Es ist eine kleine Kraftprobe, die da zwischen Stadtverwaltung und Stadtrat entbrannt ist. Oder wohl genauer: zwischen dem Liegenschaftsamt und den Fraktionen von Grünen und Linken. Letztere hatten in letzter Zeit immer wieder gefordert, die Spielstätte in der Gottschedstraße zu erhalten. Und zwar als Spielstätte für die Freie Szene. Die Stadt aber will das Haus unbedingt verkaufen.

Mit dem Erlös will die Stadt dann wieder die neue Spielstätte des Schauspiels Leipzig in der ehemaligen Diskothek Schauhaus zum Teil finanzieren. Eine Spielstätte, die das Schauspiel dringend braucht, seit der Intendant Sebastian Hartmann die kleine Spielstätte in der Gottschedstraße 16 – von ihm als “Scala” betrieben, vorher “Neue Szene” – aus Spargründen geschlossen hat. Seitdem fehlt eindeutig eine kleine Bühne fürs Leipziger Schauspiel.

Aber dass in der Gottschedstraße nur aufs Geld geschaut wird und nicht auf die künftige Bespielung, das finden nicht nur Grüne und Linke fahrlässig. Denn seit Jahren diskutiert ja der Stadtrat nun schon mit der Verwaltung über eine neue eigene Spielstätte für die Freie Szene. Die Cinematheque Leipzig hat ein umfassendes Konzept für die Gottschedstraße 16 vorgelegt. Nur hat sie – wie alle Freien in Leipzig – das Problem, dass sie – anders als die bekannten Immobilien-Investoren – keinen gefüllten Geldsack unterm Bett hat, sondern den Umbau und den Spielbetrieb über die Bespielung der ersten Jahre gegenfinanzieren will. Eigentlich ein Projekt, bei dem die Stadt tatsächlich die Eigeninitiative der Leipziger unterstützen könnte.

Doch Geduld ist kein Wort, das man im Leipziger Liegenschaftsamt kennt. Wenn der Chef sagt, das Haus wird zu Geld gemacht, dann wird es auch zu Geld gemacht.

Genauso war die jüngste Stellungnahme der Stadtverwaltung formuliert.

Aber Grüne und Linke wollen sich das nicht gefallen lassen.

Sie haben ihren Antrag “Dauerhafte kulturelle Weiternutzung der ehemaligen Theater-Spielstätte Skala (V/A 509)” neu formuliert und in dieser neuen Fassung geht er jetzt durch die Fachausschüsse und den Stadtbezirksbeirat. Am 25. Februar steht er dann zum Beschluss auf der Tagesordnung des Stadtrates.

Der Text ist knapp und eindeutig: “Das Grundstück Gottschedstraße 16 (ehemalige Spielstätte Skala) wird einer dauerhaften kulturellen Nutzung zugeführt. Die Stadtverwaltung bietet diese potenziellen Nutzern aus der Freien Szene gezielt für Erbbaurecht oder Kauf an. Eine Wiedereröffnung wird von der Stadtverwaltung unterstützt.”

Es ist eine seltene Chance für die Stadt, in Innenstadtnähe einen solchen neuen Hotspot der Freien Szene zu etablieren. Bislang sind die meisten freien Theatergruppen eher auf zufällige Spielmöglichkeiten in diversen Kulturstätten in den Stadtteilen angewiesen. Hier aber existiert ein schon eingespielter Theaterplatz.

Und so liest sich die Begründung des Antrags auch wie ein Versuch, einer störrischen Verwaltung ins Gewissen zu reden: “Das Schauspiel Leipzig hat viele Jahre die Zweitspielstätte Skala in der Gottschedstraße genutzt. 2013 wurde diese Spielstätte vom Schauspiel dauerhaft freigegeben. – Die Art und Struktur des Hauses bietet sich für die Weiternutzung als Kulturzentrum geradezu an. Dieses Objekt jetzt einer anderen als einer kulturellen Nutzung zuzuführen, würde einen weiteren Substanzverlust an kultureller Vielfalt in unserer Stadt bedeuten. Insofern sollte engagiert versucht werden, für das Haus einen neuen Betreiber und Nutzer möglichst aus der Freien Szene der Kultur zu finden.”

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