War das nun eine Niederlage oder doch ein Erfolg für SPD-Stadtrat Andreas Geisler? Am 14. September verteidigte er am Rednerpult der Ratsversammlung vehement seinen schon im Januar formulierten Antrag für die SPD-Fraktion, ein Konzept für die Bänke auf den Leipziger Friedhöfen vorzulegen. Denn gerade Trauernde merken oft erst auf dem Friedhof, dass es an Bänken fehlt oder die vorhandenen in einem jämmerlichen Zustand sind.

Die Verwaltung lehnte den Antrag übrigens nicht ab, hat sich sogar überraschenderweise schon an die Arbeit gemacht, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer in seiner Stellungnahme ausführt: „Bis Ende des 3. Quartals 2022 ist die digitale Erfassung der Bänke abgeschlossen. Auf dieser Grundlage werden die aus dem Ist-Zustand abzuleitenden Maßnahmen und das Konzept zur Bewirtschaftung beschrieben. Im Zuge der Erstellung des Bankkonzeptes sind die denkmalschutzrechtlichen Belange zwingend zu beachten und das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege ist zu beteiligen.

Eine digitale Erfassung des Ist-Zustandes der bestehenden Banktypen sowie deren Standorte im Grünflächenmanagementsystem wurde bereits veranlasst. Dies schafft die Grundlage für eine strukturierte Instandhaltung.“

Das heißt: Es sieht nicht ganz so trostlos aus, wie es Andreas Geisler bei seinen Friedhofsbesuchen zusammen mit Mitgliedern des Seniorenbeirats vorfand, auch wenn jede zweite Friedhofsbank in kaputtem Zustand vorgefunden wurde, viele – gerade unter Bäumen – viel zu nass und von Moos bewachsen waren.

Die Stadt muss sich also nicht nur um die Anzahl der Bänke sorgen, sondern ebenso um die richtigen Typen, die sich auch bei Wind und Wetter auf den Friedhöfen erhalten. Derzeit gäbe es 18 verschiedene Arten von Bänken, so Geisler, die meisten davon sichtlich ungeeignet für Friedhöfe.

Bankspenden möglich machen

Aber auch er kann sich gut vorstellen, dass man die finanziellen Engpässe der Stadt dadurch etwas korrigieren kann, dass man die Leipziger zu Bankspenden aufruft. Das war bislang noch nicht möglich, so die Verwaltung, weil noch gar nicht alle Friedhofsbänke registriert waren.

Aber das hat man ja nun getan. Und damit kann man Bankspenden auf Friedhöfen ganz ähnlich organisieren wie Baumpatenschaften in Leipzig.

„Nachfragen bezüglich Bankspenden entstehen in der Regel im Zusammenhang mit der konkret vorhandenen Grabstätte und werden regelmäßig im direkten Kontakt mit den Bürginnen und Bürgern und der Friedhofsverwaltung abgestimmt. Die Zahl der umgesetzten, nach den Bedürfnissen der Spender ausgerichteten, Bankpatenschaften beläuft sich auf durchschnittlich 10 Stück pro Jahr. Die Aufstellung dieser Bänke erfolgt zusätzlich zu der Ausstattung im Zuge der Einrichtung neuer Grabanlagen“, teilt das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit.

„Die Einbindung Dritter (hier Stiftung ‚Bürger für Leipzig‘) zur Erhöhung der Bankpatenschaften wird für die Friedhöfe mit der Stiftung besprochen.“

Auch dieses Anliegen von Andreas Geisler wurde also aufgegriffen.

Manchmal ist es nicht nur von Nachteil, weil die Verwaltung ewig lange nicht antwortet. In diesem Fall hat sie tatsächlich schon einmal losgearbeitet. Die Vorschläge sind bereits in der Umsetzung.

