Für FreikäuferAugenscheinlich hat das Machtwort von Oberbürgermeister Burkhard Jung im Jahre 2016 geholfen. Man hat es ja fast schon vergessen, weil diverse Politiker die ganze Zeit ein unsinniges Geheul über die „Kriminalitätshochburg“ Leipzig angestimmt haben und jedes Mal von vorn anfangen, wenn wieder ein Vorfall die Medien aufregt. Als Burkhard Jung sich öffentlich beschwerte, hatte Leipzig 200 Polizisten zu wenig.

Die waren seit 2008 systematisch eingespart worden. Ab 2011 griff dann auch noch die völlig verpeilte „Polizeireform 2020“, die Leipzig weitere Polizisten kostete – die dann logischerweise nicht nur in der Prävention fehlten, sondern auch im Streifendienst. Und das in einer Zeit, in der Leipzig massiv wuchs und sichtlich zum Tummelplatz für international agierende Diebesbanden wurde.

Die simple Logik sagt: Wer derart Polizisten einspart um jeden Preis, der sorgt dafür, dass wichtige Kriminalitätskennziffern steigen. Die Diebe und Einbrecher frohlocken. Eigentlich staunt man, wie selten Oberbürgermeister in Sachsen so ein Machtwort sprechen und die Regierung daran erinnern, dass sie Pflichten hat, die sie mit Personal absichern muss.

Mit dem Juniorpartner SPD kam ja dann 2014 auch endlich eine Partei mit in die Regierung, die ziemlich emsig um das Stopfen der eingerissenen Personallöcher im sächsischen Staatsdienst ringt. Die Ausbildungszahlen für Polizeibedienstete wurden endlich deutlich erhöht.

Und Innenminister Markus Ulbig sah sich gezwungen, Leipzig 100 zusätzliche Polizisten aus den nächsten Absolventenjahrgängen zu versprechen. Das scheint tatsächlich zu fruchten, wie der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Valentin Lippmann, jetzt auf Nachfrage erfuhr.

In Leipzig hat sich der Bestand an Polizeibediensteten wieder spürbar erhöht – von 2.984 im Jahr 2016 auf 3.064 im Juni 2017. Das ist noch nicht ganz die Sollstärke, die für 2017 geplant ist. Die liegt bei 3.110. Aber der spürbare Personalaufbau sorgt auch dafür, dass die Arbeitslast für die vorhandenen Polizisten deutlich zurückging. Ablesbar in den Zahlen der dauerhaft dienstunfähigen Polizisten.

2014 und 2015 war Leipzig sachsenweit der einsame Spitzenreiter bei den als dienstunfähig geführten Polizisten, die mindestens sechs Monate nicht für den Einsatz zur Verfügung standen. Mit 464 und 429 führte die Polizeidirektion Leipzig die Tabelle deutlich an. Weit dahinter erst kam Dresden mit 304 bzw. 316 nicht einsetzbaren Polizisten. Auch das schon Zeichen der Überlastung. Was im Umkehrschluss eigentlich auch bedeutete, dass in Leipzig nicht nur 200 Polizisten fehlten, sondern insgesamt 600 zu wenig im Einsatz waren. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Und in der Verschärfung des Problems sachsenweit ab 2012 kann man durchaus eine direkte Folge der „Polizeireform 2020“ sehen.

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