Nicht nur an Worten, auch an Taten werden sich die Akteure im Leipziger Neuseenland messen lassen müssen. Die Ergebnisse der Bürgerumfrage im Zusammenhang mit der "Charta Leipziger Neuseenland 2030" waren deutlich: Drei Viertel der Befragten lehnen Boote mit Verbrennungsmotor auf den Gewässern des Neuseenlandes ab.

Die Aussage steckt in einer Tabelle mit dem Titel “Beurteilung der Elektromobilität”. Die Frage, die den Bürgern dazu gestellt wurde, lautete: “Momentan wird diskutiert, auf den Gewässern im Leipziger Neuseenland aus ökologischen Gründen grundsätzlich auf Elektromobilität zu setzen, also Verbrennungsmotoren nur in Ausnahmefällen zuzulassen. Wie beurteilen Sie diese Idee?”

Unter den befragten Leipzigern fanden 76 Prozent diese Idee gut bis sehr gut. 17 Prozent hatten keine Meinung (teils / teils + “kann ich nicht beurteilen”) und nur 7 Prozent fanden die Idee schlecht.

Im Landkreis Leipzig, wo die besonders attraktiven Seen des Leipziger Südraums liegen, fanden 67 Prozent die Idee gut bis sehr gut, 19 Prozent hatten keine rechte Meinung, 14 Prozent fanden die Idee schlecht.

Im Nordraum (unter den Befragten in Nordsachsen) war das Verhältnis 68 : 19 : 13.

Die meisten Neuseenländer wollen also ein ruhiges, erholsames Neuseenland, die Leipziger noch ein wenig mehr als die Bewohner der Landkreise.

Aktuell wird der Rahmen für die Motorisierung bzw. Nicht-Motorisierung im Neuseenland geschaffen. Im Rahmen der anstehenden Schiffbarkeitserklärung werden alle Anrainer und beteiligten Verbände durch die Landesdirektionen um Stellungnahme auch zu diesem Thema gebeten. Denn wahrscheinlich wird es für das zusammenhängende Gewässersystem nur eine Regel geben, die dann für alle gilt. Und mit der Erklärung wird festgelegt, welche Art Boote fahren dürfen. Und welche nicht – oder nur in Ausnahmefällen.

Und nachdem nun schon die Stadt Markkleeberg deutlich gemacht hat, dass sie keine Freigabe für spritbetriebene Motorboote auf den Seen will, die auf dem Stadtgebiet liegen (Markkleeberger See und Cospudener See), bezieht nun auch die Stadt Leipzig eine deutliche Position.

Das betrifft die beiden Seen, die zum größeren oder kleineren Teil (Cospudener und Zwenkauer See) auf Leipziger Flur liegen.

“Eine pauschale Schiffbarkeit des Zwenkauer Sees (im Besonderen durch Verbrennungsmotoren) wird seitens der Stadt Leipzig nicht befürwortet”, erklärt dazu Angela Zabojnik, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft/ Flächenmanagement im Amt für Stadtgrün und Gewässer. “Für Verbrennungsmotoren orientiert die Stadt Leipzig auf eine Einzelerlaubnis (analog der Verfahrensregelung Cospudener See).”

Die Anzahl der Zulassungen soll sich dabei nach den Ergebnissen der Studie “Konzeption der nachhaltigen Nutzung der Tagebauseen in der Region Leipzig (Ecosystem Saxonia, Dezember 2008)” und deren Fortschreibung in den vergangenen Jahren sowie der Einbeziehung der Ergebnisse der Status-Quo-Analyse vom März 2015 beziehen.

Und wenn schon Schiffbarkeit erklärt werden soll (was ja mit dem novellierten sächsischen Wasssergesetz von 2013 so vorgesehen ist), dann soll es eine eindeutig eingeschränkte sein.

Angela Zabojnik: “Die Schiffbarkeit sollte mit der Beschränkung der Schiffbarkeit auf Fahrgastschifffahrt, nichtmotorangetriebenen und elektromotorangetriebenen Sportbootverkehr erteilt werden. Die Stadt Leipzig unterstützt die Zielstellung der elektromotorgetriebenen Motorboote ausdrücklich. Ebenso gibt es umfangreiche Bestrebungen und Gespräche mit einschlägigen Unternehmen, um Infrastruktur im Leipziger Neuseenland zu installieren.”

Was noch fehlt, ist die benötigte Infrastruktur, die in den nächsten Jahren unbedingt geschaffen werden muss, damit das Vorhaben funktioniert, das Neuseenland als Vorbild-Region für Elektromobilität zu positionieren.

Angela Zabojnik: “Gegenwärtig laden die elektrogetriebenen Fahrgastschiffe ihre Batterien mit Kraftstrom vom Land. Um die E-Mobilität auf dem Wasser umzusetzen, wird Ladeinfrastruktur im gesamten Leipziger Neuseenland benötigt. Die gegenwärtigen Lösungen für die bestehende Anzahl von E-Booten ist ein funktionierendes Provisorium. Ladeanlagen werden zukünftig in allen Häfen zur Grundausrüstung gehören. Bisher haben sich die Betreiber der Elektroboote selbständig um die Stromzufuhr gekümmert.”

Und speziell zum Cospudener See sieht sie schon jetzt, dass die Sache funktioniert, auch ohne erklärte Schiffbarkeit: “Der Cospudener See wird gegenwärtig von Segelbooten mit Flautenschiebern, von Elektrobooten und Fahrgastschiffen genutzt. Dieses Angebot gepaart mit attraktiver Gastronomie und Wellnessangeboten an den Ufern zeigt bereits heute wirtschaftliche Effekte.”

Flautenschieber sind in der Regel kleine Verbrennungsmotoren, mit denen Segelboote den Hafen verlassen oder in diesen auch ohne Wind wieder einfahren können.

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