Dass beim 1. Internationalen Leipziger Auenökologiesymposium die Burgaue eine Rolle spielen würde, war zu erwarten. Dazu hatte ja der NuKla e.V. gezielt Fachleute eingeladen, die wissen, ob man alte Flussauen tatsächlich wieder öffnen kann und vor allem, was das bringt. Dass das Projekt „Lebendige Luppe“ in diesem Vergleich etliche Nummern zu klein erscheint, war nur folgerichtig.

Das Internationale Leipziger Auenökologiesymposium fand vom 31. Mai bis 2. Juni in der Alten Handelsbörse in Leipzig statt. Und es war auch gleich von einer schönen Meldung bestimmt, mit der Wolfgang Stoiber, Vorsitzender des Naturschutz- und Kunst Leipziger Auwald e. V. (NuKLA) ein wenig für die Arbeit seines Vereins warb: Er gab bekannt, dass er in diesem Jahr den Wolfgang Staab-Naturschutzpreis bekommt. Das weiß er sogar schon seit Februar, als ihm mitgeteilt wurde, dass es in diesem Jahr zwei Preisträger für den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Preis gibt. Die Preisverleihung soll am 13. Oktober im Auen-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Rastatt stattfinden. Den Preis bekommen Menschen, „die sich in herausragender Weise für den Schutz von Flüssen, Fluss- und Auenlandschaften engagieren“.

Was Stoiber und die NuKLA-Mitstreiter ja tun. Sie kämpfen zwar gegen Windmühlen, was sie zum Symposium mal wieder erlebten. Da hatten sie auch eine Bootstour geplant, wollten mit Booten eines Leipziger Anbieters auch in den Auenwald. Der zuständige Revierförster hatte wohl schon zugestimmt. Die Leiterin des Umweltamtes aber reagierte abweisend: Es sei kein ordentlicher Antrag gestellt worden, die Sache sei also abgelehnt.

Der Streit ist also noch offen.

Wie so viele Streitpunkte mit Leipzigs Umweltverwaltung, die sich mit wirklich belastbaren Naturschutzprojekten für den Leipziger Auwald sehr schwertut.

Man macht lieber Wassertourismus, als eine Politik, die auch die Leipziger mitnimmt auf einem großen, transparenten Projektweg hin zu einem wirklich lebendigen Auenwald.

Denn das, was die Leipziger jetzt haben, ist nur noch eine von schnell wachsendem Ahorn eroberte Trockenvariante, die mit dem einstigen Artenreichtum nicht mehr viel zu tun hat.

Die Formel ist eigentlich einfach: Dem Auenwald fehlt das Wasser. Selbst da, wo er Wasser bekommen könnte, liegt er trocken, ist der Grundwasserstand abgesenkt und die Altarme der Flüsse, die ihn einst durchzogen, liegen trocken.

Das soll das Projekt „Lebendige Luppe“ in der Burgaue zwar ein klein wenig ändern. Rüdiger Dittmar, Leiter Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig, stellte das Projekt noch einmal vor. Das Symposium nahm das Ganze zwar durchaus positiv. Aber die Kritik, dass es viel zu kleinteilig ist, wurde ebenfalls deutlich.

Denn in der Burgaue ist deutlich mehr möglich. Diese Auwaldfläche könnte selbst dann als Hochwasserrückhaltebecken dienen, wenn man die teuren Deiche entfernt und die (Jahrhundert-)Hochwasser wieder in die 2.700 Hektar große Aue im Leipziger Nordwesten lässt.

Dass man einst abgedeichte Flüsse wieder befreien und in ein lebendiges Flusssystem verwandeln kann und genug Fachwissen dafür vorhanden ist, machte Joachim Drüke, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. deutlich, der am Beispiel Lippeaue erzählte, wie man es in den letzten 30 Jahren schaffte, eine bereits verlorengegebene Auelandschaft wiederherzustellen.

Und dass man damit nicht nur die ganze ursprüngliche Artenvielfalt wiederbekommt, sondern die Flüsse sich auch selbst wieder reinigen, darüber berichtete Karl Heinz Jährling vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt: Flüsse, die nicht durch Beton in ihr Bett gedrängt werden, sondern die Möglichkeit haben, sich dieses selbst zu suchen, verbessern ihre eigene Wasserqualität. Das schafft selbst die Weiße Elster, wo sie natürlich fließen kann.

Wäre ja ein Tipp für die verockerte Pleiße, die ihre Ockerlast einfach nicht loswird, weil sie in Kanaleinschnitten fließt.

Fazit: Wir wissen, wie man die Leipziger Elsteraue wieder lebendig machen kann.

Aber: Wir tun es einfach nicht.

Das ist Leipzig.

Herzlichen Glückwunsch.

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