So langsam spricht es sich auch in den Leipziger Ratsfraktionen herum, dass es in Leipzig auch außerhalb von Autobau, Logistik und Hotelgewerbe noch eine andere Wirtschaft gibt. Eine höchst kreative zum Beispiel, die bislang von der Stadtpolitik kaum wahrgenommen wurde. Und die braucht eCulture, findet SPD-Stadträtin Katharina Schenk. Auch wenn es erst einmal nur um digitale Datenbanken geht: Museum Online.

„Strategie eCulture Leipzig“ nennt sich der Antrag der SPD-Fraktion, mit dem Leipzigs Verwaltung aufgefordert wird, ein ganzes Konzept zur Digitalisierung im Bereich Kultur zu erstellen.

Obwohl es erst einmal nach den Leipziger Museen klingt, von denen einige schon ein paar nette Datenbanken haben, andere noch gar nicht.

Im Antrag heißt es: „Das Konzept der eCulture beinhaltet unter anderem die Verwendung digitaler Medien in der Kulturindustrie, die Verbreitung des kulturellen Erbes über das Internet, zum Beispiel auf Webseiten der jeweiligen Museen, inklusive der Digitalisierung, Archivierung, Vermarktung und Vermittlung kultureller Inhalte und Objekte als auch aktuelle Aktivitäten und weltweite kulturelle Zusammenarbeit online im Bereich der Kultur.“

Katharina Schenk, SPD-Stadträtin und Mitglied des Kulturausschusses, dazu: „Alle unsere Museen und Kulturbetriebe haben heutzutage selbstverständlich eine eigene Webseite. Hier kann man sich über Öffnungszeiten, Ausstellungen und Preise informieren und Tickets bestellen. Das Recherchieren über die Kulturschätze in den Beständen selbst ist in der Regel aber nur vor Ort möglich. Öffentlich zugängliche Online-Archive, die für die wissenschaftliche Forschung oder private Interessen zugänglich sind, sind immer noch die Ausnahme. Immer mehr gilt jedoch: Was nicht online ist, das existiert nicht. Hier Verbesserungen anzustoßen haben wir bereits mit unserem Antrag ‚Digitale Inventarisierung der Sammlungen der Leipziger Museen für eine Digitale Stadt‘ erreicht. In der Debatte wurde deutlich, dass eCulture mehr bedeutet.“

So einen ähnlichen Antrag hat sie schon einmal gestellt. Als junge Forscherin weiß sie, wie schnell man bei Recherchen im Internet an seine Grenzen stößt, weil viele Einrichtungen ihre Schätze noch gar nicht digitalisiert haben.

„eCulture ist mehr als Digitalisierung der Bestände“, betont Katharina Schenk nun. Da geht deutlich mehr. „Durch den Einsatz verschiedener technischer Mittel können Museumsbesuche spannender und informativer werden.“

Man denke nur an Bach-Museum und Stadtgeschichtliches Museum, wo gerade audiovisuelle Angebote in den Ausstellungen digital angeboten werden. Aber das sind eher so kleine Blüten. Die Nutzung digitaler Möglichkeiten ist noch kein allgemein gültiger Standard.

„Wir fordern daher die Stadtverwaltung auf, ein integriertes Konzept eCulture Leipzig für alle städtischen Kultureinrichtungen und die Eigenbetriebe Kulturstätten zu entwickeln“, erklärt Katharina Schenk. Und malt dann die vielen Möglichkeiten auf, die ihr spontan dazu einfallen: „Digitale Museen sind die Museen von morgen. Eine Bildunterschrift kann mehr sein, als der kleine Zettel rechts unten am Bild. Im Naturkundemuseum können präparierte Tiere wieder zum Leben erweckt werden, Kunstschätze können in 3D erscheinen, verwandte Objekte in anderen Museen können greifbar werden. Auch für die kulturelle Bildung bietet das Anwenden von eCulture viele Chancen. Die Hamburger Musikschule beispielsweise betreibt eine interaktive Plattform, über welche die Musikschüler die Möglichkeit haben, mittels mobilen Endgeräten ihre individuellen Lernfortschritte einzuspielen und hochzuladen. Das Konzept eCulture für Leipzig soll eine Analyse des jetzigen Zustandes, einem Plan für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, Kostenschätzung der einzelnen Maßnahmen und Aufgabenverteilung beinhalten. Die digitale Zukunft unserer Museen und Kulturbetriebe hat begonnen.“

Der Antrag fügt dann noch einen kleinen Randbereich mit ein, der ja auch noch irgendwie zur Leipziger Kultur gehört, in der Regel nicht mal die Mittel der städtischen Einrichtungen hat, um die digitalen Möglichkeiten überhaupt nutzen zu können: „Das Konzept eCulture Leipzig sollte auch eine Möglichkeit aufzeigen, wie die freie Kulturszene hieran mit partizipieren kann.“

Der Antrag der SPD-Fraktion.

In eigener Sache: Lokaler Journalismus in Leipzig sucht Unterstützer

https://www.l-iz.de/bildung/medien/2017/01/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar