Der August beginnt mit Hitze und Hitze bekommt dem Kopf bekanntlich nicht sonderlich gut. Wie anders ist es zu erklären, dass die Organisatoren der LEGIDA, die am Montag wieder einmal durch unsere schöne Stadt marschieren, pardon, spazieren wollen, offensichtlich ein geringfügiges Problem mit der Handhabung der deutschen Recht(s)schreibung bzw. der Grammatik im Allgemeinen und der Deklination im Besonderen haben. So steht denn die von 19 bis 21 Uhr geplante Demonstration am 3. August unter einem in der Tat fragwürdigen Motto. Fragwürdig vor allem für die Verfasser.

Ein Motto, durch das wir uns als Lügenpr …, Journalisten, eigentlich geschmeichelt fühlen sollten. Eigentlich. Denn es ist eine eher unbeabsichtigte Unterstützung der beiden Leipziger Medien LVZ und L-IZ. Wobei sich die L-IZ wiederum unfreiwillig geschmeichelt fühlen darf, in einem Atemzug mit der alten Dame vom Peterssteinweg genannt zu werden. „Hurra, wir sind berühmt“, schallte es ironisch in den Redaktionsräumen der L-IZ. Da kann man mal sehen, welche Fallstricke die deutsche Sprache für jene bereithält, die ihrer, nun, sagen wir es mal euphemistisch, nicht ganz mächtig sind.

„Gegen deutschfeindliche Hetze und Diffamierung von LVZ und L-IZ“

Heißt es doch im Aufruf der Spaziergänger des rechten Trottoirs wie folgt: „LEGIDA: Gegen deutschfeindliche Hetze und Diffamierung von LVZ und L-IZ – Bürger kündigt eure Abos!” Was also, fragt sich der geneigte Leser solch kryptischer Zeilen, ist mit diesem Satz gemeint? Hat man sich auf Seiten der LEGIDA am Ende nun auf die Seite der sonst so viel geschmähten und als xxx-Presse verunglimpften Leipziger Medien geschlagen? Und wäre es uns Journalisten wirklich recht, wehte aus jenen brackig, braunen Regionen ein sumpfiger Wind der Solidarität entgegen? Doch der Teufel steckt bekanntlich auch hier wieder mal im gefürchteten Detail.

Steigt man hinter die Kryptographie des von den LEGIDA-Verantwortlichen verfassten Satzungetüms, so kommt man nach einigem Grübeln und logischem Schlussfolgern dem zumindest gemeinten Anliegen auf den Grund.

Man ist sicher bei der LEGIDA nicht, wie es in dem Demo-Motto heißt, „gegen die Diffamierung von LVZ und L-IZ“. Würde man sonst „Bürger“ zur Kündigung der Abos aufrufen? Doch welche Bürger sind gemeint? Der LEGIDA-Bürger, welcher ohnehin kein Abo zumindest bei der L-IZ abschließen würde? Angesichts der Anzahl der Rassisten und Ausländerfeinde, die da um den Ring ziehen wollen, eine zutiefst beruhigende Erkenntnis und eine weitere Frage. Was ist mit all denen, die etwas gegen Fremdenhass und die fortlaufende Hetze im Netz haben?

Abonnieren die jetzt alle die L-IZ? Auch diese Unterstützung der islamfeindlichen Schwestern aus Leipzig und Dresden möchten wir zurückgewiesen wissen. Dennoch schauen wir auch am kommenden Montag mal wieder rum und berichten live davon, was es so zu hören gibt auf dem Wagner-Platz.

Ein Tipp am Schluss

Da hätte doch ein wenig Nachschlagen in einschlägigen Werken zu den Themen Syntax, Grammatik und Deklination sehr geholfen, etwaige aufkommende Missverständnisse zu vermeiden. Vielleicht auch ein Anruf in einer der Redaktionen mit der Nachfrage um das Redigieren des LEGIDA-Mottos? Gerne hätten wir da unterstützend beiseite gestanden. Schon alleine um unseren Ruf zu wahren.

