In einem Winkel der Leipziger Südvorstadt, genauer in der Lößniger Straße 46, befinden sich die Galerie „Salonrouge“ und das Atelier der Künstlerin Manja McCade. Ich habe Manja bei der Vorbereitung und Durchführung der Solidaritätskundgebung für Julian Assange am 6. August kennengelernt. Da fand die Aktion FreeAssange auf dem Augustusplatz statt. Ich habe sie auch in der Galerie besucht.

Ursprünglich wollte ich Manja McCade einige Fragen für diesen Artikel stellen, aber es ergab sich daraus ein über zweistündiges Gespräch, welches ich hier nicht in Gänze wiedergeben kann. Das begann schon bei der Frage: „Wenn man dich googelt, dann findet man eine abstrakte, keine politische Künstlerin, hat dich der Fall Julian Assange politisiert?“

Die Antwort war das Joseph Beuys Zitat: „Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität. Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst.“, was die Frage vollständig beantwortete.

Es gibt viele Gründe für die Unterstützung von Julian Assange. Wir streiften im Gespräch sowohl die allgemeinen Fragen von „Bestrafung durch Wegsperren“, Resozialisierung von Straftätern, aber natürlich in erster Linie den konkreten Fall.

Der „Fall“ Assange

Julian Assange ist ja kein Straftäter, auf Wikileaks veröffentlichte er nicht nur die ihm von Chelsea Manning zugespielten Dokumente zu Menschenrechtsverstößen der US-Truppen und ihrer Verbündeten im Irak und Afghanistan. Er veröffentlichte auch geleakte Dokumente zu Umweltverschmutzung durch Konzerne und anderes.

Die Verfolgung durch die US-Justiz beruht aber nur auf den ersteren und mittels einer gezielten Medienkampagne über angebliche Sexualdelikte und angebliche Gefährdung von US-Personal und Kontaktpersonen wurde Julian Assange in der Öffentlichkeit diskreditiert. Warum „angeblich“? Beide Vorwürfe ließen sich nie belegen.

Seit Mai 2019 sitzt Julian Assange, unter menschenunwürdigen Bedingungen, in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis. Erst zur Verbüßung einer fast einjährigen Haftstrafe für die Verletzung von britischen Bewährungsauflagen, aktuell in Auslieferungshaft, aufgrund eines US-amerikanischen Auslieferungsantrags. Im Falle einer Auslieferung droht ihm eine Haftstrafe von summiert 170 Jahren.

Warum „menschenunwürdig“? Einzelhaft in einer 2 mal 3 Meter großen Zelle, seine Frau und seine Kinder können ihn nur auf Antrag besuchen und werden vor dem Besuch einer Leibesvisitation unterzogen. Die gemeinsamen Kinder, 6 und 3 Jahre alt, kennen ihren Vater nicht in Freiheit.

Das sind in Kurzfassung die humanitären Gründe für die Unterstützung von Julian Assange, natürlich unvollständig.

Es geht um Presse- und Meinungsfreiheit

Es gibt für die Künstlerin auch andere. Die Kunstfreiheit, die eng mit Meinungsfreiheit und Pressefreiheit verbunden ist, bekäme einen herben Rückschlag bei einer Auslieferung von Julian Assange an die USA.

Wer wird sich noch wagen, frei gegen staatliche Verbrechen vorzugehen, wenn Julian Assange genau dafür bis an sein Lebensende eingesperrt wird?

An dieser Stelle einige Bemerkungen zur Ausstellung.

In der Galerie Salonrouge gibt es mehrere Blöcke, zum einen eine Fotogalerie der Unterstützer, es gibt künstlerische Darstellungen von Julian Assange, Dokumentationen zu Wikileaks und zu Aktionen für seine Freilassung. Bedrückend ist die Nachbildung der Zelle im Gefängnis, wer will, kann dort einige Minuten hinter der verschlossenen Tür verbringen und sich vorstellen, wie es ist, Jahre dort zu sein.

Es sind weitere Aktionen am Laufen und geplant. Bundesweit finden wöchentliche Mahnwachen für Julian Assange statt, aus der Aktion „stretaction4freespeech“ der Aktivistin Raja Valeska ist eine Bewegung geworden, die weltweite Resonanz findet, eine mobile Version der Zelle von Julian Assange geht demnächst auf Tour und am 24. September findet in Leipzig eine Vorführung des Films „Hacking Justice. Der Fall Assange: Eine Chronik“ in der Kinobar „Prager Frühling“, mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Der Kartenvorverkauf startet bald.

Das sind nur einige Aktionen, an denen Manja selbst beteiligt ist.

Fazit: Ein Besuch in der Galerie, besonders eine Führung durch Manja McCade durch diese lohnt sich. Manja kann euch den Fall Assange nahe bringen und (fast) alle Fragen zum Thema beantworten.

Kontaktdaten: Salonrouge, Lößniger Str. 46, 04275 Leipzig, Mail: curator@salonrogue.art, Öffnungszeiten: Donnerstag 14–18 Uhr, Freitag 14–18 Uhr, Sonnabend 14–19 Uhr, oder nach Vereinbarung

*Thomas Köhler (Piraten), bis Mai Stadtrat in Leipzig

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