Und das betrifft auch die eigenen Spielräume, Friedhofsbänke auf den städtischen Friedhöfen wieder instand zu setzen: „Im Rahmen der vorhandenen Ressourcen werden bereits Maßnahmen zur Instandsetzung der bestehenden Bänke auf den kommunalen Friedhöfen, auch mit eigenem Personal, umgesetzt. Die Abteilung Friedhöfe prüft darüber hinaus die Zusammenarbeit von regionalen Werkstätten für behinderte Menschen, wie z.B. Christliches Sozialwerk, um diesen Personen konkrete Aufgaben mit einem sichtbaren Ergebnis für die Öffentlichkeit zu übertragen.“

Mehrheit für den Verwaltungsstandpunkt

Im Ergebnis hat Andreas Geisler also auf Anregung aus dem Seniorenbeirat das richtige Thema angesprochen und sogar schon in Bewegung gesetzt, obwohl er das bis zum Sommer nicht ahnen konnte.

Am 14. September plädierte er trotzdem für den eigenen Antrag, während CDU-Stadtrat Falk Dossin für den Verwaltungsstandpunkt warb.

Wenn in der Ratsversammlung ein Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung gestellt wird, hat das immer Vorrang vor den Ursprungsanträgen aus den Fraktionen. Manchmal ist das auch sinnvoller, weil die Verwaltung sich auch noch Gedanken gemacht hat, wie ein Anliegen auch umgesetzt werden kann.

Sodass an diesem Tag nicht der Antrag der SPD-Fraktion zur Abstimmung kam, sondern der Verwaltungsstandpunkt, der das Anliegen sichtbar aufgenommen hat.

Und dieser Verwaltungsstandpunkt bekam dann auch mit 39:21 Stimmen die notwendige Mehrheit.

Es bleibt beim Holz

Nur ein Anliegen von Andreas Geisler wird nicht umgesetzt: Zur Aufstellung wirklich wetterfester Bänke wird es nicht kommen. Es bleibt bei Holzbänken, die gepflegt werden müssen, wenn sie nicht vom Regen zernagt werden sollen.

„Mit dem Einsatz von FSC (FOREST STEWARDSHIP COUNCIL)-zertifiziertem Holz wird sichergestellt, dass das Material aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt. Aus Gründen des Denkmalschutzes ist darüber hinaus die Verwendung von Holz vorgegeben. Damit ist sichergestellt, dass ein nachhaltiges, regionales und dem Naturhaushalt entstammendes Produkt eingesetzt wird“, schreibt das Amt für Stadtgrün und Gewässer.

Dann müssen sie aber auch gepflegt werden, dürfte man an dieser Stelle sagen. Sonst halten sie wieder nur viel zu kurz.

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Es gibt 2 Kommentare

Wenn ich schon “Sitzbankkonzept” lese…
Hoffentlich kostet das nicht wieder 10tausende Euro. Würde es nicht reichen zu definieren, dass alle x Meter auf jedem Friedhof eine Bank stehen sollte? Klar, ist auch ein Konzept, aber ein kurzes.
Bänke aus Holz, die vergammeln, na prima, weil die Pflege immer gut durchgeführt wurde, in der Vergangenheit.
In den öffentlichen Gebäuden (Schulen, Verwaltung etc.) werden auch gerne Holzfenster eingebaut. Die streicht dann bloß nie jemand, sodass die nach 10 Jahren vergammelt sind und ausgetauscht werden müssen. Was dann aber erst nach weiteren 15 Jahren passiert. In dieser Zeit hat man dann halt eine gute Belüftung.
Schade, dass die Stadt, wie so oft, hier nicht langfristig denken mag.

Das Problem, welches SR Geisler hier aufgegriffen hat, ist nachvollziehbar. Auch könnte der Meinung der Verwaltung zur Materialwahl gefolgt werden, wenn diese nicht nur die vorgeschlagene Variante geprüft hätten. Es gibt zwischenzeitlich moderne Holzwerkstoffe, welche in ihrer Anwendung gleichwertig zu traditionellen Holzwerkstoffen sind. Dies sollte das ASG noch einmal prüfen. Das Problem, welches SR Geisler hier aufgegriffen hat, ist nachvollziehbar. Auch könnte der Meinung der Verwaltung zur Materialwahl gefolgt werden, wenn diese nicht nur die vorgeschlagene Variante geprüft hätten. Es gibt zwischenzeitlich moderne Holzwerkstoffe, welche in ihrer Anwendung gleichwertig zu traditionellen Holzwerkstoffen sind. Dies sollte das ASG noch einmal prüfen.

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