Denn ein wenig ist es uns schon peinlich, wenn wir vom „rechten“ Weg abkommen und ungewollte Unterstützung erfahren, bloß weil es einigen „Muttersprachlern“ schwer fällt, mit der Sprache des Vaterlandes korrekt umzugehen. Und weil wir ja gerne schon aus reinem Eigeninteresse dabei behilflich sind, allen „Bürgern“ die deutsche Sprache und deren richtige Anwendung näher zu bringen, seien folgende Werke empfohlen: Sebastian Sick „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ sowie das Gedicht „Der Werwolf“ von Christian Morgenstern.

Vor allem wer Letzteres einmal verinnerlicht, also auswendig gelernt hat, der wird nie wieder sagen: „Denen ihr Deutsch ist mir völlig rätselhaft.“ Das sollen alle sich auf ihnen ihre Fahnen schreiben, wo der gute Deutsch egal ist.

Nachtrag, 1. August, durch die Redaktion: Wo die Stadtverwaltung am Freitag meldete “Das Ordnungsamt der Stadt Leipzig hat unter Berücksichtigung der aktuellen Lage-Einschätzung – insbesondere unter Beachtung der am Montag in Leipzig stattfindenden Begegnung der 2. Fußball-Bundesliga – für die am Montag, 3. August, im Zeitraum von 19 bis 21 Uhr geplante Demonstration ‘LEGIDA: Gegen deutschfeindliche Hetze und Diffamierung von LVZ und L-IZ – Bürger kündigt eure Abos!’ mit angemeldeten 1.000 Personen per Bescheid folgende Route festgelegt …, da schafft es die LVZ am heutigen Samstag, 1. August, das Motto der Veranstaltung völlig wegzulassen. Übrig bleibt die Nachricht “Wie die Stadtverwaltung gestern mitteilte, darf das rechtsextreme Bündnis Legida im Zeitraum 19 bis 21 Uhr auf folgender Route demonstrieren …”. Wollte man nicht mit der L-IZ in einer Zeile genannt werden? Oder hat man am Peterssteinweg nicht das Kreuz zuzugeben, dass die sächsischen Rechtsextremen, die sich bei Legida versammeln, heute wieder genauso gegen kritische Presseberichterstattung pöbeln, wie das ihre Großväter in der Weimarer Republik taten? – Wehret den Anfängen, kann man da nur sagen. Aber versteckt euch nicht!

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Es gibt 6 Kommentare

Das Glashaus ist wieder geputzt und Dank für den Hinweis 😉 Aber dennoch kurz zu den Unterschieden: Etwa 100.000 tägliche Zeichen hier und ein offizielles Demo-Motto von 90 Zeichen da. Von dem jeweils unterschiedlichen Grat der Sinnentstellung ganz zu schweigen ^^

Ihr M.F.

Gefunden bei “Die LVB und ein „offener“ Brief: Krankenzahlen und Betriebsklima (Teil 2)” vom 02.08.

“Im ersten Teil war zu lesen, dass der Betriebsratsvorsitzende der Leipziger Verkehrsbetriebe, Ronald Petzold, die in der LVZ-Online als Zitate kenntlich gemachten Behauptungen eines „offenen Briefs“ aus Sicht der LVB unhaltbar sind.”

Wer im Glashaus sitzt…

Um ehrlich zu sein, war es Absicht und eine Anspielung auf die Gesinnung vieler Legida-Teilnehmer. Zur besseren Verständlichkeit hätte man “rechts” also mit Anführungszeichen versehen müssen. Aber auch so ist es gut genug. Vielen Dank an die Leser, für das aufmerksame Studieren der Texte dieses Mediums. Für sachliche Kritik und Anregungen sind wir jederzeit offen und dankbar.

Zitat: “Und wäre es uns Journalisten wirklich rechts, wehte aus jenen brackig, braunen Regionen ein sumpfiger Wind der Solidarität entgegen”?

Diesen Satz verstehe ich nicht! Den müssten Sie mir mal erklären!

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