Wenn zwei sich streiten, leidet der Dritte. So ungefähr geht es dem Tanzarchiv Leipzig. Aktuell ist die Zukunft des Tanzarchivs Leipzig e. V. einmal wieder ungewiss. Im Moment schieben sich der Freistaat Sachsen mit der Universität Leipzig und die Stadt Leipzig wechselseitig die Verantwortung zu. Und Leipzig hätte zumindest die Chance, das Überleben zu sichern, bis der Freistaat zu Potte kommt - findet die Linksfraktion.

Das Tanzarchiv Leipzig e. V. wurde bereits 1957 gegründet und enthält wichtige historische Dokumente zum Tanzgeschehen. Hier ruht unter anderem der Nachlass von Uwe Scholz. Für die Sammlung, Beforschung und Bewahrung der wertvollen Archivmaterialien, auf die auch immer wieder zeitgenössische Künstler wie zuletzt Mario Schröder oder Heike Hennig zurückgreifen, braucht es aber Personal. Die Leipziger Stadtratsfraktion der Linken fordert vor diesem Hintergrund, dafür jährlich 40.000 Euro in den städtischen Haushalt einzustellen.

“Noch ist das Tanzarchiv Leipzig unter anderem vom Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig mit betreut, unter anderem durch den Leipziger Professor Patrick Primavesi”, schildert Dr. Skadi Jennicke, Kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, die aktuelle Gemengelage. “2011 bereits zwang die Staatsregierung den Bestand des Tanzarchivs unter das Dach der Universitätsbibliothek Leipzig und stellte im gleichen Atemzug die direkte Förderung ein. Die damit verbundenen Personalstellen sind jedoch längst in der ebenfalls unter Bedarf ausgestatteten Albertina ‘untergegangen’. Aktuell gibt es nur noch eine Bibliothekarin, die überhaupt weiß, wo sich was im Bestand befindet. Wissenschaftliche Forschung ist so kaum möglich. Wird jetzt auch noch, wie von Uni-Rektorin Schücking geplant, das Institut für Theaterwissenschaft abgewickelt, bedeutet das vermutlich auch für das Tanzarchiv Leipzig das Aus.”

Um das Verschwinden des Archivs aus der öffentliche Wahrnehmung zu verhindern, beantragt die Linksfraktion nun eine Übergangsfinanzierung durch die Stadt Leipzig. Im Antrag heißt es dazu: “Das Tanzarchiv Leipzig, 1957 durch Dr. Kurt Petermann als Sammlung traditioneller Folklore gegründet, erweiterte sich rasch zu einer Dokumentationsstelle für alle Bereiche von Tanz und Bewegungskultur. 1975 wurde die Einrichtung als Außenstelle an die Akademie der Künste der DDR angeschlossen und 1993 in die Trägerschaft des Vereins Tanzarchiv Leipzig e. V. übergeben. Seither arbeitet das Tanzarchiv Leipzig in Kooperation mit der Universität Leipzig und der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy” Leipzig als ein gemeinnütziger Verein. Dessen Finanzierung durch den Freistaat Sachsen endete 2010 mit Übergabe der Sammlungsbestände an die Universitätsbibliothek Leipzig, wo sie in den Sondersammlungen für die allgemeine Nutzung zugänglich aufbewahrt werden.”

Um weiterzuarbeiten, brauche es wenigstens die besetzte Stelle einer Geschäftsführerin/eines Geschäftsführers beim Tanzarchiv Leipzig. e.V.

Der Antrag: “Das Tanzarchiv Leipzig e.V. erhält in den Jahren 2015 und 2016 einen Zuschuss für Personalkosten in Höhe von 40.000 Euro, um die Stelle einer/-s Geschäftsführerin/-s auszuschreiben und zu besetzen. Darüber hinaus ist der Oberbürgermeister aufgefordert, gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie mit der Kulturstaatsministerin Lösungen für die langfristige institutionelle Stabilität des Tanzarchives zu entwickeln.”

Ohne diese Betreuung, wird aus dem Archiv ein schlummernder Bestand und es hört auf, ein Arbeitsarchiv zu sein.

Skadi Jennicke: “Das gilt es zu verhindern. Wissend, dass hier eigentlich der Freistaat in der Pflicht ist, hofft die Fraktion Die Linke im Leipziger Stadtrat, dass mit der zweijährigen Finanzierung durch die Stadt Leipzig ausreichend Zeit gewonnen wird, um über ein kooperierendes Finanzierungsmodell mit der Sächsischen Staatsregierung und der Universität Leipzig zu sprechen. Ein Aus für das Tanzarchiv Leipzig gilt es, mit allen Mitteln zu verhindern.”

Der Änderungantrag der Linksfraktion als PDF zu Download.

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