Die Stadt Markkleeberg wähnte sich in den vergangenen Jahren sicher. Trotz eines zielstrebig vorangetriebenen Kita-Sanierungs- und Neubauprogramms könnte es im Herbst 2015/2016 für die Eltern noch schwieriger werden, einen freien Platz für ihr Krippenkind zu bekommen. Die Plätze werden knapp. Die aktuellen Zahlen zwingen nun "zum kurzfristigen Handeln", so Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze gestern Abend im Markkleeberger Stadtrat.

Man kann zwar nicht sagen, dass man sich nicht gekümmert hätte. Der Markkleeberger Stadtrat hat regelmäßig während der Stadtratssitzungen über die aktuellen Planungen beraten, immer wieder Erweiterungen der Betreuungskapazitäten beschlossen und Mittel für die Sanierung und den Bau bewilligt.

Im Frühjahr 2013 sind zwei neue bzw. umgebaute und erweiterte Kindertagesstätten übergeben worden: die Arbeiterwohlfahrt-Kita „Kinderland“ in Wachau mit 27 Krippen- und 50 Kindergartenplätzen sowie die Kita „Am Festanger“, die vom DRK betrieben wird und 24 Krippen- und 70 Kindergartenplätze bereithält. Im Sommer 2013 kam dann auch noch die Kita „Kuhle“ der Diakonie mit 25 Krippen- und 55 Kindergartenplätzen hinzu. Aktuell meldet die Stadtverwaltung für die Unterbringung in Tagespflege 42 Plätze für Kinder im Alter von 1-3 Jahren.

Insgesamt wurden so die Kapazitäten für die Betreuung der Kinder in Markkleeberg auf insgesamt 323 Krippen- und 860 Kindergartenplätze in 14 Einrichtungen erhöht.

Trotzdem reichen die Plätze nun nicht.

Warum gibt es nun trotzdem Grund zum zügigen Handeln?

Im Sommer 2015, wenn die Vorschulkinder den Kindergarten in Richtung Schule verlassen werden, warten viele Eltern drauf, einen der begehrten frei werdenden Plätze zu bekommen. Doch Markkleeberg wächst. 214 Kinder waren zum Stichtag 30.06.2014 unter einem Jahr alt, 434 Kinder waren zwischen einem und drei Jahren alt, 936 Kinder gehörten zur Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen. Bei einem von der Stadtverwaltung zugrunde gelegten Betreuungsbedarf von 90 Prozent im Kinderkrippen- und 98 Prozent im Kindergartenbereich ergibt sich für den Sommer/Herbst 2015 ein Bedarf von 330 Krippen- und 860 Kindergartenplätzen.

Davon werden nochmals die Kinder abgezogen, die zwar in Markkleeberg wohnen, aber nicht hier einen Kita-Platz in Krippe oder Kindergarten in Anspruch nehmen (25 + 65 Kinder), und die Kinder hinzugerechnet, die außerhalb der Stadt wohnen, aber hier in einer Kita betreut werden (5 + 15 Kinder). Im Ergebnis fehlen im Sommer 2015 41 Plätze in der Kinderkrippe und 7 Plätze für die Kindergartenbetreuung.

Markkleebergs OBM Karsten Schütze kündigte in der Stadtratssitzung an, dass man – mit seinen Worten – nun zum Handeln gezwungen sei und alle Maßnahmen prüfe, wie man kurzfristig Engpässe abdecken könne. Er denke, man könne in Markkleeberg auch nochmal werben, um weitere Plätze im Bereich der Tagespflege zu gewinnen, obwohl sich die Situation aufgrund des Mangels an geeigneten Wohnungen als schwierig darstelle. Ein weiterer Grund kommt hinzu:

Wegfall der Betriebserlaubnis für die Kita „Purzelbaum“

Am 31.12.2017 entfällt die Betriebserlaubnis für die Kita „Purzelbaum“ in der Hauptstraße 15 mit aktuell 18 Krippen- und 40 Kindergartenplätzen. Spätestens bis zu diesem Zeitpunkt muss Ersatz für die wegfallenden Plätze geschaffen werden.

Die Stadtverwaltung Markkleeberg zieht daher – so Oberbürgermeister Schütze – den eigentlich erst für 2017/2018 geplanten Kita-Neubau „Sonnenweg“ im Caritas-Kinderdorf um ein Jahr nach vorn und will die Kita schon für 2016/2017 übergabefertig bauen, um den gestiegenen Bedarf zu decken. So entstehen hier bis zum Sommer 2016 weitere 80 Krippen- und 50 Kindergartenplätze.

Kapazitäten sind auch in den Folgejahren knapp

Für die kommenden Jahre zeigt sich ein ähnliches Bild. Die für 2016 neu geplante Kita „Sonnenweg“ entspannt die Situation zwar ein wenig. Aber auch die hinzugekommenen Plätze zeigen in den beiden Folgejahren nur ein Plus von wenigen freien Plätzen. Wenn Markkleeberg weiter wächst oder mehr Eltern überlegen, ihr Kind in einer Markkleeberger Kita betreuen zu lassen, wird die geschaffene Platzkapazität wieder nicht reichen, um den Bedarf zu decken.

Einige Fragen sind also noch offen. Die L-IZ hat bei der Stadtverwaltung Markkleeberg nachgefragt. Auch in den Fraktionen des Stadtrats regt sich Unmut. Die Grünen-Fraktion hat sich gestern Abend bei der Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt geschlossen der Stimme enthalten. Auch hier haben wir nach den Gründen gefragt.

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