Um einen Teil der geplanten Kosten von 5,85 Millionen Euro für die neue kleine Spielstätte des Schauspiels Leipzig gegenzufinanzieren, möchte die Stadt das Gebäude Gottschedstraße 16, bislang als "Neue Szene" und zuletzt als "Skala" genutzt, verkaufen. Und das, obwohl ein Antrag von Grünen und Linken zur Weiternutzung des Hauses als Spielstätte für die Freie Szene noch im Verfahren ist.

“Mit der Vorlage zum Verkauf der 2. Spielstätte des Schauspielhauses in der Gottschedstraße 16, dem Theaterhaus ‘Neue Szene’ oder zuletzt ‘Skala’, erkennt die Stadtverwaltung die Potenziale nicht, wie man mit einem solchen Kleinod der Stadtarchitektur und -kultur umgehen sollte”, äußert sich dazu Alrun Tauché, Stadtbezirksbeirätin Mitte für Bündnis 90/Die Grünen. Vor ein paar Wochen hätte sie noch Stadträtin hingeschrieben. Aber durch die komplette Neuwahl im Wahlkreis 9 ist auch ihr Mandat erst mal perdu, muss sie erneut um Stimmen werben. Warum nicht auch von Liebhabern des Theaters? Die Spielstätte in der Gottschedstraße läge ideal für eine kleine Bühne in der Innenstadt. Beim Verkauf des Hauses rechnet die Stadt mit rund einer Million Euro an Erlös.

“Anstatt es an den meistbietenden Interessenten zu verkaufen, sollte mit dem Verkauf oder der Option des Erbbaurechts ein nachhaltiges kulturelles Konzept des Kaufinteressenten ausschlaggebend für die weitere Entwicklung des Grundstücks sein. Zumal es bereits ein tragfähiges Konzept für eine weitere kulturelle Nutzung als Programmkino gibt”, sagt Tauché.

Infolge der jahrzehntelangen Nutzung als Theaterbühne stellt es für viele Leipziger Bürgerinnen und Bürger einen wichtigen Identifikationsort dar, der sich in dem belebten Gottschedstraßen-Viertel etabliert hat.

Auf Initiative von Alrun Tauché haben die Mitglieder des Stadtbezirksbeirats Mitte dieser Vorlage in der Sitzung am 3. Juli jedenfalls eine eindeutige Absage erteilt. Und Alrun Tauché weiter: “Wir sind uns einhellig darüber einig, dass das Gebäude in der Gottschedstraße 16, wo die ‘Skala’ bis vor kurzem beheimatet war, unbedingt wieder ein Ort der Kultur werden und bleiben muss. Dieses traditionsreiche Gebäude gehört zum Flair des Viertels und trägt zur kulturellen Vielfalt Leipzigs bei. Es liegt in der Verantwortung der Stadt, dieses kulturelle Erbe zu erhalten, wieder als Kulturort zu beleben und weiterzuentwickeln.”

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