Das geht selbst in den dicksten Schädeln nicht zusammen: Der Reichtum auf den Konten einiger Bundesbürger wächst ins Unermessliche, von 7 Billionen Euro ist da schon zu lesen. Und gleichzeitig jammern die gewählten Politiker über klamme Kassen, Sparzwänge und "Schuldenbremsen", es fehlen Lehrer, Polizisten, Investitionsmittel. Nur ein Bauchgefühl kann das also nicht sein, was da grummelt. Das Leipziger Institut für Marktforschung hat die Ostdeutschen befragt.

In einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage hat das Institut für Marktforschung Leipzig (IM Leipzig) 1.001 Personen in Ostdeutschland befragt. Eine ganz simple Frage: Stimmen Sie der Aussage zu, “In Deutschland werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer”? 85 Prozent der Befragten ab 18 Jahren stimmten zu. Und Janine Andrä vom IM Leipzig weist noch auf eine erstaunliche Bilanz hin: “Auffällig dabei ist, dass sich hierzu die Meinung in den einzelnen Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel nach Alter, Geschlecht und formaler Bildung, nur wenig unterscheidet.”

Es sind also nicht mehr nur die Armen, sozial Benachteiligten, die das Gefühl haben, dass etwas in Deutschland völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Auch höher Gebildete merken immer mehr, wie ihnen die blinde Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums die Handlungsoptionen entzieht.Und wenn man auch nur vermutet, bei bestimmten Parteipräferenzen müsste es eigentlich anders sein, weil diese Parteien diese Umverteilung von unten nach oben in den letzten 20 Jahren besonders forciert haben, der sieht sich eines Besseren belehrt. Denn auch die bürgerlichen Wählermilieus werden von dieser Umverteilung mittlerweile in Angst und Schrecken versetzt. Wenn überhaupt, dann profitiert nur noch ein Zehntel der Bevölkerung von dieser meist steuerlichen Bevorzugung derer, die sich so gern als Macher und Mehrer des gesellschaftlichen Wohlstands verstehen. “Elite” eben, am liebsten mit Doktortitel. Doch das Geld, das sie bei der Steuer einsparen, kehrt nicht wieder in die gesellschaftlichen Kreisläufe zurück. Teilweise jagt es mittlerweile als wild gewordenes Anlagekapital rund um den Globus und verstärkt die Effekte der diversen Finanzkrisen.

So stimmen CDU- und FDP-Anhänger zwar “nur” zu 78 beziehungsweise 79 Prozent dieser Aussage zu, unter den Anhängern der Linken sind es dagegen 91 Prozent. Aber das sind Werte, die auch in den Führungsgremien von CDU und FDP ein Nachdenken auslösen sollten.

Nach ihrem persönlichen Empfinden zur Zuordnung in eine gesellschaftliche Schicht gefragt, ordnet sich die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) der gesellschaftlichen Mitte zu, also “zu denjenigen, die weder besonders arm noch besonders reich sind”. Zwölf Prozent bezeichnen sich selbst als sehr arm oder eher arm. Hierbei zeigt sich besonders, welchen Einfluss der Bildungsgrad offensichtlich auf die tatsächliche Lage und auf das persönliche Armutsempfinden hat. Von den Befragten mit geringer formaler Schulbildung ordnen sich 18 Prozent zu den ärmeren Bevölkerungsschichten, von den Befragten mit mittlerer Bildung sind es immerhin noch 14 Prozent, während nur noch 8 Prozent der höher Gebildeten sich selbst als sehr arm oder eher arm einordnen.

Lediglich drei Prozent der Ostdeutschen bezeichnen sich selbst als materiell und/oder finanziell eher reich. Da nur nach der persönlichen Einordnung, nicht aber nach konkreten Einkommens- oder Vermögensgrößen gefragt wurde, war die Antwortverweigerungsrate bei dieser Frage mit ein Prozent außerordentlich gering.

www.imleipzig.de

Ludwig Greven “Reiche, zahlt mehr Steuern!” auf “Zeit Online”: www.zeit.de/politik/deutschland/2013-03/staat-steuern-reiche

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