Manchmal muss man einfach nur den Blick über die Leipziger Grenzen hinaus heben - und staunt. 2,67 Milliarden Euro Konzerngewinn lieferte die Deutsche Post-Tochter DHL 2012 ab. Damit wurde sie zum wichtigsten Geldbringer des Konzerns. Und wenn man 1 und 1 zusammenrechnet, merkt man, dass der Frachtflughafen Leipzig mit der DHL-Base eine wesentliche Rolle für diesen Konzerngewinn spielt. Samt Nachtlärmbelastung, wie Matthias Zimmermann feststellt.

Er ist Pressesprecher der beiden Bürgerinitiativen “Gegen die neue Flugroute” und “Gegen Flug- und Bodenlärm”. Und er hat am 22. März einen Offenen Brief an Frank Appel, den Konzernchef von DHL, geschrieben mit der dringenden Bitte, in der Fluglärmkommission des Flughafens Leipzig/Halle auf eine gleichmäßige Nutzung der Start- und Landebahnen zu drängen. Am 27. März ist die nächste Sitzung dieser Kommission, die sich zwar schon seit drei Jahren mit dem Thema Flugbahnverteilung beschäftigt. Aber sie kommt einfach nicht zu Potte.

Wahrscheinlich nummeriert Heiko Rosenthal, Umweltbürgermeister der Stadt Leipzig, die Bürgeranfragen zur Nachtfluglärmproblematik um den Flughafen nur noch. Es vergeht keine Stadtratssitzung, auf der keine nicht eine Anfrage zu Thema vorliegt. Er beantwortet sie geduldig. Denn Beschlüsse des Stadtrates gibt es ja. Nur die Fluglärmkommission trödelt, als wäre die Nachtruhe der Anwohner sowieso egal. Der Konzerngewinn ist wichtig.

“Selbstverständlich unterstützt die Stadt Leipzig ihren eigenen Antrag zur Verbesserung des aktiven Schallschutzes am Flughafen Leipzig/Halle, der auf der Grundlage des Beschlusses Nr. RBV-650/11 der Ratsversammlung vom 19.01.2011 am 07.12.2011 in die Fluglärmkommission (FLK) eingebracht wurde. Der Antrag enthält unter Maßnahme a.) auch Anforderungen zur Bahnverteilung (tage- oder wochenweise versetzte Nutzung der Start- und Landebahnen).”Dazu war in der Fluglärmkommission eine Untergruppe gegründet worden, deren Auflösung für Verwunderung gerade bei den Bürgerinitiativen gegen Fluglärm sorgte.

“Es ist richtig, dass die Arbeitsgruppe ihre Arbeit beendet hat”, bestätigte Rosenthal. “Das bedeutet jedoch nicht, dass das Thema Bahnverteilung abgeschlossen ist. Es wird nunmehr in der Fluglärmkommission mit allen Mitgliedern weiter behandelt. Der Antrag der Stadt Leipzig befindet sich nach wie vor in der Phase der Bearbeitung. Es wurden Prüfaufträge an die zuständigen Stellen erteilt und deren Bearbeitungsstand sowohl in den Sitzungen der FLK als auch im Dialogforum Flughafen Leipzig/Halle umfassend diskutiert. Insbesondere standen das Thema Bahnverteilung und die Ergebnisse der in der FLK eingerichteten Unterarbeitsgruppe ‘Bahnverteilung’ im Vordergrund. Auch wenn die Tätigkeit der Unterarbeitsgruppe eingestellt wurde, sind in der Sitzung der FLK am 07.11.2012 weitere Untersuchungen mit Hilfe der Betroffenheitsanalyse, auf der Grundlage des in der Unterarbeitsgruppe entwickelten Bewertungsmodells und unter Berücksichtigung der zeitlich versetzten Bahnnutzung entsprechend dem Antrag der Stadt Leipzig beschlossen worden.”

Die Thematik stehe erneut auf der Tagesordnung für die 44. Sitzung der Fluglärmkommission am Mittwoch, 27. März. Die Stadt Leipzig werde sich auch weiterhin auf der Ebene der Fluglärmkommission, für die Umsetzung der im Antrag der Stadt benannten Maßnahmen, so auch zur Optimierung der Bahnverteilung, im Interesse des aktiven Lärmschutzes und des Schutzes der Gesundheit für ihre Bürger einsetzen, beteuerte Rosenthal. Fügte aber in das Satzungetüm dazu all jene ein, die ebenfalls noch in der Fluglärmkommission sitzen und teilweise auf ihre ganz charmante Art dafür sorgen, das sich selbst simpelste Entscheidungen um Jahre verschieben und ja niemand so schnell daran gehindert wird, zu fliegen, wie er lustig ist.

Die von Rosenthal aufgezählten Spielpartner beim ewigen “Mensch ärgere dich nicht” und “maßgeblichen Entscheidungsträger”: Flughafen Leipzig Halle/GmbH,
Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (Genehmigungsbehörde), Deutsche Flugsicherung GmbH, Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, Luftfahrtunternehmen u. a.

Jetzt könnte man eigentlich Wetten darauf abschließen, ob aus dem “Thema auf der Tagesordnung” auch mal ein Beschluss wird. Und in welchem Jahr.

Der Offene Brief der Bürgerinitiativen als PDF zum download.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar