Die Flüchtlingsproblematik stellt auch Leipzig vor eine große Herausforderung. Logistisch, wie finanziell. Genau aus diesem Grunde stellte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) ein überarbeitetes Unterbringungskonzept mit 20 neuen Standorten bis 2017 vor. Dabei stellte er die neuesten Prognosen der Landesdirektion vor: Rund 5.400 Asylbewerber muss Leipzig noch in diesem Jahr aufnehmen. Das sind fast doppelt so viele, wie Sachsen noch im Mai prognostiziert hatte.

 

Gemessen an der Einwohnerzahl nur 1 Prozent

Stadtsprecher Matthias Hasberg relativierte jedoch: „Das mag viel klingen, doch angesichts einer Großstadt wie Leipzig sind das angesichts der Bevölkerungszahl gerade mal 1 Prozent.“ Die Kosten für die Neubauten dürften sich im hohen zweistelligen Millionenbereich befinden. Genaueres konnte und wollte man der zahlreich versammelten Journalistenschar aber nicht sagen. Sozialbürgermeister Fabian: “Das wäre unseriös.” Um die neu nach Leipzig kommenden Asylbewerber aufnehmen zu können, werden weitere Objekte für eine Nutzung vorbereitet. Thomas Fabian weiter: “Flüchtlinge sollen sich in Leipzig willkommen fühlen. Dazu gehört als allererstes ein gesichertes Dach über dem Kopf. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die benötigten Plätze rechtzeitig bereitzustellen.

Neun Standorte sollen noch in diesem Jahr in Betrieb gehen

Für die zu erwartenden Flüchtlinge forderte der Sozialbürgermeister Solidarität ein. Sie sollen in Leipzig gut ankommen. Wir wollen sie auf ihrem Weg in unsere Stadtgesellschaft unterstützen. Dafür benötigen wir aber die Mitwirkung und Hilfe aller – ob Verwaltung, Politik oder Zivilgesellschaft.” Insgesamt neun Standorte sollen noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Weitere 11 Objekte werden für eine Nutzung ab nächstem Jahr vorbereitet. Darunter befinden sich drei Containerdörfer sowie zwei Neubauten. Auch eine ehemalige Messehalle soll genutzt werden. Die zurzeit leerstehende Messehalle 13 aus dem Jahr 1990 ist mit 500 Plätzen die größte geplante Einrichtung in Leipzig. Fabian: “Darüber hinaus überprüfen wir 35 weitere Standorte.”

Eine zweite Grubehalle wird es nicht wieder geben

Das Leipziger Wohnkonzept für Flüchtlinge sieht vor, dass Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge so schnell wie möglich in eine eigene Wohnung außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft ziehen können. Der Sozialbürgermeister betonte dabei: “So etwas wie die Grubehalle darf nicht wieder vorkommen. Es kann nicht sein, dass da Liege an Liege steht und keinerlei Privatsphäre gewahrt wird.” Das Konzept umfasst verschiedene Wohnformen. Nach der Ankunft in Leipzig bieten Gemeinschaftsunterkünfte einen geschützten Raum und begleiten die Orientierung und Integration der Flüchtlinge. So bald wie möglich können Flüchtlinge in eine eigene Wohnung ziehen.

Ein Sozialarbeiter wird für 40 bis 50 Flüchtlinge zuständig sein

Sozialarbeiter in den Gemeinschaftsunterkünften und bei Migrantenvereinen unterstützen den Integrationsprozess. Apropos Sozialarbeiter; hier soll der Schlüssel bei 1 zu 50 bzw. 1 zu 40 liegen. Thomas Fabian: “Je nach Größe der Wohneinheit wird sich ein Sozialarbeiter um 40, respektive 50 Flüchtlinge kümmern.” Mit dem Programm “Ankommen in Leipzig. Paten für Flüchtlinge” werden Patenschaften zwischen Flüchtlingen und Leipzigern koordiniert. Die Bereitschaft zur Hilfe sei jedenfalls groß, so Fabian: “Es gibt auf jeden Fall mehr Helfer als Flüchtlinge.” Sonia Brogiato vom Flüchtlingsrat ergänzt: “Die Hilfe läuft immer besser und immer organisierter. Auch haben wir viele Hilfsangebote von Jugendlichen mit handwerklicher Ausbildung. Das kann uns sehr zugute kommen, wenn alles gut organisiert ist.” Auch die Volkshochschule ist mit im Boot. Von hier werden Sprach- bzw. Alphabetisierungskurse angeboten.

Derzeit stehen 1.875 Plätze zur Verfügung

Gegenwärtig werden von Seiten der Stadt verschiedene Möglichkeiten der Unterbringung genutzt. Es gibt fünf Standorte mit größeren Häusern (über 60 Plätze), zehn Standorte mit kleineren Häusern (unter 60 Plätze), Plätze in Pensionen, im Übergangswohnheim für Spätaussiedler und im Übernachtungshaus für Wohnungslose sowie in Gewährleistungswohnungen. Insgesamt stehen derzeit 1.875 Plätze zur Verfügung. Die Standorte sind über die ganze Stadt verteilt. Viele Flüchtlinge wohnen mit einem eigenen Mietvertrag in Wohnungen.

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Es gibt 2 Kommentare

Ich verstehe auch nicht, warum anerkannte Flüchtlinge nicht in Städte geschickt werden, wo es einen hohen Wohnungsleerstand gibt! Da muss man nicht neu bauen. Hier in Leipzig gibt es doch sowieso schon einen Wohnungsmangel an bezahlbarem Wohnraum. Man könnte ja auch die Etnien in verschiedenen Häusern unterbringen, damit es weniger Konflikte gibt, aus welchen Gründen auch immer. Sozialarbeiter könnten diese Menschen doch auch dort weiter betreuen. Und wenn anerkannte Menschen sich eine neue Existenz aufgebaut haben, dann können sie ja auch an ihren Wunschorten wohnen.

Die Kosten für die Neubauten dürften sich im hohen zweistelligen Millionenbereich befinden. Genaueres konnte und wollte man der zahlreich versammelten Journalistenschar aber nicht sagen. Sozialbürgermeister Fabian: „Das wäre unseriös.“

Nein Herr Fabian, unseriös ist, dass man immer noch nicht Zahlen nennt. Weshalb rückt man den nicht mit der Sprache heraus? Besonders in Leipzig gibt es doch viele – für mich zu viele, die immer noch der Ansicht sind, dass dieses Geld so einfach aus dem Ärmel geschüttelt wird. Dazu zählen auch Journalisten der LVZ, wie ich heute wieder erschreckend zur Kenntnis genommen habe.

Weshalb sagt man nicht, dass längst eine finanzielle Situation erreicht ist, die zu erheblichen Eingriffen in den Haushalt führen wird. Weshalb sagt man denn nicht, dass sich diese Kosten – nicht nur für die Neubauten – wahrscheinlich um die 70,0 Mio bewegen werden? Weshalb sagt man nicht, dass diese Sozialarbeiter nicht auf Bäumen wachsen? Weshalb…

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