Viel war von der Noch-Bundestagsabgeordneten aus Leipzig nach dem „Umvolkungs“-Tweet vom Freitag auf Samstag nicht zu hören, als die Medienmaschine einsetzte. Nahezu alle Medien des Landes hatten daraufhin über die ansonsten eher unauffällige CDU-Abgeordnete berichtet, manche sahen in den Äußerungen der vergangenen Tage schon ein Bewerbungsschreiben an die AfD. Nun hat Bettina Kudla den Rückzug angetreten und begonnen, ihren Twitteraccount aufzuräumen.

Hausputz bei Bettina Kudla. Seit heute findet sich von den beiden umstrittenen Tweets zu Can Dündar und der vorgeblich begonnenen Umvolkung in Deutschland zumindest ein Thema so nicht mehr bei der CDU-Frau. Die “Umvolkung” ist gelöscht. Der Presse gegenüber möchte sie vor allem den letzten Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen wohl eher nicht erklären – am heutigen Montag schildert die Leipziger Bildzeitung von erfolglosen Telefonanrufen, ein Statement von der Bundestagsabgeordneten war nicht zu erhalten. Sie lässt sich erwartungsgemäß abschirmen, während sich große Teile der eigenen Partei gegen sie wandten.

Mittlerweile gelöscht, der Tweet des Anstoßes. Screen: twitter.com/KudlaLeipzig
Mittlerweile gelöscht, der Tweet des Anstoßes. Screen: twitter.com/KudlaLeipzig

Eine öffentliche Erklärung seitens Kudla gab es bis zum Erscheinen dieses Beitrages nicht, nun folgte die Löschung der umstrittenen Beiträge. Laut Medienberichten soll bereits heute ein Gespräch mit Michael Kretschmer, Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe, gegeben haben. CDU/CSU-Bundes-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer hat demnach ebenfalls noch Gesprächsbedarf über die Hintergründe der öffentlichen Ausfälle.

Eines dürfte jedoch bereits jetzt feststehen. Die Chance, dass Bettina Kudla nochmals von der heimischen CDU für den Bundestagswahlkampf aufgestellt wird, geht gerade Richtung niederer Prozente, wenn nicht schon gegen Null. Hat sie dies eingerechnet, bekäme ihr Tweet „Ich freue mich schon auf die nächste #Bundestagswahl, zu der ich antreten möchte. #Leipzig I ist mein #Wahlkreis!“ vom 14. September eine noch andere Bedeutung.

Mit Michael Weickert und dem ehemaligen Radprofi und Erzieher Jens Lehmann (48) hat sie zudem zwei parteiinterne Gegner für das lukrative Direktmandat, welche derzeit ihre Lokalkompetenzen in den Vordergrund stellen. Etwas, was Kudla auch parteiintern weitgehend abgesprochen wird.

Ob dies gerade für den noch politisch unerfahrenen Lehramtsstudenten Michael Weickert ausreicht, das Vertrauen seiner Partei zu gewinnen, ist dennoch offen. Seit 2014 ist der 26-Jährige gewählter Stadtrat für die Ortsteile Lindenau, Altlindenau, Neulindenau, Leutzsch, Böhlitz-Ehrenberg und Burghausen-Rückmarsdorf in Leipzig. Auffällig sind seither vor allem die Menge seiner Redebeiträge in den Ratsversammlungen, in welchen der bekennende Katholik gern große verbale Bögen schlägt.

Durchaus Aussicht auf den Titel jüngster Bundestagsabgeordneter aus Leipzig. Michael Weickert (im Stadtrat Leipzig). Foto: L-IZ.de
Durchaus Aussicht auf den Titel jüngster Bundestagsabgeordneter aus Leipzig. Michael Weickert (im Stadtrat Leipzig). Foto: L-IZ.de

In jedem Fall bleibt es dieses Mal bis zum 22. Oktober spannend, wer neben dem als eher gesetzt geltenden Dr. Thomas Feist (Wahlkreis 2) für die CDU in Nord, Nordwest und Nordost zur Bundestagswahl 2017 die Liste anführen wird. Dann werden die Kandidaten der CDU nominiert. Die AfD möchte damit noch ein wenig länger warten.

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Beitrages war die Rede davon, Bettina Kudla hätte auch den Beitrag zu Can Dündar gelöscht, in welchem sein Name mit “Cansel Dünschiss” verunglimpft wurde. Diesen Tweet gibt es nach wie vor. Nachtrag: Mittlerweile ist auch der Tweet zu Can Dündar gelöscht worden.

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