Leipzig kleckert zwar gewaltig hinterher. In Dresden hat der Stadtrat längst beschlossen, die Bewerbung um den Titel "Kulturhauptstadt Europas" 2025 aufzunehmen. Oberbürgermeisterin Helma Orosz hat schon ihr Beratergremium berufen und die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange hat ihre Unterstützung zugesagt. Damit hat Dresden im innersächsischen Rennen die Nase vorn. Wenn, dann wird nur eine Stadt aus Sachsen dabei sein, wenn die Titel für 2025 bekanntgegeben werden. Doch Leipzigs Linke lässt nicht locker.

Sie hat jetzt einen Antrag zur Bewerbung Leipzigs als “Kulturhauptstadt Europas” 2025 eingereicht, der auf der Ratsversammlung am 21. Januar auf der Tagesordnung steht. Damit soll in Leipzig endlich nachvollzogen werden, was in Dresden schon im Herbst passiert ist: “Der Oberbürgermeister wird beauftragt, weiterhin alle erforderlichen Fakten bis zum Jahr 2015 zu sammeln und zu werten. Der Ratsversammlung soll im 1. Quartal 2016 ein Bericht vorgelegt werden, der Grundlage einer Ratsentscheidung ist, ob der Prozess einer Bewerbung initiiert werden sollte.”

Schon die Perspektive 2016 zeigt, dass man darauf rechnet, dass Leipzig mit einem zeitlichen Rückstand von zwei Jahren vielleicht noch Chancen haben könnte. Die Entscheidung, ob Dresden oder Leipzig sich bewerben, wird davon abhängen, welche Stadt die Unterstützungszusage der Landesregierung erhält.

Dass Leipzig jetzt so sehr hinterher kleckert, liegt am ganz eigenen Leipziger Schneckentempo. Nachlesbar auch in der Begründung des Linke-Antrags: “Im Jahr 2011 votierte der Stadtrat bereits über einen ähnlichen Antrag (V/A 147). Im Verwaltungsstandpunkt verwies das Dezernat Kultur auf die Evaluierung des Bewerbungsverfahrens der Europäischen Kommission. Ein Ergebnis war für 2012 in Aussicht gestellt. Mit erheblicher Verzögerung hat am 12. Dezember 2013 das Europäische Parlament über eine Neuregelung der Vergabe des Titels ‘Kulturhauptstadt Europa’ abgestimmt. Der Ministerrat hat am 24. März 2014 den überarbeiteten Vorschlag der EU-Kommission zur Weiterführung der Initiative ‘Kulturhauptstadt Europas’ angenommen, der die Vergabe des Titels für die Jahre 2020 bis 2033 regelt. Für das Jahr 2025 darf Deutschland maximal drei Städte neben Slowenien, das ebenfalls für das Jahr 2025 vorgesehen ist, vorschlagen. Derzeit gibt es von zahlreichen Städten Bemühungen, eine Bewerbung vorzubereiten.”

In Dresden sind es schon keine Bemühungen mehr – man hat dort einfach den Handschuh in den Ring geworfen. So ein bisschen Zeitdruck sieht auch Leipzigs Linksfraktion: “Leipzig sollte die grundsätzliche Frage, ob und wie eine Bewerbung als ‘Kulturhauptstadt Europas’ sinnvoll ist, zeitnah prüfen. Für eine Bewerbung spricht die Chance, sich grundsätzlich und in einmaliger Intensität mit der kulturellen Identität unserer Stadt auseinanderzusetzen. Ein solcher Prozess ist auch bei scheiternder Bewerbung von integrativer Bedeutung für die Stadtgesellschaft.”

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