Im Kindergarten würde man das wohl als Drängeln bezeichnen, was die CDU gerade in Sachen Kurt-Masur-Gedächtnisplatz veranstaltet. Eigentlich gibt es keinen Grund zur Eile, für den am 19. Dezember 2015 in Greenwich (Connecticut) im Alter von 88 Jahren verstorbenen ehemaligen Gewandhauskapellmeister eine würdige Ehrung zu finden.

Vorschläge sind bei der Stadt eine ganze Menge eingegangen, nicht nur der der CDU-Fraktion, die den Platz zwischen Moritzbastei und Gewandhaus gern nach dem Dirigenten benannt haben wollte. Und zwar bis zum 1. Todestag. So stand’s im entsprechenden Antrag, auf den die Stadt dann bekanntlich erwiderte, dass es nicht nur einen Vorschlag gebe und ein extra gegründetes Gremium dabei sei, eine sinnvolle Empfehlung zu erarbeiten. Und auch nicht den 1. Todestag sah man als sinnvollen Zeitpunkt einer Würdigung, sondern den 90. Geburtstag – am 18. Juli 2017.

Die Stellungnahme war also auch eine sehr zurückhaltende Bitte um etwas Geduld: „Zur Erörterung möglicher Ehrungsformen hat die Stadtverwaltung unter Federführung des Dezernates Kultur und unter Einbeziehung externer Kulturexperten bereits einen Prozess initiiert, um einen Vorschlag zu erarbeiten, wie Kurt Masurs Lebenswerk auf angemessene Weise gewürdigt und sein öffentliches Andenken erhalten werden kann. Der Vorschlag soll zu einem Zeitpunkt vorgelegt werden, der eine Ehrung zu Kurt Masurs 90. Geburtstag am 18. Juli 2017 ermöglicht. – Der Inhalt des Antrages ist somit bereits Verwaltungshandeln, wobei der zu erarbeitende Vorschlag ggf. über die Benennung einer Straße oder eines Platzes hinausreichen kann.“

Die Kindergärtnerin hätte wohl an der Stelle gesagt: „Nun lass doch die anderen auch mal zu Wort kommen.“

Aber Trotzköpfchen sieht gar nicht ein, warum die anderen mitreden sollen und man jetzt Geduld haben soll.

Vielleicht ist es das ADHS-Syndrom. Soll auch bei schon erwachsenen Kindern passieren.

Und so beantragt die CDU-Fraktion jetzt – unter Ausblendung des Verwaltungsstandpunktes und nur mit Bezug auf den eigenen ersten Antrag: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, einen Beschlussvorschlag zur Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Kurt Masur vorzulegen. Dies soll zeitlich so erfolgen, dass die Benennung bis zum 1. Todestag von Kurt Masur beschlossen werden kann.“

Womit man sich zwar nicht auf den Platz hinter der Moritzbastei versteift, aber andere mögliche Ehrungen auch wieder ausschließen möchte. Denn die Leipziger waren ja einfallsreich und haben nach Auskunft der Stadt eine ganze Reihe Vorschläge gemacht: „Zusatzbenennung des Gewandhauses oder von Räumlichkeiten im Gewandhaus, Auslobung eines Preises für Dirigenten, Musikschaffende oder Musikstudenten, regelmäßige Veranstaltung eines Musikfestivals oder -symposiums, Anfertigung und Aufstellung eines Werkes der bildenden Kunst u. a. m.“

Das wären eine ganze Reihe Möglichkeiten, die Erinnerung an den Musiker auch mit Inhalt zu füllen.

Jetzt kann man gespannt sein, was die vom Kulturdezernat eingesetzte Expertengruppe vorschlägt.

Der erste Antrag der CDU-Fraktion.

Die Ablehnung des CDU-Antrags durch die Stadtverwaltung.

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