so viele Menschen wie möglich zum Genuss von alkoholischen Getränken in den betroffenen Lokalitäten zu bekommen. Die Auflagen des Ordnungsamtes zum Alkohol- und Glasflaschenverbot interessierte daher die meisten Teilnehmer wenig. Unterstützung für die Kundgebung kam von der Plagwitzer Punk-Band Jöey Clash.

Veranstalter Thomas Kumbernuß zeigte sich zum Abschluss sehr zufrieden. Er ging von einen höheren dreistelligen Betrag aus, den die Teilnehmer in den Spendendosen hinterließen.

“Ich kenne keinen Nazi, der Lebenfreude hat” Ansprache von Thomas (Kuno) Kumbernuß zur Aktion in Connewitz

 

Wer ebenfalls für die beftroffenen Läden spenden möchte, kann dies beispielsweise über Roter Stern e.V., über eine gemeinsame Spendendose in der Naturbackstube (Wolfgang-Heinze-Straße 12) oder über das Spendenkonto der Amadeu Antonio Stiftung tun. Hintergrund auch dieser Aktion: Häufig gibt es bei solchen Zerstörungen keine Unterstützung seitens der Versicherungen.

Spendenkonto

Opferfonds CURA der Amadeu Antonio Stiftung, Stichwort: Leipzig
GLS Bank Bochum
BLZ 430 609 67
Konto 6005 0000 02
IBAN: DE75 4306 0967 6005 0000 02
BIC: GENODEM1GLS

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